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Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Titel: Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)
Autoren: Frank Domeier
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fragte Nikolaus unvermittelt: »Seid Ihr der hiesige Amtmann?«
    Der Angesprochene fuhr ärgerlich herum und brüllte: »Das geht dich gar nichts an, du Hanswurst! Am besten fängst du ganz schnell an zu laufen. Wenn du nicht in wenigen Augenblicken verschwunden bist, zieh ich dir die Hammelbeine lang.«
    Doch damit war er bei dem jungen Doktor an den Falschen geraten. Der erhob nun auch seine Stimme. »Mäßigt Euch! Ich stehe im Dienste des Kurfürsten Otto von Ziegenhain, Eures Herrn. Ich bin in seinem Auftrag unterwegs. Wollt Ihr wirklich, dass ich ihm von Eurem unhöflichen Betragen berichte?«
    Nach diesen Worten war der Amtmann gar nicht mehr so hochfahrend. Ein wenig irritiert blickte er auf den Soldaten neben sich. Doch der war genauso ratlos. Dass Nikolaus mit seiner Behauptung über seinen angeblichen Auftrag ein wenig übertrieben hatte, brauchten die beiden ja nicht zu wissen. Nikolaus verabscheute Leute, die sich aufgrund ihrer vermeintlich höheren Stellung Unhöflichkeiten herausnahmen. Solche brauchten ab und zu einen gehörigen Dämpfer.
    »Schon gut, schon gut«, versuchte der Amtmann zu beschwichtigen. »Ihr hättet lieber gleich sagen sollen, dass Ihr im Namen unseres ehrwürdigen Herrn kommt. Wir müssen uns in diesen schwierigen Zeiten wohl oder übel gegen dahergelaufenes Gesindel schützen.«
    Nikolaus nickte zufrieden.
    »Welche Angelegenheit führt Euch denn hierher? Ich hoffe doch, dass der Kurfürst Otto nichts an unserer Administration auszusetzen hat?«
    »Nein, nichts dergleichen. Ich habe Angelegenheiten in Himmerod zu erledigen, werde aber über Nacht hierbleiben und morgen weiterreisen.«
    »Darf ich Euch eine Kammer auf der Oberburg bereiten? Sie ist zwar nicht besonders wohnlich, wird aber sicherlich für eine Nacht ausreichend sein. Und Ihr könnt Euch so sicher fühlen wie in Abrahams Schoß.«
    Nikolaus bedankte sich höflich für das Angebot, erklärte jedoch, dass er lieber ein Zimmer hier im Ort nähme, um keine weiteren Umstände zu machen. Der Amtmann war sichtlich erleichtert, musste er so nicht für einen ungebetenen Gast sorgen. Doch Nikolaus gab ihn noch nicht frei.
    »Erlaubt mir noch eine Frage. Ich habe schon von Kurmund gehört. Nach dem Tod des Oberhauptes einer Familie Leibeigener nimmt sich der Leibherr das wertvollste Stück aus dem Erwirtschafteten der Familie. Sozusagen als Ersatz für den Verlust der Arbeitskraft. Dies wurde für Trier schon längst abgeschafft. Aber die Herren von Manderscheid praktizieren das immer noch?«
    »Die gehören ja nach drüben. Die Luxemburger sind die Ewiggestrigen.«
    »Damit machen sich die Burgherren aber keine Freunde.«
    Der Amtmann lachte schallend. »Darauf könnt Ihr wetten!«
    »Aber wieso könnte dann jemand dorthin wechseln wollen?«
    »Bei den beiden Schlössers eben könnt Ihr das nur zu gut sehen. Durch Heirat. Wie kann man nur so dämlich sein und sich einen Leibeigenen aussuchen?«
    »Hätte der Bräutigam nicht hier nach Obermanderscheid wechseln können?«
    Wieder lachte der kurfürstliche Verwalter. »Wenn man´s bezahlen kann! Man muss sich dann loskaufen!«
    »Und wie viel braucht man?«
    »Kommt drauf an.«
    »Worauf?«
    »Ob der Mann kräftig und gut zu gebrauchen ist oder ein fauler Hund. Oder ob die Frau jung und hübsch ist, etwas was sich der Herr selber einmal gönnen möchte, oder eine alte Vettel.«
    »Und wie viel im schlimmsten Fall?«
    »Etwa das, was ein Pferd wert ist. Aber manchmal verweigert man auch einfach die Freigabe – egal, wie viel geboten wird. Der junge Wilhelm stellt seinen Vater und seinen ältesten Bruder mit seiner Gier sogar noch in den Schatten. Der hat sich deswegen schon mehr Feinde gemacht als andere in ihrem ganzen Leben.«
    »Euch auch?«, fragte Nikolaus und beobachtete den Amtmann dabei sehr genau.
    Der lachte diesmal nicht. »Wenn ich den mal alleine erwische, sollte er sich vorsehen.«
    Und mit einem beherzten Tritt in die Flanken trieb er sein Pferd an, sodass es sofort lospreschte. Einen Augenblick später waren er und seine Begleitung durch das kleine Stadttor verschwunden.
    »Danke für diese unmissverständliche Antwort«, murmelte Nikolaus. Er fühlte sich in seiner Abneigung gegenüber Wilhelm bestätigt. Wie konnte man verhindern, dass er die Menschen um sich herum weiterhin drangsalierte? Konnte ein solcher Mensch sich überhaupt ändern? Und wenn ja – durch welche Argumente?

Im Wirtshaus
    Am Marktplatz stand ein kleines Gasthaus, das durch ein Weinfass
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