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Im Schatten der Vergeltung

Im Schatten der Vergeltung

Titel: Im Schatten der Vergeltung
Autoren: Rebecca Michéle
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zweihunderttausend Pfund? Wenn ja, wo hast du sie versteckt? Glaube mir, wenn Papa könnte, hätte er Linnley schon längst geholfen.«
    »Es wird einen Weg geben, und ich schwöre, ich werde Cedric so schnell wie möglich meine Lügen beichten. Vielleicht kannst du mir irgendwann verzeihen?«
    Die Worte erreichten zwar Fredericas Ohren, sie war aber von den Dingen, die sie in der letzten Stunde erfahren hatte, zu schockiert, um ihrer Mutter die Hand zur Versöhnung zu reichen. Die Freude, dass sie lebte, wurde durch die Ränkespiele und Intrige gemindert, denn schließlich war auch sie selbst belogen und betrogen worden.
    »Ich weiß es nicht. Ich weiß überhaupt nicht, wie es weitergehen soll«, antwortete sie aufrichtig. »Zuerst muss ich mit Papa sprechen und möchte aus seinem eigenen Mund hören, ob er wirklich so grausam zu uns gewesen ist.«
    Zögernd trat sie einen Schritt auf Maureen zu, unterdrückte aber den Impuls, sie zu umarmen, sondern drehte sich um und ließ ihre Mutter stehen. Maureen hatte in Fredericas Augen gesehen, wie verletzt und verstört sie war und machte keinen Versuch, ihr zu folgen.
    »Mein Gott, was habe ich getan?«, schrie Maureen in den Wind. Plötzlich gaben ihre Beine nach, und sie fiel in den Sand. Dort blieb sie minutenlang wie betäubt liegen, bis sie sich schließlich langsam wieder aufrappelte. Die Liebe ihrer Tochter hatte sie wahrscheinlich für immer verloren. Das Einzige, was sie jetzt noch tun konnte war, Linnleys Freitod zu verhindern, wenn es dafür nicht schon zu spät war.

23. Kapitel
    D en ganzen Weg zum Haus rannte Frederica, als wäre der Leibhaftige hinter ihr her. Sie musste sofort mit ihrem Vater sprechen. Er sollte ihr mitten ins Gesicht sagen, dass Maureen die Wahrheit gesprochen hatte. Mit letzter Kraft stieß sie die Tür zur Bibliothek auf, und ließ sich dann, am ganzen Körper zitternd, in einen Sessel fallen.
    »Papa, du hast mich belogen!«, schrie sie mit blitzenden Augen, ohne die zweite Person, die sich bei ihrem Eintreten in eine Ecke zurückgezogen hatte, zu bemerken. »Mama lebt! Ich habe nicht geträumt! Meine Mutter ist nicht tot, ich habe soeben mit ihr gesprochen, und was sie mir zu sagen hatte, war alles andere als angenehm.«
    Philipps Herzschlag drohte auszusetzen. Sein Verdacht bestätigte sich – Maureen war tatsächlich hier. Hilflos hob er die Hände.
    »Lass dir erklären ...«
    »Nein!« All ihre Kräfte mobilisierend trat Frederica auf ihn zu. »Sag, dass es nicht wahr ist! Sag einfach, sie lügt, aber nicht, dass du mich derart belogen und um meine Mutter betrogen hast.«
    Philipp konnte ihrem Blick nicht standhalten. Sein Gesichtsausdruck war ein einziges Schuldgeständnis.
    »Dann ist es also wahr«, flüsterte Frederica. »Alles, was Mama erzählt hat, ist wahr. Und ich habe euch beiden, meinen Eltern, vertraut. Du, Vater, hast mich monatelang trauern lassen, und Mutter … Mutter hat Papiere gefälscht, die Cedric dazu gebracht haben, mich zu verlassen.«
    Plötzlich fiel alle Wut von Frederica ab, und sie sackte mit einem Stöhnen ohnmächtig zusammen. Mit einem Satz war Cedric an ihrer Seite und konnte sie gerade noch auffangen, bevor sie mit dem Kopf auf den Boden aufschlug. Er warf Philipp einen verächtlichen Blick zu, der aussagte: Seht her, was Ihr Eurer Tochter angetan habt und sagte laut: »Man sollte sie in ihr Zimmer bringen.«
    Im selben Moment schlug Frederica die Augen auf, um sie sogleich wieder mit einem Seufzer zu schließen. Zärtlich strich Cedric über ihre Stirn.
    »Frederica, hörst du mich? Ich bin es! Ich bin gekommen, um zu sagen, wie sehr ich dich liebe. Wenn du mich noch willst. Wenn du mir verzeihen kannst, dass ich an der Kraft unserer Liebe gezweifelt habe.«
    Frederica blinzelte. »Cedric?«
    Ihre Stimme war nicht mehr als ein Hauch. Sie tastete nach seiner Hand. Erst als sich diese um die ihre schloss, begann sie zu begreifen, dass der geliebte Mann tatsächlich an ihrer Seite war.
    »Ich möchte einen Brandy.«
    »Frederica!«
    »Kind!«
    Beide Männer sahen sie entsetzt an.
    »Na und?«, entgegnete sie herausfordernd. »Es gibt im Leben einer Frau Situationen, da muss sie so stark sein wie ein Mann. Dann kann sie auch starke Sachen wie ein Mann trinken, oder?«
    »Wo sie recht hat, hat sie recht«, murmelte Cedric und grinste.
    Philipp ging zur Anrichte und schenkte ein Glas ein. Sie leerte es in einem Zug, ohne das Gesicht zu verziehen. Mit Cedrics Hilfe stand sie auf, straffte die
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