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Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Titel: Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)
Autoren: Frank Domeier
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das sowieso schon wenig Gutes für sie bereitgehalten hatte, lag nun völlig in Scherben vor ihr. Wohin gehörte sie? Wer war ihre Familie? Es war kein Wunder, dass sie nie ein gutes Verhältnis zum Müller hatte haben können.
    Otto von Ziegenhain durchbrach diese Szene: »Genau diese Geschichte erzählte mir auch Rüth.«
    Nikolaus wurde hellhörig. »Reginus Rüth, der Müller?«
    »Ja.«
    »Wann?«
    »Er kam am späten Abend und hat mir alles erklärt. Er bat mich um Unterstützung, damit Christina gerettet werde. Und so sind wir mitten in der Nacht losgeritten.«
    »Er ist also nicht tot?«, fragte Nikolaus.
    Jetzt meldete sich auch Christina zu Wort. Erstaunt fragte sie: »Wieso sollte er tot sein?«
    »Weil man mir den Mord an Eurem Vater … äh … ich meine … an Rüth vorgeworfen hat, weil er verschwunden ist.«
    »Warum solltet Ihr das tun?«
    Nikolaus hob die Schultern. »Weiß ich auch nicht.«
    »Immer ruhig mit den jungen Pferden«, rief der Kurfürst dazwischen. »Keine Aufregung, meine Herrschaften. Er ist hier.« Und zeigte mit erhobener Hand zur Tür.
    Reginus schob sich zwischen den Wachen hindurch nach vorn. Die ganze Zeit über hatte er sich versteckt gehalten. Langsam ging er auf Christina zu. Schweigend standen die beiden voreinander und blickten sich an.
    Schließlich sprach der Müller: »Ich habe mich nicht getraut, Katharina zu helfen. Ich war zwar mit ihr verheiratet, aber sie war nie meine Frau. Sie wohnte nur zufällig im gleichen Haus wie ich. Aber ich wollte jetzt nicht den gleichen Fehler machen. Bitte entschuldige, dass ich nichts gesagt habe. Mir fehlte der Mut. Bis gestern. Bis der junge Fremde hier es mir klar gemacht hatte.« Er zeigte auf Nikolaus. »Daher wusste ich auch, wo ich den ehrwürdigen Kurfürsten finden konnte.«
    Christina und ihr Ziehvater begannen – neugierig beobachtet von den Anwesenden – leise, ganz zaghaft miteinander zu reden, aber die Distanz blieb. Es war keine Berührung zu beobachten, schon gar keine Umarmung des gegenseitigen Verzeihens. Diesen Moment der Ablenkung nutzten der Hauptmann und Nikolaus, um heimlich miteinander zu tuscheln.
    Doch bald rief das rhythmische Klopfen von Dietrichs Stock auf dem Boden alle zur Ordnung; der Burgherr nahm sich als Herr im eigenen Haus das Recht heraus, auf seine Art für Aufmerksamkeit zu sorgen.
    Als alle ihn erwartungsvoll anschauten, ließ er seinen Stock ruhen und fragte Nikolaus: »Krebs, warum habt Ihr meinen Sohn getötet? Nur weil Christina Wilhelm gefiel? Ich wusste nicht, dass sie seine Schwester ist. Ich hatte sie vorher noch nie gesehen. Erst an Wilhelms Totenbett wurde es mir klar. Hätte ich eher erfahren, dass es ihm um Katharinas Tochter ging, hätte ich es sofort verboten.«
    Der junge Mann verneigte sich demütig. »Wie ich schon mehrfach beteuert habe, habe ich Euren Sohn nicht auf dem Gewissen. Es war jemand anders.«
    Nun platzte der Priester dazwischen. »Wir haben doch alle Beweise hier: Wilhelms Ring, seinen Umhang, Euer Tuch, das Messer. Wie könnt Ihr da noch immer leugnen?«
    »Richtig!«, rief der junge Dietrich aus. »Warum gebt Ihr es nicht endlich zu?«
    Nikolaus war sich bewusst, dass man ihn nicht so einfach reden lassen würde; jedes Argument würde sofort im Ansatz verworfen werden, bevor er noch zum Kernpunkt gekommen war. Dies war kein wirkliches Gericht, wo sich ein Angeklagter verteidigen konnte. Er war schon verurteilt worden.
    Deshalb wandte er sich an den Kurfürsten: »Euer Durchlaucht, darf ich etwas erklären?«
    Otto verstand sofort. Er bat den Herrn von Manderscheid inständig, dass Nikolaus seine Erkenntnisse offen darlegen durfte. Schließlich hatte der junge Mann ja auch Christinas wahre Herkunft entdeckt. Warum sollte er nicht auch den wirklichen Mörder enthüllen?
    Der Burgherr nickte müde. »Macht schon. Aber macht schnell.«
    »Danke.« Nikolaus verneigte sich abermals und ging dann zur Mitte des Raumes. »Als Wilhelm gefunden wurde, war Christinas Messer sehr auffällig in seiner Brust positioniert. Selbst ein Blinder hätte sie sofort als Verdächtige festnehmen lassen. Aber wer ist so dumm und präsentiert seine Waffe wie auf einem Silbertablett? Eine Waffe, die ein Dutzend Leute oder sogar mehr kennen? Also musste eigentlich jedem, der die Wahrheit suchte, klar sein, dass hier mit Absicht Christina als Sündenbock gewählt worden war. Und die Art, wie Wilhelm getötet worden war – diese unmenschliche Grausamkeit – ließ nur einen Grund zu:
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