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Im Schatten der Wandlung (German Edition)

Im Schatten der Wandlung (German Edition)

Titel: Im Schatten der Wandlung (German Edition)
Autoren: Alexandra Enz
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nicht und mich würde total interessieren, was hier so los ist und wo man abends hingehen kann. Und ganz wichtig, ich muss wissen, wo genau das College ist. Und vielleicht wo man hier shoppen gehen kann."
    „Okay, dann iss mal zu Ende und mach dich fertig, dann können wir gleich los. Heute ist es auch nicht mehr so trüb draußen wie gestern, die Sonne scheint. Aber zieh dir trotzdem was Warmes an, hörst du?"
    „Du bist wie Mom!", scherzte ich.
     
    Nach ein paar Minuten Fahrt in Tante Loris altem Golf hielten wir an.
    „Hier ist es, dein zukünftiges College. Der Campus ist gewaltig. Die Anmeldung findest du dort in Gebäude 2a. Bestimmt lernst du bald einige nette Leute kennen. Die meisten Studenten sind Schotten, einige kommen aber auch wie du von außerhalb, aus der ganzen Welt zusammengewürfelt."
    Das College war beeindruckend. Ein Campus von beachtlichem Ausmaß, auf dessen Gelände man sich leicht verlaufen konnte. Es bestand aus fünf großen, weißen Gebäuden. Vor jedem von ihnen standen ein paar Bänke und mehrere kleine Bäumchen. Es gab sogar Blumenbeete zwischen den einzelnen Gebäuden, die wohl der Zierde dienen sollten. Leider waren sie im Herbst nicht mehr bepflanzt. Etwas oberhalb des Campus war ein alter Turm, von Wald umgeben, zu sehen. Es vermittelte dem Ganzen einen altertümlichen Touch. In jeder Windbrise lag der Geruch nach nassem Heu. Vermutlich befand sich hier ein Bauernhof ganz in der Nähe.
    Als ich mich auf dem Gelände umsah, die Sonne angenehm auf meiner Haut spürte, fühlte ich mich richtig wohl und nicht mehr so nervös.
    „Hast du eigentlich einen Freund?"
    Auf diese Frage war ich so ganz und gar nicht vorbereitet.
    „Äh, nein. Keinen Freund", sagte ich verlegen.
    „Na dann hast du ja die freie Auswahl. Schottische Jungs sind nicht zu verachten. Und um alle Vorurteile aus dem Weg zu räumen, nicht alle Schotten sind rothaarig."
    Lori zwinkerte mir zu.
    „Also deswegen bin ich eigentlich nicht hier. Aber ich werds mir merken."
    „Ach Sam, jetzt tu doch nicht so! Ein so hübsches Mädchen wie du hat es da doch sicherlich nicht so schwer."
    Ein so hübsches Mädchen wie ich? Ganz so wie sie sah ich das nicht. Zu meinen Vorteilen zähle ich meine langen, kastanienbraunen Haare, meine hellblauen Augen, die kleine, gerade Nase und meine vollen Lippen. Im Großen und Ganzen hatte ich ein sehr schönes Gesicht.
    Doch zu meinen Nachteilen zählt eindeutig meine Größe. Ich war 1,82 m groß und für meine Größe viel zu dünn. Die meisten Mädchen in meinem Alter wünschten sich größer und dünner zu sein, doch bei mir war es gerade andersrum, ich wäre gerne ein paar Zentimeter kleiner. Dann würden auch die Proportionen stimmen. Als Frau war ich schon sehr groß. Selbst in der Schule war ich früher immer die Größte, zusammen mit einigen Jungs eben.
    Ich merkte, wie mir die Röte ins Gesicht stieg. „Na ja, ich äh, komm zurecht."
    Lori fing an zu lachen. „Okay okay, dann lassen wir das Thema - vorerst. Lass uns weiter gehen. Ich zeig dir ein paar Pubs und unser bescheidenes Shoppingcenter."
     
     
    ***
     
     
    Als wir gegen Abend wieder Zuhause waren, ließ ich mich ausgelaugt aufs Bett fallen und dachte nach. Jetzt, da ich das College gesehen hatte, wurde mir im Nachhinein der Ernst der Lage erst so richtig bewusst. Ich war hier in einem fremden Land, ohne Freunde und Familie. Bis auf Tante Lori. Hoffentlich hatte ich mir da nicht zu viel zugemutet und hoffentlich würde ich ein paar nette Leute kennen lernen, sonst müsste ich die ganze Zeit mit meiner Tante verbringen. Gespannt sah ich dem nächsten Tag entgegen. Das Schicksal kann man sowieso nicht beeinflussen.
     
     
     

Neue Bekanntschaften
     
    Am nächsten Morgen erwachte ich durch meinen ohrenbetäubenden Wecker. Ein Abschiedsgeschenk meiner Mom. Es war ein rosa Auto aus Plüsch, das zum angegebenen Zeitpunkt äußerst laut zu hupen beginnt. Man muss es dann an die Wand werfen, um es wieder ruhig zu stellen. Eigentlich etwas für kleine Kinder. Meine Mom fand die Vorstellung wohl witzig, wie ich morgens vor Schreck aufrecht im Bett sitze und dann vor Zorn das Ding gegen die Wand schmettere wie so ein aufgescheuchtes Huhn. Doch den Gefallen tat ich ihr nicht.
    Ich ging ins Bad und machte mich für meinen ersten Tag am neuen College zurecht. Da ich nicht wusste, wie weit die Mode in Schottland fortgeschritten war, entschied ich mich für etwas Zeitloses. Blue Jeans und eine rosafarbene Bluse, dazu bequeme
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