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Im Schatten der Erdmagie

Im Schatten der Erdmagie

Titel: Im Schatten der Erdmagie
Autoren: Ashley Parker
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ich mit Sicherheit nicht tun. Ich gebe das Essen natürlich aus. Wäre ja noch schöner. Betrachten Sie es als eine Art Nachtzulage. Es ist sowieso schon später geworden als wir gedacht hätten.”
    Der Professor räusperte sich kurz. Dann fuhr er fort:
    „ Wenn Sie nichts dagegen haben, machen wir bis dahin noch etwas weiter. Ich bestelle Ihnen dann auch ein Taxi, das Sie nach Hause bringt.”
    Ellen seufzte. Natürlich, auch sie wollte gern wissen, ob vielleicht noch irgendwelche verborgenen Hinweise im Manuskript enthalten waren. Sie machte sich innerlich bittere Vorwürfe, daß sie Peter nicht noch einmal angerufen hatte. Außerdem hatte sie über allem völlig ihre arme Mutter vergessen. Die würde sich gewiß schon Sorgen machen. Aber wenn sie jetzt anrief, wo es schon so spät war, brachte das auch nichts. Vielleicht warf sie Peter und ihre Mutter nur unnötig aus dem Bett und brachte sie um ihren wohlverdienten Schlaf?
    Ach, Mutter glaubt bestimmt, ich sei mit Peter zusammen! beruhigte sie sich selber. Trotzdem, es war nicht in Ordnung, daß sie einfach so mit dem Professor gefahren war und vielleicht erst gegen Morgen nach Hause kam. Was sollte man denn von ihr denken?
    Einen letzten Einwand wagte sie, doch der klang reichlich lahm:
    „ Wenn ich Ihnen mitten im Satz einschlafe, ist das nicht meine Schuld!”
    „ Das wird Ihnen auch niemand übel nehmen”, versicherte der Professor prompt. Dann ging er zum Telefon und rief endlich den Pizzaservice an.
    Nach dem Telefonat meinte er: „Die werden nur ein paar Minuten benötigen, erfahrungsgemäß.”
    „ Na, dann...”, sagte Ellen leichthin.
    Sie setzte sich wieder und nahm das Manuskript in beide Hände.
     
    *
     
    Ellen übersetzte noch einige Passagen. Aber der Text schien immer sinnloser zu werden. Die einzelnen Sätze hatten kaum noch einen erkennbaren Zusammenhang.
    „ Vielleicht ist das Ganze doch in irgendeiner Form verschlüsselt”, unterbrach Brook die junge Frau plötzlich, die alte Idee wieder aufgreifend. „Kerimov soll sich angeblich mit okkulten Verschlüsselungssystemen befaßt haben, wie mir eben einfiel. Insbesondere die Zahlenmagie hatte es ihm ein paar Jahre lang angetan, ehe er sich anderen Gebieten zuwandte…”
    „ Das erste unleserliche Wort auf dieser Seite war in der sechsten Zeile”, stellte Ellen fest.
    „ In welcher Zeile?” hakte Brook nach.
    Ellen zählte noch einmal.
    „ Es ist die sechste, in der Tat!”
    „ Das ist kein Zufall!” behauptete er fest.
    „ Auf Seite sechsundsechzig!” ergänzte Ellen mit unheilschwangerer Stimme.
    Der Professor nahm ihr das Manuskript aus den Händen. Er riß es förmlich an sich. Sein Blick wirkte angestrengt.
    „ Sechsundsechzig, die Zahl des Satans in vielen Kulten und geheimen Lehren.”
    Es klingelte an der Tür.
    Das konnte nur der Pizzaservice sein. Die Zeit jedenfalls paßte. Und wer sollte sonst noch zu dieser fortgeschrittenen Stunde den Professor aufsuchen wollen? Falls überhaupt jemals jemand dem Professor einen Besuch abstattete. Ellen hatte jedenfalls das dumpfe Gefühl, seit ziemlich langer Zeit der erste Mensch zu sein, der außer dem Professor dieses Haus hier betreten hatte.
    „ Würden Sie bitte an die Tür gehen?” fragte Brook geistesabwesend, der sich einfach nicht mehr von dem Manuskript losreißen konnte. „Bezahlen brauchen Sie natürlich nicht. Ich lasse bei dem Pizzaservice immer anschreiben. Die kennen mich schon. Am Monatsende kriege ich eine Rechnung und so weiter...” Er winkte mit einer Hand, damit sie sich endlich sputete. Dabei schaute er sie noch nicht einmal an. Seine Augen schienen an den Manuskriptseiten festzukleben.
    „ Sicher”, meinte Ellen und verließ das Zimmer, um zur Eingangstür unten in der Halle zu gehen.
    Der Professor starrte indessen unentwegt und fasziniert auf das handgeschriebene Manuskript. Sein Blick schien sich in der Tat geradezu an ihm festzusaugen.
    Er zählte die Zeilen, blätterte blitzschnell, zählte, reihte die Buchstaben automatisch in Gedanken in einer bestimmten Weise aneinander, geleitet von dem Zahlencode, mit dem er sich zu einem anderen Zeitpunkt bereits beschäftigt hatte. Mit jedem Buchstaben wurde er sicherer.
    Seine Russischkenntnisse gingen gegen Null. Trotzdem begann er zu begreifen. Es war gespenstisch, ja, unheimlich, und er hatte keine Gelegenheit, sich darüber zu wundern, denn er konnte nicht mehr aufhören mit der Entschlüsselung, als würde von dem Manuskript ein magischer Zwang
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