Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Ruecken steckt das Messer - Geschichten aus der Gerichtsmedizin

Titel: Im Ruecken steckt das Messer - Geschichten aus der Gerichtsmedizin
Autoren: Hans Bankl
Vom Netzwerk:
Gasmasken werden gebraucht. Manchmal wird Lachgas verwendet, wie es etwa öfter in den Druckkartuschen von Sahneautomaten enthalten ist. Lachgas hat den zweifelhaften Vorteil, dass es die Fantasie zwar anregt, aber gleichzeitig stark benebelt.
    Die typischen Opfer autoerotischer Rituale sind eher junge Männer, seltener Frauen, überwiegend Intellektuelle in gehobener beruflicher Stellung. Otto Prokop, der berühmte Berliner Gerichtsmediziner, erklärt dies für nahe liegend, denn nur Gescheite und Fantasiebegabte können so komplizierte Vorrichtungen
ersinnen wie etwa jene, mit welcher ein toter Pastor gefunden wurde. Mittels eines in den Mastdarm eingeführten Druckfühlers regulierte er durch Kontraktion seiner Beckenmuskulatur einen Kompressor, der eine Manschette um seinen Hals mit Luft füllte. Als er die Druckluft nicht mehr rechtzeitig ablassen konnte, erstickte der geistliche Herr.
    Für Gerichtsmediziner wie auch erfahrene Kriminalbeamte ist die Tatortsituation in solchen Fällen meist so eindeutig, dass die Diagnose zweifelsfrei bleibt. Man findet Spiegel, Pornohefte, komplizierte Fesselungen und Entblößung des Genitales. Überdies muss man wissen: der Sexualunfalltod ist häufig, ein Sexualselbstmord dagegen extrem selten. Zum Unglücksfall kommt es beispielsweise durch Abrutschen von einem Schemel oder Sturz in gefesseltem Zustand, wobei sich dann die um den Hals gelegte Schlinge durch das Gewicht des Körpers vollständig zuzieht.

Selbst ist der Mann
    Wirksam und einfach anzuwendende Mittel, um einem Mann bei Bedarf zu einer Erektion zu verhelfen, hat es vor Viagra eigentlich nicht gegeben. Alles, was früher an Potenzmitteln angeboten und angepriesen wurde, erfüllte die Hoffnungen nicht. Ob Yohimbin als Pflanzenextrakt, Spanische Fliege aus Käfern oder aber Spargel, weil er so schön aussieht - die Wirkung ist immer gleich, nämlich null. Nashornpulver ist genauso wirksam wie Fingernägelkauen, getrocknete Stierhoden helfen im Notfall auch nicht.
    Einen heroischen Selbstversuch demonstrierte 1983 auf einem amerikanischen Urologenkongress einer der teilnehmenden Ärzte. Er injizierte sich Papaverin, eine gefäßerweiternde Substanz in den Schwellkörper des Penis, und hatte sofort Erfolg.

    Dies war der Beginn von SKAT, d. h. Schwellkörperautoinjektionstherapie. Der Nachteil ist, dass man die Einmalspritze mit sich führen muss, und auch die Selbstinjektion ist nicht jedermanns Sache. Es wird von einem dicken Mediziner berichtet, der durch seinen großen Bauch das Zielorgan nicht sicher orten konnte und sich in den Hoden spritzte. Erstens wirkte das Mittel auf diese Weise nicht, und zweitens tat es höllisch weh.
    Die andere Methode heißt EHS, d. h. Erektionshilfesystem. Es handelt sich um eine Saugglocke mit Pumpe, wodurch Blut in die Schwellkörper getrieben wird. Aber auch hier ist es nicht jedermanns Sache, bei Bedarf die Maschine auszupacken.
    Bedenkt man das alles, ist der Siegeszug von Viagra nicht verwunderlich. Begonnen hat es aber ganz anders: Das Mittel wurde ursprünglich als Blutdrucksenker entwickelt, nur erwies es sich in den klinischen Versuchen an Patienten als Flop: Der Blutdruck blieb gleich. Dafür berichteten die Testpersonen über unerwartete Nebenwirkungen: Statt am Herzen wirkte die Pille in der Hose. Das Penis-Doping fand reißenden Absatz und wurde zu einem Riesengeschäft. Bissige Kommentare blieben nicht aus - ein untrügliches Zeichen für Erfolg:
    »Viagra bedeutet eine Revolution unseres Liebeslebens. Die Damen brauchen sich nicht mehr mit der Frage zu quälen, ob sie ihrem Liebsten Krawatte, Socken oder Unterwäsche schenken sollen - eine Pillendose macht mehr Freude.«
    »Im Namen aller Spanischen Fliegen, Nashörner, Seepferdchen und Sibirischen Tiger: Danke, dass es Viagra gibt!«
    »Was soll ich, Mitte 60, mit einer Erektion? Stört doch nur bei der Gartenarbeit.«
    »Nur ungern sehen wir die Opas, die gebeutelt werden vom chemischen Sexualtrieb. Ein Udo Jürgens ist genug.«

Der Blitzjude aus Wien
     
     
     
     
    Der 29. Oktober 1936 war nicht nur ein besonderer Tag in der Geschichte der Wiener Medizin, sondern auch im Leben eines Wiener Gelehrten. An diesem Tage versammelte sich eine illustre Gesellschaft von Professoren, Politikern und Spitzenbeamten im Alten Wiener Allgemeinen Krankenhaus, um dort ein Museum zu eröffnen. Auch das Ausland hatte seine Vertreter geschickt, Diplomaten und prominente Gelehrte. Aber da gab es noch eine andere Gruppe von
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher