Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schatten der Erdmagie

Im Schatten der Erdmagie

Titel: Im Schatten der Erdmagie
Autoren: Ashley Parker
Vom Netzwerk:
verschwinden. Nur kurz. Dann tauchte er wieder auf.
    Ihre Nackenhaut zog sich schmerzhaft zusammen. Sie spürte Blicke aus dem Nebel. Nicht nur die Blicke dieser diffusen Gestalt.
    Jetzt hob die Gestalt den rechten Arm und... winkte ihr zu.
    Sie stand stocksteif vor Entsetzen da und vergaß sogar die Augen, die sie aus dem Unsichtbaren heraus intensiv musterten.
    Ellen wollte etwas sagen, doch kein Laut drang über ihre Lippen.
    Die Gestalt kam näher, nur ein paar Schritte. Jetzt war sie noch deutlicher zu erkennen.
    Nein, Irrtum war ausgeschlossen: Dies war keineswegs ein Trugbild, hervorgerufen durch wallenden Nebel, sondern diese Gestalt war real. Sie hob zum zweiten Mal den Arm und winkte ihr zu, diesmal sogar energischer als beim ersten Mal.
    Endlich formten ihre Lippen Worte:
    „ Da – da ist jemand!” stieß sie hervor.
    Die Szene verschwamm vor ihren Augen, weil sie zu blinzeln vergessen hatte, vor lauter Angst, die Gestalt könnte sich unvermittelt ihren Blicken entziehen.
    Jetzt mußte sie doch noch blinzeln, ob sie wollte oder nicht.
    Brook trat neben sie.
    „ Wo?” fragte er erstaunt.
    Ellen sah wieder klar – und die Gestalt war so spurlos verschwunden, als hätte es sie nie gegeben. Auch die brennenden Blicke waren nicht mehr spürbar.
    Doch sie ahnte etwas. Da war mehr als nur wallender Nebel. Da war eine Macht. Diese Macht war stets und ständig allgegenwärtig, überall auf der Erde und wahrscheinlich noch mehr in der Erde. Das wußte sie auf einmal in aller Klarheit. Sie war nicht böse und nicht gut. Sie war einfach da. Doch jetzt manifestierte sie sich da draußen. Sie wurde stärker, in einem begrenzten Bereich.
    Gemeinsam mit Brook starrte sie hinaus. Der sah nichts als wallenden Nebel. Ellen konnte jetzt auch nicht mehr erkennen, doch sie wußte trotzdem, daß da draußen etwas auf sie lauerte. Und irgendwie manifestierte sich in ihr der Gedanke: Heute nacht noch wirst du mehr erfahren. Vielleicht sogar die ganze Wahrheit?
    „ Dort – im Nebel. Eine Gestalt. Wahrscheinlich ein Mann. Ich konnte ihn allerdings nicht genau erkennen.”
    Sie wollte noch hinzufügen: „Er winkte mir sogar zweimal zu!” Aus ungewissen Gründen jedoch behielt sie dieses Detail für sich. Wahrscheinlich war es sowieso belanglos: Warum sollte ihr der Professor glauben, wenn er selber nichts gesehen hatte?
    „ Ja, da treibt sich immer wieder mal jemand herum”, brummte Brook jedoch. „Aber Sie werden jetzt nicht im Ernst vorschlagen, daß wir hinausgehen und nachsehen? Manchmal spielen einem die Sinne auch nur einen dummen Streich.”
    Es klang wie der Versuch einer Beruhigung, obwohl er gründlich mißlang: Ellen wußte ganz genau, was sie mit eigenen Augen gesehen hatte.
    Sie wandte sich vom Fenster ab, dem Innern zu.
    Die Nacht der Entscheidung? flüsterte es in ihr skeptisch. Wie wird diese Entscheidung ausfallen?
     
    *
     
    Brook schlug vor, einen Pizzaservice zu beauftragen, um für etwas Eßbares zu sorgen.
    „ Meine Küche ist vollkommen unbenutzt”, bekannte er. „Für so etwas wie Kochen habe ich einfach keine Zeit. Entweder ich esse in einem der besseren Restaurants oder – noch lieber – lasse mir etwas nach Hause kommen.”
    „ Eigentlich würde ich lieber zu mir nach Hause, wenn ich ehrlich sein will. Es ist schon spät”, sagte Ellen, trotz ihres knurrenden Magens.
    Er schaute sie an, wenig begeistert.
    „ Sie wollen mittendrin abbrechen, noch ehe wir einen Durchbruch erzielt haben? Ja, sind Sie denn nicht selber auch neugierig über die Enthüllungen? Wir haben noch nicht alles ausprobiert. Erinnern Sie sich?”
    Die Nacht der Entscheidung? dachte Ellen mal wieder im stillen. Nein, sie konnte gar nicht hier weg. Nicht nur, weil sich der Professor vielleicht weigerte, sie zu fahren, sondern weil sie in der Tat viel zu neugierig war. Obwohl sich allein schon beim Gedanken daran, hierzubleiben, ein ungutes Gefühl in ihr ausbreitete.
    Wenn sie jetzt wirklich darauf bestanden hätte, nach Hause zu wollen, hätte der Professor am Ende sicher zähneknirschend nachgegeben. Vielleicht hätte er sich selber mit den Worten beruhigt: „In Ordnung, morgen ist schließlich auch noch ein Tag, nicht wahr?”, doch Ellen widerstand der Stimme der Vernunft, die in ihr widerhallte mit den Worten: „Geh weg von hier, Ellen, ehe es zu spät ist!” Sie sagte statt dessen:
    „ In Ordnung, bestellen Sie. Ich habe ziemlichen Hunger. Sie können es ja von meinem Honorar abziehen.”
    „ Nein, das werde
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher