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Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Titel: Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)
Autoren: Frank Domeier
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ehrwürdige Herr Dietrich Christina zum ersten Mal sah.«
    Alles schaute auf den Burgherrn, der mit gesenktem Kopf und geschlossenen Augen auf seinem Stuhl saß, von seiner Schwiegertochter gestützt.
    »Auch er hat das Wappen auf dem Messer erkannt, als man ihm die Waffe zeigte, mit der Wilhelm ermordet worden war. Doch zurück zu Katharina von Falkenstein. Wie man immer wieder in Geschichten und Liedern hört, soll die außerordentlich schöne, junge Frau, die übrigens in einem Kloster erzogen wurde, vor vielen Jahren auf einer Reise durch die Eifel zusammen mit ihrem kleinen Gefolge spurlos verschwunden sein.«
    Aus der Runde kam allgemeine Zustimmung. Davon hatte man in der Tat schon gehört.
    Doch nun wandte sich Nikolaus an Dietrich: »Sollte uns das nicht besser der Herr von Manderscheid berichten?«
    Der alte Mann hob langsam den Kopf. Mit dem Verweis auf seinen angegriffenen Zustand wollte seine Schwiegertochter einschreiten, aber ein finsterer Blick von Dietrich brachte sie zum Schweigen.
    Mit schwacher, heiserer Stimme begann er zu erzählen: »Der Vorgänger unseres ehrwürdigen Kurfürsten, sein Onkel Werner von Falkenstein, war für seine vielen Kriege gegen seine Nachbarn bekannt.«
    Otto stimmte dem zu: »Leider führten die vielen Fehden fast zu seinem Ruin.«
    Dietrich fuhr fort: »Der Kurfürst drohte mir mit einem Angriff. Und dann hörte ich, dass seine Nichte Katharina auf der Durchreise in der Nähe übernachtete. Ich ergriff die mir gebotene Gelegenheit und nahm sie heimlich im Wald gefangen. Die beiden Begleiter und ihre Zofe wurden getötet und verscharrt. Falls Werner von Falkenstein wirklich einen Angriff wagen sollte, wäre sie mein Druckmittel gegen ihn gewesen. Aber dann konnte ich mich mit ihm doch noch gütlich einigen.«
    »Was tatet Ihr mit Katharina?«, fragte der Kurfürst.
    »Sie war wirklich sehr hübsch – und so jung und unschuldig. Meine Frau war kurz nach der Geburt Wilhelms im Jahr zuvor verstorben. Ich verliebte mich in Katharina und machte sie zu meiner Mätresse. Als sie schwanger wurde, habe ich sie dem Müller gegeben. Als Gegenleistung brauchte er dafür keine Steuern mehr zu zahlen. Meine beiden älteren Söhne wollten Katharina nämlich nicht mehr hier im Haus haben.«
    Er schaute auf seinen Sohn, der mit verschränkten Armen und versteinerter Miene neben ihm stand und stur ins Leere schaute. Nach dem erschrockenen Gesichtsausdruck seiner Frau zu urteilen, kannte sie das Familiengeheimnis noch nicht.
    Jetzt verstand Nikolaus auch das eigenartige Gespräch, das er mit Dietrich II. geführt hatte. Der Hass auf Katharina begann genau zu dem Zeitpunkt, als sie im Begriff stand, den Platz der verstorbenen Mutter an der Seite des Vaters einzunehmen. Und diese Abneigung war dann auf Christina übertragen worden. Dietrich hatte seiner Stiefschwester jede Schlechtigkeit zugetraut.
    Der alte Herr sprach weiter: »Aus Rücksicht auf meine Söhne, deren Liebe ich nicht verlieren wollte, habe ich nie wieder versucht, mit Katharina Kontakt aufzunehmen. Ich wusste zwar, dass sie eine Tochter geboren hatte, aber ich wollte mich nicht der Qual aussetzen, sie zu sehen. Es war schon schlimm genug, die Frau verstoßen zu haben, die ich so sehr liebte. Als ich hörte, dass sie vor Kummer und Leid verschieden war, wollte ich am liebsten auch sterben. Heimlich ließ ich deshalb ihre Leiche holen und legte sie in unsere Gruft. Wenn es so weit ist, will ich neben ihr zur Ruhe kommen. Reginus wusste, dass auf dem Friedhof nur ein leerer Sarg begraben wurde.«
    Nach diesem bestürzenden Geständnis herrschte einen Moment andächtige Stille. Nikolaus erinnerte sich an die Geschichten mit dem Sarg, die Ruprecht und die Gäste im Wirtshaus erzählt hatten. Sie waren tatsächlich wahr gewesen – jedenfalls teilweise.
    Der Kurfürst fragte nun: »Warum ist meine Base nie zu uns zurückgekehrt?«
    »Als ich Katharina zu ihrer Familie schicken wollte, hat sie das aus Scham verweigert. Im Kloster war sie so streng erzogen worden, dass sie die Schändung als ihre eigene Schuld ansah. Also wurden sie und Reginus verheiratet.«
    Plötzlich war Christinas Stimme zu vernehmen, kaum verständlich. »Davon habe ich nichts gewusst. Ihr seid mein Vater?«
    »Ja, mein Kind. Es tut mir so unendlich leid, was ich deiner Mutter und dir angetan habe. Es ist unverzeihlich.«
    Christina erhob sich mühsam, es schien, als wollte sie noch etwas sagen – aber sie wurde vom Weinen geschüttelt. Ihr bisheriges Leben,
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