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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
Autoren: Volker Ferkau
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selben Moment schäumte das schnabelähnliche Maul aus dem Meer, von einem grünen Schädel liefen Sturzbäche, ein warziges Etwas mit unzähligen Muscheln und Augen behaftet. Blitzende Zähne schnappten nach den Menschen. Der Dämon schob mit Urgewalt die Schiffe auseinander. Ketten rissen wie Nähfäden, Haken spritzen aus den Verankerungen und krachten in Holz und Menschen. Der Dämon stützte seine Tentakel auf jeweils ein Schiff. Dazwischen stemmte er sich mit einer nahezu menschlich wirkenden Bewegung hoch und ragte fast ganz aus dem Wasser. Sein Schädel saß auf einem schlangenartigen Hals, sein Maul stieß vor wie bei einem Raubvogel. Er griff sich ein Opfer nach dem anderen. Sein Schädel ruckte vor und zurück, mit seinen Unterarm langen Zähnen zerriss er Fleisch und verschlang zerstückelte Gliedmaßen.
    Schreie gellten über das Wasser.
    Alles ging blitzschnell.
    Der Margoulus ließ sich fallen, zog seine Tentakel schlängelnd ab, wobei er so viel Wasser verdrängte, dass nun beide Schiffe zu kentern drohten. Er wälzte sich im Wasser um die eigene Achse und war verschwunden.
    Connor erinnert sich daran, dass er zu den Göttern betete und nur an eines dachte: Ich habe überlebt!
    Als wolle das Schicksal ihn weiter prüfen, hielt es eine dritte Überraschung für ihn bereit.
     
     
    Fackeln, wohin man blickte.
    Aber auch Verunsicherung.
    Sie alle spürten den Ärger, doch ein Mord war eine ganz andere Geschichte. Solange sich jeder erinnern konnte, hatte es noch nie einen Mord gegeben. Diese Form der Gewalt war den Barbs fremd. Was geschah mit ihnen, wenn neuerdings selbst so etwas möglich war?
    Bob führte den Suchtrupp an. Er hatte sich für einige besonnene Barbs entschieden. Sie streiften durch Mischwald und kamen in die Region, welche von Palmen begrenzt war. Dahinter lag der Strand und Bamigs Boot. Von dort fuhr er hinaus, nie sehr weit von der Küste entfernt, denn er fürchteten das. Sie hatten das Glück, dass es vor Fuure große Fischvorkommen gab, die fast bis an den Strand kamen, wo Bamig sie mit seinem Netz fangen konnte.
    Würde der Fischer aufs Meer flüchten?, fragte sich Bob. Er konnte es sich nicht vorstellen. Die Furcht vor den Meeresdämonen war den Barbs seit Gedenken so tief eingepflanzt, dass sie selbst nicht mehr wussten, warum. Was sie wussten, war folgendes:
    Das Meer war ein feindlicher Ort. Hätten die Götter gewollt, dass ein Barb aufs Meer ging, hätten sie ihm Flossen und Schwimmhäute gegeben. Ein Barb war da, wo er hingehörte. So war es stets gewesen und so würde es in Zukunft sein.
    »Beim Boot ist niemand«, sagte Burrl und hielt die Fackel zur Seite und kniff die Augen zusammen.
    »Vielleicht versteckt er sich in der Nähe«, gab Bob zurück. Er war verwirrt, das konnte er nicht verbergen. Und zornig! Er kannte und schätzte Bamig, ein netter Barb, der stets fleißig gewesen war. Ein guter Freund, jemand, auf den man sich verlassen konnte. In einer kleinen Gemeinschaft wie der der Barbs war das wichtig. Man musste sich aufeinander verlassen können. Ein winziger Störfaktor brachte das Dorfgefüge durcheinander. Das konnte man sich nicht erlauben. Es gab nur sie wenige und diese kleine Insel!
    Der Ärger hatte alles verändert.
    Niemand war dagegen gefeit. Wer konnte wissen, was noch folgen würde? Erst ein Mord, dann noch einer und noch einer und letztendlich hatte sich das Volk der Barbs selbst aufgefressen?
    Bob schüttelte den Kopf, um die düsteren Gedanken loszuwerden. Solange er denken konnte, war er ein Barb gewesen, der sich auch im Regen wohlfühlte. Für alles, was das Leben einem Barb schenkte, war er dankbar. Das sang er im Kreis der Dorfbewohner, so erzog er seine Kinder und so lebte er.
    »Ich glaube, ich sehe etwas …«, sagte Bemtoc neben ihm.
    »Mmpf«, brummte Bob. Er näherte sich der Silhouette des Bootes. Sterne glühten über ihnen und reflektierten im Meeresspiegel, der so glatt war, dass Bob sich fragte, was daran so gefährlich sein sollte? Es gab sie – Meeresdämonen. Manchmal, wenn er oben auf den Hügeln saß und über das Wasser blickte, sah er sie am Horizont aus dem Wasser springen. Bevor sie versanken, bliesen sie Fontänen in die Luft. Einige von denen seufzten oder stöhnten. Sie warteten auf Schiffe, die sie mit sich in die Tiefe ziehen konnte.
    Bob schüttelte sich und leuchtete die Szenerie aus.
    Zuerst sahen sie seine Haare, dann schoben sich weiße, panisch blickende Augen über den Bootsrand. Wut stieg in Bob hoch. Am
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