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Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Titel: Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)
Autoren: Frank Domeier
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noch Rüth?«
    Der junge Mann hob erschrocken den Kopf. Was sagte der Burgherr da? »Ehrwürdiger Herr, ich habe den Müller nicht angerührt.«
    »Lügt nicht! Inzwischen habt Ihr doch alle Skrupel verloren. Auf einen Mord mehr oder weniger kommt es Euch auch nicht mehr an.«
    Seine Lage wurde immer verzweifelter. Was aber, wenn Seidel bezeugen konnte, dass er zur Tatzeit nicht allein gewesen war? »Wo und wann wurde er denn gefunden?«
    »Wer?«
    »Der Müller.«
    Dietrich schüttelte den Kopf. »Wer sagt, dass er gefunden wurde?«
    Nikolaus riss die Augen ungläubig auf. »Aber Ihr sagtet doch …«
    »Macht Euch nicht lustig über mich!«, donnerte der Burgherr. »Rüth ist verschwunden, Ihr wart in seinem Haus, habt in seinen Sachen herumgeschnüffelt, also habt Ihr ihn umgebracht. Sagt, wo Ihr die Leiche versteckt habt!«
    »Ich habe ihn doch auch gesucht! Ich habe ihn nicht getötet! Warum sollte ich?«
    Doch niemand antwortete. Der Burgherr griff nun nach Wilhelms Sachen, die auf dem Tisch lagen. Langsam zog er Wilhelms Umhang hervor und breitete ihn aus. Mit einer vorsichtigen Bewegung strich er über den Stoff, als wollte er seinem Sohn den Kopf tätscheln. Tränen rollten ihm über die Wangen. Tröstend legte die Schwiegertochter ihre Hand auf seine Schulter.
    Nun öffnete sich die Tür zum Palas erneut. Zwei Wachen brachten Christina herein. Als Dietrich sie erblickte, schloss er schnell die Augen. Nikolaus beobachtete seine Reaktion genau. Der Burgherr ballte die Fäuste – nicht aus Wut. Welche Sünde quälte ihn so sehr, dass er kaum in der Lage war, das junge Mädchen anzuschauen?
    Christina wurde neben den noch immer knienden Nikolaus gestellt. Alles wartete auf Anweisungen von Dietrich. Doch der saß mit geschlossenen Augen auf seinem Stuhl und atmete schwer. Seine Schwiegertochter hüstelte kurz und stieß dann ihren Mann, als der keine Reaktion zeigte, kurz mit dem Ellenbogen an. Seinen fragenden Blick beantwortete sie mit einem kurzen Nicken.
    Doch inzwischen war Pater Ruprecht vorgetreten und ergriff das Wort: »Es steht außer Frage, wer der Mörder ist. Wilhelms Sachen wurden bei dem Verbrecher Krebs gefunden. Dann sein Tuch, mit dem Hans Hecken erdrosselt wurde. Wolfgang Hecken kann deshalb auch nur von ihm getötet worden sein. Und das Kleid der Christina Rüth beweist, dass die beiden gemeinsam gehandelt haben.«
    Bisher hatte die junge Frau schweigend zugehört. Doch jetzt rief sie aus: »Nein! Ich habe nichts damit zu tun!«
    »Schweig still, du Weib! Zusammen mit deinem Geliebten hast du Wilhelm ermordet!«
    Erschrocken starrte sie auf Nikolaus. »Ich bin nicht seine Geliebte!«
    Ruprecht lachte laut. »Du leugnest noch? Deine Schuld ist bewiesen!«
    Christina fiel weinend neben ihrem mutmaßlichen Geliebten auf die Knie und flehte den Burgherrn um Gnade an. Sie schwor beim Seelenheil ihrer Mutter, dass sie mit den Morden nichts zu tun habe.
    Doch der Priester sprach mit lauter Stimme weiter: »Als der junge Herr Wilhelm diesem unwürdigen Geschöpf aus Versehen zu nahe kam, schmiedeten die beiden hier ihren teuflischen Plan, sich an ihm zu rächen. Und durch Krebs´ stümperhafte Nachforschungen sollte der Verdacht auf unbescholtene Untertanen gelenkt werden.«
    Nikolaus war so sehr damit beschäftigt gewesen, Dietrichs Regungen zu studieren, dass er nur mit halbem Ohr zugehört hatte. Das Zucken, das immer dann Dietrichs Gesicht verzerrte, wenn Christina sprach, war unübersehbar. Aber außer ihm schien keiner darauf zu achten.
    Als dem jungen Mann nun bewusst wurde, was der Priester da behauptete, erhob er Einspruch. »Wilhelm wurde aus Rache getötet. Ja, das stimmt. Aber nicht von mir und auch nicht von Christina.«
    Eine diensteifrige Wache trat ihm gegen die Schulter, sodass er stöhnend zur Seite fiel. Das hätte der Soldat nicht tun sollen, denn schon war sein Hauptmann neben ihm und raunte ihm etwas Unerfreuliches ins Ohr. Sofort stand der Untergebene stramm und lief rot an.
    In diesem Moment richtete Dietrich sich auf und verkündete: »Der angeklagte Krebs wird zum Tod mit dem Schwert verurteilt. Morgen früh wird das Urteil vollstreckt. Christina bleibt im Kerker. Über sie wird später geurteilt.«
    Nikolaus wurde schwarz vor Augen, wilde Verzweiflung bemächtigte sich seiner. Bisher hatte er noch immer auf ein Wunder, auf eine unerwartete Wendung gehofft. Doch nun ging es endgültig mit ihm zu Ende.
    Der Burgherr schickte sich an, den Raum zu verlassen, als plötzlich
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