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Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Titel: Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)
Autoren: Frank Domeier
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aufwärts in Richtung der beiden Burgen. Und der Müller hatte es noch nicht einmal für nötig befunden, Nikolaus für seine Hilfe zu danken. Grimmig trat der junge Mann gegen einen Stein, der mit Schwung in den Fluss platschte.
    Langsam kam Nikolaus der imposanten Unterburg näher. Sie nahm fast den ganzen kleinen Hügel ein, der mitten im Tal stand und von drei Seiten von der Lieser umflossen war. Oben thronte ein mächtiger Turm. Die Befestigungen waren über viele Jahre Stück für Stück erweitert worden. Die Burg war sozusagen den Berg heruntergewachsen. Einige Mauern waren von vergangenen Belagerungen noch zerstört, wurden aber gerade wieder aufgebaut. Und man hatte begonnen, die Häuser, die sich im Tal gleich vor der Burg befanden, ebenfalls mit einer Mauer zu schützen.
    Hinter der Unterburg lugte die Oberburg hervor. Sie lag um einiges höher, schien aber kleiner zu sein. Sie war die ältere Feste, war schon früh in kurtrierischen Besitz gekommen. Trotz einigem Hin und Her mit den Luxemburger Regenten gehörte sie seit beinahe dreihundert Jahren den Erzbischöfen.
    Um nach Obermanderscheid zu kommen, musste Nikolaus den Hang auf der gegenüberliegenden Seite des Liesertals wieder emporsteigen. Er erreichte die Siedlung Niedermanderscheid zu Füßen der Burg und schritt zwischen einigen einfachen Hütten hindurch, um wieder zur Hauptstraße zu gelangen. Dann stand er vor der unteren Befestigungsmauer der Burg. Linker Hand gab es ein Tor, an dem drei Wachen das stete Ein und Aus von Leuten kontrollierten.
    Aber Nikolaus wollte hier nicht allzu lange verweilen, er hatte schließlich schon genug Zeit verloren – wenn auch auf eine mehr oder weniger aufregende Art und Weise. Zügig wandte er sich nach links und überquerte die kleine Holzbrücke über den Fluss. Wenn er sich beeilte, könnte er noch vor dem Abendgebet 8 bis Himmerod kommen. Danach hätte er noch genug Zeit, nach den Schriften zu suchen. Spätestens übermorgen wäre er dann auf dem Weg nach Kues. Vom Kloster bis zu den Eltern war es nur noch eine Tagesreise.
    Sein Schritt aber wurde immer träger, je länger der Anstieg dauerte. Das lag nur zu einem geringen Teil an dem beschwerlichen Weg. Die Straße wand sich mit nur einer Kehre den Hang hoch und war breit genug, dass sich Fuhrwerke begegnen konnten. Dementsprechend war sie nicht besonders steil. Nein, es war etwas anderes, das ihn langsamer werden ließ.
    Sein Blick glitt über die Niederburg. Je höher er kam, umso besser konnte er hinter die einzelnen Mauern sehen. Er erkannte Ställe für Pferde und Vieh, ein paar Wohnhäuser für Soldaten, Mägde und Knechte. Und irgendwo dort oben in dem großen Haus auf dem Plateau und dem darüber thronenden Turm lebten die Herren von Manderscheid und schauten auf ihre Leibeigenen hinab.
    Sollte Nikolaus nicht einmal mit den Herren dort drüben reden? Sie unterstanden zwar dem Herzogtum Luxemburg und er selbst dem Kurfürsten von Trier, aber vielleicht wären sie dennoch bereit, mit ihm zu reden – um der guten nachbarschaftlichen Beziehungen willen. Und schließlich könnte er auch auf seine Bekanntschaft mit Ulrich von Manderscheid verweisen.
    Der junge Mann blieb stehen und atmete tief durch. Gedankenverloren blickte er auf Ort und Burg hinab und setzte sich schließlich an den Wegesrand. Wie konnte man der Tochter des Müllers helfen? Auch wenn Wilhelm der Sohn des hiesigen Souveräns war, hatte er nicht das Recht, sich einfach die Frau zu nehmen, die er wollte. Es gab immerhin noch Werte und Gesetze, die kein Christenmensch so einfach missachten durfte.
Du sollst nicht begehren
. Daran hatten sich Menschen schon seit Jahrhunderten gehalten – wenn auch mehr oder weniger erfolgreich. Waren nicht gerade die Höhergestellten verpflichtet, als gutes Beispiel voranzugehen? An wem sollten sich sonst die einfachen Leute orientieren? Auf wen konnten sie sonst blicken? Jeder Herrscher hatte die Verpflichtung, seine Schäfchen anzuleiten.
    Manch einer vom einfachen Volk war schon für weniger hingerichtet worden. Hätte sich ein Bauer an der Tochter eines Grafen vergriffen, wäre er auf der Stelle hingerichtet worden – ohne ein ordentliches Gericht oder die Möglichkeit zur Verteidigung. Manchmal wünschte sich Nikolaus, die Macht zu haben, derartige Ungerechtigkeiten abzuschaffen.
    Er erhob sich ruckartig. Da es schon fast Abend war und die Sonne bereits recht tief stand, würde er sich lieber in Obermanderscheid eine Unterkunft suchen und dann
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