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Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Titel: Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)
Autoren: Frank Domeier
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und stürzte dann zu Boden. Soldaten umringten und traktierten ihn. Dabei johlten sie vor Vergnügen und überschütteten ihn mit den unflätigsten Beleidigungen. Mit den Armen schützte er zwar sein Gesicht, doch die Schläge an Rücken, Bauch und Hinterkopf waren schlimm genug. In seiner Not betete er laut zum Schöpfer um Beistand und Hilfe. Es half – jedenfalls etwas. Die Soldaten hörten auf, ihn zu schlagen, rissen ihn dafür aber an seiner Kleidung grob auf die Füße.
    »Endlich haben wir Wilhelms Mörder!«, schrien sie. »Endlich haben wir dich, Bürschchen!«
    »Ich war´s nicht!«, versicherte Nikolaus mehrfach.
    Doch niemand schenkte seinen Worten Beachtung. Stattdessen wurde er wie ein Strohsack hin und her geschubst. Was war Seidel doch für ein hinterhältiger Kerl – hatte ihm vorgegaukelt, ihm zu glauben und auf seiner Seite zu sein! Welch infame Lüge! Nichts als eine Finte, um Nikolaus so lange in Sicherheit zu wiegen, bis Verstärkung da war.
    Doch wie aufs Stichwort kam der Hauptmann hereingestürmt und rief: »Was geht hier vor?«
    Anstelle seiner Männer antwortete ihm Nikolaus: »Warum habt Ihr mich verraten? Ich habe Euch vertraut!«
    Seidel bedeutete ihm zu schweigen und wiederholte seine Frage mit scharfer Stimme.
    Einer der Soldaten antwortete zögerlich: »Was denn schon? Ein Bauer wollte mahlen lassen. Da er der Erste sein wollte, war er schon in der Nacht da und entdeckte den Kerl da. Und da er wusste, dass wir den Halunken suchen, gab er der Torwache Bescheid. Und da sind wir sofort los.«
    »Aber es ist noch längst nicht bewiesen, dass er der Mörder ist.«
    »Aber Hauptmann …« Die Soldaten schauten sich verwundert an. »Das wissen doch alle.«
    Seidel wurde lauter: »Bisher hat ihn noch kein Gericht schuldig gesprochen!«
    Die Männer zogen die Köpfe ein. Sie wollten sich wegen eines dämlichen Gefangenen keinen Ärger einhandeln. »Warum seid Ihr so aufgebracht? Seid doch froh, dass wir den Mörder endlich haben.«
    »Ich warne Euch! Noch ein Tritt oder ein Schlag, und Ihr sollt mich kennenlernen!«
    Murrend fügten sie sich ihrem Vorgesetzten. Auf Befehl des Hauptmanns hin banden sie Nikolaus die Hände vor seinem Bauch zusammen und schoben ihn vor sich her nach draußen. Dass sie nicht auf den einen oder anderen Knuff oder Schubser verzichten konnten, verstand sich von selbst. Währenddessen nahm Seidel die Listen, Wilhelms Sachen und Christinas Kleid an sich.
    Nikolaus tat alles weh, sein ganzer Körper fühlte sich wie eine einzige Wunde an. Gebrochen schien zum Glück nichts, aber die Quetschungen und Blutergüsse würden ihn noch einige Tage quälen. Aber wer sagte denn, dass er noch so lange leben würde? In Gedanken entschuldigte er sich beim Hauptmann für die falsche Verdächtigung.
    In der langsam heller werdenden Morgendämmerung ging es nun wieder zur Burg. In Niedermanderscheid wurde der Trupp Soldaten kaum bemerkt. Nur ein, zwei verschlafene Nachbarn schauten den Männern hinterher. Auf der Burg angekommen, wurde Nikolaus in ein winziges Kellerloch gesperrt. Er sollte dort warten, bis der Burgherr gerufen wurde.
    Er wusste nicht, wie lange er in völliger Dunkelheit in dem feuchten, kalten Verlies gewartet hatte. Es kam ihm wie Stunden vor, in denen er krampfhaft überlegte, was er falsch gemacht hatte, wieso ihm die ganze Situation so entglitten war, warum er seine Neugier nicht hatte beherrschen können. Die Lage war aussichtslos geworden. Eine Flucht war nun unmöglich. Was würden seine Eltern bloß denken, wenn sie hörten, dass er wegen Mordes hingerichtet worden war? Doch nicht unser Sohn, der tut so etwas nicht! Und sein Herr, der Kurfürst? Zum Glück bin ich den Schurken noch früh genug losgeworden, bevor er einen von uns umgebracht hat.
    Schließlich führte man Nikolaus in den Palas. Inzwischen war es Vormittag geworden. Im Versammlungssaal waren neben dem Burgherrn auch sein ältester Sohn und seine Schwiegertochter anwesend. Der alte Dietrich saß auf einem Stuhl neben dem großen Tisch, während sich seine Kinder dahinter aufgestellt hatten. Dann entdeckte Nikolaus auch Pater Ruprecht, der sich in die hinterste Ecke verzogen hatte, aber die ganze Szene sehr aufmerksam beobachtete. Nun kam der Hauptmann Seidel und legte alle Stücke auf den Tisch, die er in der Mühle eingepackt hatte.
    Nikolaus fiel vor Dietrich von Manderscheid auf die Knie und beteuerte seine Unschuld.
    Doch der alte Herr unterbrach ihn mit heiserer Stimme: »Warum nun auch
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