Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Ozean der Venus

Im Ozean der Venus

Titel: Im Ozean der Venus
Autoren: Isaac Asimov
Vom Netzwerk:
Radio des Schiffes und die Raumstation natürlich. »Ihr habt mich noch nicht in eurer Gewalt!« rief er heiser. »Hört ihr mich? Ich erinnere mich jetzt.«
    Keine Antwort erfolgte.
    Er schrie laute und unzusammenhängende Wortfetzen hinaus. Ihm war, als hätte er zuviel Schlafmittel genommen und versuchte jetzt, dagegen anzukämpfen. Die Muskeln müssen in Bewegung bleiben, dachte er. Immer weitergehen, weitergehen.
    In seinem Fall mußte er seinen Geist aktiv erhalten, die Kräfte seines Geistes beschäftigen. Tu etwas, tu etwas! Wenn du aufhörst, haben sie dich.
    Er schrie immer wieder, und aus den schrillen Rufen wurden Worte.
    »Ich werde es tun. Ich muß es tun.«
    Was tun?
    Er fühlte, wie es ihm wieder entglitt.
    Wie von Fieberschauern geschüttelt, wiederholte er immer wieder: »Funkspruch an die Station ... Funkspruch an die Station ...«
    Aber dann hatten die vier Worte keine Bedeutung mehr.
    Er bewegte sich. Das ging langsam und stockend, als wären seine Glieder aus Holz. Aber er bewegte sich. Jetzt stand er vor dem Radiosender. Einen Augenblick sah er ihn ganz deutlich, dann verschwamm er und wurde nebelhaft. Wieder machte er eine Anstrengung, sich zu konzentrieren.
    Er sah den Sender wieder, sah den Drehschalter und die Kondensatoren. Er erinnerte sich, wie das Gerät funktionierte.
    Mit schleppenden Schritten ging er darauf zu, und die Schmerzen, die sich in seine Schläfen bohrten, wurden übermächtig.
    Er taumelte und stürzte zu Boden, dann stand er mühsam wieder auf.
    Durch schmerzverhangene Augen konnte er das Gerät immer noch sehen.
    Das Radio schien hundert Meter von ihm entfernt, von einem Nebel umhüllt, einem blutroten, dichten Nebel. Das Pochen in Luckys Kopf nahm mit jedem Schritt zu.
    Er kämpfte verzweifelt gegen den Schmerz an und wollte nur das Radio sehen, nur an das Radio denken. Er zwang seine Beine, gegen den gummiartigen Widerstand anzukämpfen, der sie festhielt und ihn zu Boden zu ziehen trachtete.
    Schließlich streckte er den Arm aus, und als seine Finger nur noch sechs Zoll von dem Gerät entfernt waren, wußte Lucky, daß er mit seiner Kraft am Ende war. Er konnte sich bemühen, wie er wollte, weiter konnte er seinen erschöpften Körper nicht mehr vorpeitschen. Es war vorbei!
     
    Alles an Bord der Nautilus schien völlig gelähmt. Evans lag besinnungslos auf seiner Pritsche, Bigman zusammengekrümmt am Boden, und wenn Lucky auch mit letzter Kraft aufrecht stehenblieb, war doch das Zittern seiner Fingerspitzen das einzige Lebenszeichen an ihm.
    Die kalte Stimme in Luckys Geist erklang erneut. Ihre Monotonie war betäubend: »Du bist hilflos, aber du wirst die Besinnung nicht verlieren wie deine Gefährten. Du wirst diesen Schmerz leiden, bis du dich entschließt, dein Schiff zu tauchen und uns zu sagen, was wir wissen wollen. Wir können geduldig warten. Du kannst dich uns nicht widersetzen. Es gibt nichts, womit du uns bekämpfen könntest. Nichts! Du kannst uns nicht bestechen und nicht bedrohen!«
    Durch die endlose Marter fühlte Lucky plötzlich, wie etwas Neues sich in ihm regte.
    Nicht bestechen? Nicht bedrohen?
    Nicht bestechen?
    Plötzlich erwachte der Funke in ihm zu neuem Leben.
    Er ließ von dem Radio ab und bemühte sich, an etwas anderes zu denken. Und sofort hob sich der Vorhang des Schmerzes um ein paar Zoll. Lucky trat taumelnd einen Schritt vom Radio zurück, und der Vorhang hob sich weiter. Er wandte sich völlig ab.
    Lucky versuchte nicht zu denken. Er versuchte, automatisch und instinktiv zu reagieren. Sie konzentrierten sich darauf, ihn am Berühren des Radios zu hindern. Die andere Gefahr schienen sie nicht erkannt zu haben. Der erbarmungslose Feind durfte seine Absichten nicht erraten und versuchen, ihn an ihrer Ausführung zu hindern. Er würde schnell handeln müssen. Sie durften ihn nicht aufhalten.
    Sie durften nicht!
    Jetzt stand er vor dem Medizinschränkchen und riß die Tür auf. Er konnte nicht deutlich sehen und verlor wertvolle Sekunden mit der Suche.
    »Wie hast du dich entschieden?« fragte die Stimme, und erneut spürte Lucky den bohrenden Schmerz.
    Jetzt hatte er es. Ein kleines Döschen aus bläulichem Silikon. Seine Finger tasteten nach dem kleinen Knopf, von dem das paramagnetische Mikrofeld ausgeschaltet wurde, mit dem Deckel der Dose luftdicht festgehalten wurde.
    Dann fand er den Knopf mit dem Fingernagel. Er sah kaum, wie sich der Deckel zur Seite schob und herunterfiel. Er hörte kaum, wie er auf dem Boden auftraf, sondern
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher