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Im Schatten der Vergeltung

Im Schatten der Vergeltung

Titel: Im Schatten der Vergeltung
Autoren: Rebecca Michéle
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spricht also nichts dagegen, unserer Ehe eine zweite Chance zu geben.«
    Maureens Herz hüpfte vor Freude. Tatsächlich sagte ihr Verstand, es wäre vernünftiger zu gehen. Ihr Gefühl hingegen wollte endlich wieder zu Hause sein und versuchen, die schreckliche Zeit, die hinter ihr lag, zu vergessen, trotzdem gab sie zu bedenken: »Da ist immer noch Frederica ...«
    »Sie wird bald heiraten und Trenance verlassen. Frederica ist noch jung, du musst ihr Zeit lassen.«
    Als hätte das Mädchen gehört, dass man von ihr sprach, bog sie in diesem Moment um die Ecke einer Hecke. Als sie Maureen am Arm ihres Vaters sah, blieb sie wie angewurzelt stehen. Maureen befürchtete, sie würde sich wortlos abwenden. In Fredericas Gesicht zuckte es, deutlich war ihr innerer Kampf zu erkennen. Dann trat sie entschlossen auf ihre Eltern zu und sagte mit fester Stimme: »Meine Hochzeit ist in vier Wochen. Ich habe heute Nachmittag die erste Anprobe des Brautkleides. Es wäre schön, wenn du mir mit deinem Rat beistehen würdest ... Mama ... Auch weiß ich nicht, was ich mit meinem Haar machen soll.«
    Langsam streckte Maureen ihrer Tochter die Hand hin. Frederica ergriff sie, zögernd zwar, hielt sie aber fest. Philipp ging leise davon und ließ die beiden Menschen, die das Wichtigste in seinem Leben waren, allein.

Epilog
    Trenance Cove, Cornwall, Juni 1786
    » Sie kommen, Mylady! Sie kommen!«
    Aufgeregt eilte der alte Jenkins, der seine Arbeit unermüdlich verrichtete, obwohl das Rheuma in all seinen Gelenken steckte, durch die Halle. Mit einem knirschenden Laut auf dem Kies hielt die Kutsche mit dem prächtigen Wappen der Collingfords auf dem Rondell. Bevor ein Diener die Gelegenheit hatte, wurde der Schlag bereits von innen aufgestoßen und ein kleines Mädchen hüpfte heraus.
    »Grandma!«
    Sie rannte auf Maureen zu, die sie liebevoll auffing, auf die Arme nahm und ihre Nase in dem dichten, blonden Haar vergrub.
    »Charlotta! Meine Güte, du bist ja wieder mächtig gewachsen!«
    »Und sie wird dir immer ähnlicher, Mama.«
    Lächelnd stand Frederica neben ihnen. Das weinrote Kleid spannte sich über ihrem gewölbten Leib.
    »Mein Kind, war die Reise auch nicht zu anstrengend für dich? Du musst dich sofort hinlegen und ausruhen.«
    Maureen klang besorgt, Cedric Collingford lachte aber nur laut.
    »Nichts und niemand hätte Frederica auch nur einen Tag länger in den Cotswolds halten können. Meine Frau verfügt über eine gute Konstitution und einen eisernen Willen, darin ähnelt sie ihrer Mutter.«
    Eigentlich waren Frederica, Cedric und die kleine Charlotta bereits vor vier Wochen in Trenance Cove erwartet worden. Heftige Frühjahrstürme mit Unmengen von Regen hatten Straßen überschwemmt und eine frühere Reise unmöglich gemacht.
    »So werde ich also mein zweites Kind hier zur Welt bringen«, sagte Frederica und sah die Fassade hinauf. Tief sog sie die frische Meeresluft ein. »Ich könnte mir keinen schöneren Platz vorstellen.«
    »Aber meine Liebe!«, unterbrach Cedric mit gespieltem Vorwurf.
    »So sehr ich unser Haus in den Cotswolds liebe und es zu meinem Heim geworden ist, es ist nicht Cornwall«, beharrte Frederica. »Ach, ich bin froh, dass wir erst einige Zeit hierbleiben und dann nach Bracken Hall ziehen werden.« Frederica wandte sich an Philipp. »Wie geht es mit den Umbauarbeiten voran? Ich kann kaum erwarten, die neu gestalteten Kinderzimmer zu sehen!«
    Philipp lächelte. »Wir werden morgen mit dem Einspänner hinüberfahren, Frederica, dann kannst du dich selbst überzeugen, in welch neuer Pracht Bracken Hall erstrahlt.«
    »Von mir aus können wir sofort fahren.«
    Maureen lachte und legte einen Arm um die Schultern ihrer Tochter.
    »Nein, meine Liebe, du legst dich jetzt hin, und ich möchte dich vor dem Abendessen nicht mehr sehen«, sagte sie mit gespielter Strenge.
    Frederica verdrehte seufzend die Augen, ließ sich dann aber doch überzeugen, nach der langen Reise ein wenig zu ruhen. Maureen führte sie in ihr altes Zimmer. Liebevoll betrachtete sie ihre Tochter, die in wenigen Wochen Mutter eines zweiten Kindes sein würde.
    »Du siehst gut aus, Frederica. Das Kleine bereitet dir keine Schwierigkeiten?«
    »Nein, bestimmt wird es ein ruhiger, stiller Sohn. Wenn ich daran denke, wie mich Charlotta geknufft und geboxt hat.« Frederica umarmte Maureen. »Es ist schön, wieder zu Hause zu sein. Bei Papa und bei dir. Ganz besonders bei dir.«
    Maureen wandte den Kopf ab, um die Tränen der Rührung vor
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