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Im Notfall Buch aufschlagen: Tipps für alle möglichen Katastrophen (German Edition)

Im Notfall Buch aufschlagen: Tipps für alle möglichen Katastrophen (German Edition)

Titel: Im Notfall Buch aufschlagen: Tipps für alle möglichen Katastrophen (German Edition)
Autoren: Tobias Moorstedt , Jakob Schrenk
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vertreiben wollte. Als Nachsorge empfiehlt sich auf jeden Fall immer eine Tollwutspritze.

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    59. Katastrophenfilm (III) LEKTIONEN DER LEINWAND (III)
    Was lernen wir im Klassenzimmer des Kinos und auf der Fernsehcouch-Schulbank? Jeder Müllhaufen ist eine Schatztruhe.

    Okay. Die Frisur von MacGyver ist nicht unbedingt nachahmenswert. Aber wenn man sich an den Privatdetektiv erinnert, der in den dunklen Fernsehkanälen der achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts ermittelte, dann denkt man nicht an den blondierten Vokuhila und die gebleichte Jeansjacke, sondern an seine legendären Bastelfertigkeiten. MacGyver, so heißt es in der Show, ist ein «Mann, der einen Computer mit einer Haarnadel und einem Stück Klebeband reparieren kann». Der Do-it-yourself-Detektiv hat auch Jahrzehnte nach dem Ende der Show viele Fans, nicht nur, weil seine Virtuosität mit dem Schweizer Taschenmesser uns ein wenig an den eigenen Vater erinnert, der in der Werkstatt im Keller immer Radios repariert und Möbel gebastelt und den Kindern so gezeigt hat, dass man die Welt unter Kontrolle bringen kann. MacGyver ist das ideale Rollenvorbild für ein Zeitalter des Mangels, in dem man Funkgeräte, Batterien und andere wichtige Accessoires nicht mehr einfach im Media Markt kaufen kann.
    Man sollte darauf verzichten, lernt man, Hosentaschen und Rucksäcke regelmäßig zu säubern. Kleingeld, alte Schokoriegel und Büroklammern können sich im Fall des Falles als nützlich erweisen (vor allem wenn man ein lästiger Schnüffler ist und oft mit Ganoven in Konflikt gerät). MacGyver zeigt, dass man ein Leck in einem Säuretank mit einem Stück Schokoriegel abdichten kann (eine wissenschaftliche Tatsache: Die Säure reagiert mit Zuckermolekülen zu einer zähen Masse, die den Fluss stoppt) oder dass man aus Stöcken, Steinen, Lumpen und einem Rohr einen improvisierten Torpedo basteln kann, der eine Wand durchschlägt. MacGyver fertigt aus Salz, Zucker, Unkrautvernichter und Batteriesäure eine Bombe, schließt den Zeitzünder eines Atomsprengkopfs mit einer Büroklammer kurz und bastelt aus Kaugummiverpackungen Fischköder. Im englischsprachigen Raum nennt man die extreme Version der Do-it-yourself-Ideologie längst MacGyverism oder bezeichnet mit dem Verb «macgyverize» besonders raffinierte technische Improvisationen.
    Angus MacGyver ist ein früher Guru der Recycling-Religion. Für ihn ist ein Müllhaufen eine Schatztruhe. In der TV-Sendung lernt man auch, dass es sich lohnen kann, basale Kenntnisse in Materialkunde und Chemie zu besitzen und sich so zu einem Materie-Hacker zu machen. Beim Hacken geht es nicht nur darum, den Zentralrechner des Pentagons lahmzulegen oder Kreditkartenbetrug durchzuführen, sondern vorgegebene Lösungen nicht einfach zu akzeptieren und nach neuen Wegen zu suchen – auf allen gesellschaftlichen Gebieten. Improvisationstalent kann einen aus einer Zelle retten, macht aber auch nicht zu einem glücklichen Menschen: MacGyver sagt: «For the past seven years I have done nothing but travel around the world getting shot up, locked up, blown up … and all I have to show for it are a couple of empty rolls of duct tape.»

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    60. Lohnarbeit DER KILLER IM BÜRO
    Vorsicht: Die falsche Berufswahl steigert die Todeswahrscheinlichkeit um den Faktor 200.
    Im Stellenteil der Tageszeitung gibt es keine schlechten Nachrichten. Die Firmen werben mit farbigen Fotos, knackigen Slogans und vielen Ausrufezeichen um die sogenannten High Potentials, die Fach- und Führungskräfte. Die Arbeitgeber erwarten neben guten Noten und Grundkenntnissen in Microsoft Office vor allem «Einsatzfreude», «Kommunikationsfähigkeit» und andere Soft Skills. Dafür bieten sie den Arbeitnehmern ein «kreatives Team», «interessante Karrieremöglichkeiten» und manchmal vielleicht auch ein «überdurchschnittliches Gehalt». Nur eine Information fehlt in den Stellenanzeigen, und leider ist es die wichtigste: Wie gefährlich ist die verdammte Tätigkeit eigentlich? Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich mein Arbeitsleben überlebe? Der zeitgenössische Angestellte legt Wert darauf, sich in der Arbeit auszudrücken und selbst zu verwirklichen, und achtet nur selten auf kalte Zahlen wie Unfallstatistiken und die Höhe der Arbeitsunfähigkeitsversicherung. Dabei ist die Arbeitsplatzwahl eine so wichtige Entscheidung, die nicht nur Verdienst und Status bestimmt, sondern auch die Lebenserwartung. Mit der falschen
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