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Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Titel: Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)
Autoren: Frank Domeier
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eben erst morgen nach Himmerod gehen. Ein Tag mehr oder weniger spielte jetzt auch keine Rolle mehr. Dafür könnte er morgen ganz in Ruhe versuchen, auf der Burg vorzusprechen. Und wenn das dann erledigt wäre, zöge er weiter zur Abtei.

Kurmund
    Der junge Mann näherte sich Obermanderscheid. Als er den Rand der Hochebene erreicht hatte, ging es noch ein kurzes Stück bergan, bis er an die Stadtmauer gelangte. Die Häuser dahinter waren direkt an die Befestigung gebaut worden, sodass die Dächer teilweise über die Mauer lugten. Nikolaus musste noch ein Stück daran entlanggehen, um zum Stadttor zu kommen. Anscheinend fühlte man sich hier sehr sicher, denn das Tor stand offen, und es war weit und breit keine Wache zu sehen. Jetzt zum Abend hin waren auch nicht mehr viele Leute unterwegs. Er grüßte die Entgegenkommenden freundlich, aber meistens war ein kurzes Nicken die einzige Antwort.
    Auf dem Marktplatz ging es ein wenig lebhafter zu. Dort standen umringt von Neugierigen, die begierig darauf waren, etwas zu erleben, von dem sie später Familie und Freunden erzählen konnten, zwei ärmlich gekleidete junge Männer – offensichtlich Bauern – vor zwei Reitern und redeten auf sie ein. Der eine Reiter trug einen Harnisch mit Schwert und Speer – unverkennbar ein Soldat. Der andere war edel gekleidet mit einem Samthut und einem weiten Umhang. Er musste entweder sehr reich sein oder ein wichtiges Amt innehaben. Die beiden Bauern schienen aufgebracht, aber ihre Beschwerden perlten an den Reitern ab wie Wasser auf einem glatt polierten Felsen.
    Einer der beiden brüllte zornig: »Ihr hattet versprochen, uns zu helfen! Wir verhungern bald!«
    »Ist das meine Schuld?«, antwortete der Herr zynisch und schaute gelangweilt zur Seite. Dabei fiel sein Blick auf Nikolaus. Der deutete eine leichte Verbeugung an und blieb stehen, um die Szene zu beobachten.
    Inzwischen redete der Bittsteller erregt weiter: »Wir können uns kein Pferd leihen. Wir haben ja noch nicht einmal genug zu essen!«
    »Dann seid doch froh! So spart ihr das Geld für das Pferdefutter.«
    »Ihr wisst genau, dass wir Spanndienste zu leisten haben. Der Herr Wilhelm fordert für morgen unsere Arbeiten, obwohl er selbst uns das Pferd letzte Woche genommen hat.«
    Nikolaus fragte sich, ob jener Wilhelm gemeint war, den kennenzulernen er vorhin das zweifelhafte Vergnügen gehabt hatte. Es würde ihn nicht wundern.
    Der vornehm gekleidete Reiter antwortete: »Das geht mich nichts an. Ich kann doch nicht jedem Dahergelaufenen was geben! Belästigt damit euren Herrn auf der Burg. Ich habe mit Kurmund nichts zu tun.«
    Die jungen Männer blickten sich verzweifelt an. Nun sprach der Zweite: »Unsere Mutter stammt aus Obermanderscheid. Als Amtmann seid Ihr verpflichtet, zu helfen.«
    Nikolaus nickte befriedigt. Hatte er also richtig geschätzt. Der reich gekleidete Reiter war der Amtmann, der kurfürstliche Vertreter hier vor Ort.
    Die Stimmung des Verwalters wechselte langsam von Gleichgültigkeit zu Gereiztheit: »Das müsst ihr selbst ausbaden. Ihr seid Leibeigene der Manderscheider. Eure Mutter hat sich selbst so entschieden. Das ist ganz allein ihre Schuld. Wenn ihr das nun nicht mehr gefällt, muss sie sich halt mit Dietrich auseinandersetzen.«
    »Aber Herr! Seid Ihr denn kein Christenmensch?«
    Jetzt hatte der Amtmann endgültig genug. »Verreckt doch meinetwegen! Aber lasst mich mit euren Problemen in Ruh´!« Er trieb sein Pferd an, genau auf Nikolaus zu.
    Die beiden Bauern schauten dem Amtmann hinterher und hoben drohend die Fäuste, was jener zu ihrem Glück nicht bemerkte. Was wäre wohl passiert, wenn sich der Verwalter gerade in diesem Augenblick umgeschaut hätte? Ein Soldat mit Schwert und Speer stand ja schon bereit. Resigniert wandten sich die beiden Männer um und eilten in Richtung Kirche davon. Vielleicht hofften sie, beim örtlichen Priester mehr Hilfe und Beistand zu finden.
    Der Amtmann hielt sein Pferd genau vor Nikolaus an und blickte mürrisch zu ihm hinunter. Die Wache drängte sich neben ihn und hatte die Hand drohend auf den Schwertknauf gelegt.
    »Was wollt Ihr hier? Oder habt Ihr schon um Almosen gebettelt? So was wird hier nicht gern gesehen. Ihr solltet am besten gleich umdrehen und Euch davonschleichen, bevor ich es mir anders überlege.«
    Nikolaus stellte sich vor und erklärte, dass er auf dem Weg zum Kloster Himmerod sei.
    »Na dann, gute Reise«, warf der Amtmann ihm abschätzig entgegen und wollte weiterreiten.
    Doch da
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