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Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Titel: Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)
Autoren: Frank Domeier
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über der Tür auf sich aufmerksam machte. Der Wirt, ein ebenso großer wie rundlicher Mann mittleren Alters, in dessen Gesicht sich stets ein verschmitztes Lächeln zu zeigen schien, überließ dem einsamen Wanderer gern eine Kammer. Sofort begann der Hausherr ein freundliches Gespräch über das Wer, Woher und Wohin. Als er hörte, dass Nikolaus aus Köln kam, war er kaum noch zu halten.
    »Ich bin auch aus Köln!«, rief er freudig aus. »Das nenn´ ich mal ´nen netten Zufall! Ich bin dort aufgewachsen. Erst durch meine Frau hat es mich nach hierhin verschlagen. Erlaubt Ihr, dass ich mich vorstelle? Mein Name ist Karl Kleinz.«
    Und schon war die rheinische Frohnatur am Erzählen. Er war ein erfreulicher Kontrast zum griesgrämigen Müller und dem bissigen Amtmann. Die Zeit verging wie im Fluge. Schließlich unterbrach Nikolaus das Gespräch mit der Bitte, ihm seine Kammer zu zeigen, und mit der Frage nach einer Mahlzeit.
    »Na klar. Machen wir sofort.« Der Wirt beschrieb den Weg über die Treppe im hinteren Teil des Hauses in den oberen Stock. Inzwischen würde er Brot, Speck, Käse und einen Krug Bier holen und ihm ein gutes Mahl in der Gaststube bereiten.
    Nikolaus brachte seine Sachen in die kleine, niedrige Kammer, die sauber und sehr ordentlich war. Die Einrichtung bestand lediglich aus einem grob gezimmerten Bett. Durch ein winziges Fenster schaute man auf den Marktplatz. Er schob die Lagerstätte weiter in die Ecke, um daneben mehr Platz für sein Bündel und seine persönlichen Utensilien zu haben. Zufrieden setzte er sich auf den frisch gestopften Strohsack und machte sich einige Notizen. Er hatte es sich angewöhnt, alle seine Reisen zu dokumentieren: In welchen Orten er gewesen war, durch welche Gebiete er gekommen war. So konnte er für sich eine ganz persönliche Karte Europas erstellen. Von Kues über Heidelberg bis Padua und wieder zurück über Koblenz nach Köln. Nach Paris wollte er unbedingt auch noch. Die dortige Universität war eine der besten des Abendlandes.
    Schließlich begab er sich wieder nach unten in die Gaststube. Während er seine Mahlzeit einnahm, kamen immer mehr Gäste, die sich an einen Nachbartisch setzten und fröhlich ihre Humpen leerten. Der Wirt musste immer wieder aufstehen und Bier nachfüllen.
    Nikolaus lauschte gelangweilt den Gesprächen der Einheimischen. Natürlich ging es auch um die unerträglich hohen Steuern. Das musste wohl überall gleich sein. Jemand, den es durch Krankheit, Unfall oder Missernte schlimm getroffen hatte, wusste oft nicht, wie er seine Abgaben bezahlen sollte. Aber alle anderen, denen es nicht so schlecht ging, klagten mindestens genauso laut. Ein bisschen Jammern war immer gut.
    Doch als der Name Wilhelm von Manderscheid fiel, wurde Nikolaus sofort hellhörig. Gebannt hörte er zu. Wie es schien, gab es immer wieder Auseinandersetzungen zwischen dem Amtmann von Obermanderscheid und dem Sohn des Burgherrn.
    »Wilhelm hat mal wieder auf dieser Seite vom Tal Hirsche gejagt. Das hat jemand gesehen und gleich dem Mathias Thies Bescheid gesagt. Der is´ natürlich sofort auf sein Pferd gesprungen und rübergeritten. Die beiden Streithähne trafen sich ganz in der Nähe von meinem Feld. Ich hab alles deutlich sehen und hören können. Das gab ´ne Schreierei, sag ich euch!« Damit schlug der Mann seine Faust auf den Tisch, dass die Krüge wackelten.
    »Kann ich mir gut vorstellen«, meinte ein anderer und lachte laut.
    »Und wie ging´s weiter?«, fragte ein Dritter.
    Der Erste beugte sich über den Tisch und erzählte seinen gespannten Zuhörern den weiteren Verlauf: »Erst haben sich die beiden beschimpft wie nix Gutes. Als der Thies den Wilhelm aber schubste, zog der ungehobelte Kerl sein Schwert. Sofort hatte auch der Amtmann seine Waffe inner Hand. Wären die Wachen nich´ dazwischengegangen, hätten sich die zwei noch gegenseitig abgemurkst.«
    »Um wen hätte es den Leuten wohl leid getan?«, rief einer der munteren Zecher dazwischen.
    Einen kurzen Augenblick lang war Stille, dann grölten alle gleichzeitig los und freuten sich über den gelungenen Scherz. Der Witzbold bekam zur Belohnung ein paar freundschaftliche Schläge auf die Schulter.
    »Kalle, bring uns noch mal was zu trinken!«, johlten die Männer.
    Behäbig stand der Wirt auf und füllte die Krüge wieder auf.
    Doch schon waren die Leute wieder bei einem weniger erfreulichen Thema. Es ging um die Familie Schlösser aus Niedermanderscheid, der vom Herrn das letzte Pferd
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