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Im Netz des Teufels

Im Netz des Teufels

Titel: Im Netz des Teufels
Autoren: Richard Montanari
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    »Na und? Hören sich Vierjährige keine Musik an? Ich habe mir Musik angehört, als ich vier war.«
    »Vierjährige laden sich keine Musik runter«, sagte Michael. »Warum hast du ihnen nicht gleich Handys gekauft?«
    »Das kommt nächstes Jahr.« Tommy trank einen Schluck von seinem Wein und zwinkerte Michael zu. »Vier ist zu jung für Handys. Was bist du nur für ein Vater!«
    Michael lachte, doch er musste daran denken, dass seine Töchter gar nicht mehr so weit von Handys und Laptops und Autos und Verabredungen mit Jungs entfernt waren. Er konnte es kaum ertragen, dass sie schon zur Vorschule gingen. Wie sollte er damit klarkommen, wenn sie erst Teenies waren? Er spähte kurz zu Charlotte und Emily hinüber, die die nächsten beiden Geschenke auspackten.
    Noch waren sie kleine Mädchen.
    Zum Glück.

    Gegen vier Uhr neigte sich die Party langsam ihrem Ende zu, und die Eltern machten langsam schlapp. Die Kids fielen noch immer wie die Heuschrecken über Kekse, Schokoladenkuchen, Limonade und Eis her.
    Tommy wollte gerade aufbrechen, als er Michaels Blick auffing. Die beiden Männer zogen sich in einen abgelegenen Winkel des Gartens zurück.
    »Wie geht es dem Mädchen?«, fragte Tommy leise.
    Michael meinte Falynn Harris, das stille Mädchen mit dem traurigen Engelsgesicht. Sie war die Hauptzeugin – nein, die einzige Zeugin – in seinem nächsten Mordprozess. »Sie hat bis jetzt noch kein Wort gesprochen.«
    »Der Prozess beginnt am Montag?«
    »Montag.«
    Tommy nickte und dachte kurz nach. »Brauchst du etwas?«
    »Danke, Tommy.«
    »Vergiss Rupert Whites Party morgen nicht. Du kommst doch, oder?«
    Michael warf Abby instinktiv einen Blick zu. Sie wischte einem Nachbarsjungen gerade Zuckerguss von Gesicht, Hals und Armen. Der Junge sah aus wie ein rosarotes rundes Gemälde. »Ich muss das mit meiner Befehls- und Kommandozentrale absprechen.«
    Tommy schüttelte den Kopf. »Ehemänner!«
    Michael sah, dass Tommy auf dem Weg zum Wagen stehen blieb und mit Rita Ludlow sprach, einer geschiedenen Frau in den Dreißigern, die am Ende der Straße wohnte. Vermutlich hatte jeder Mann unter neunzig hier in Eden Falls schon das eine oder andere Mal von dieser hochgewachsenen Schönheit mit dem kastanienbraunen Haar und der tollen Figur geträumt.
    Es war keine Überraschung, dass sie Tommy nach einem kurzen Plausch ihre Telefonnummer gab. Tommy drehte sich um, zwinkerte Michael zu und schlenderte auf seinen Wagen zu.
    Manchmal hasste Michael Roman seinen besten Freund.

    Da auf den Einladungen zwischen zwölf und sechzehn Uhr stand, konnte es nur eines bedeuten, als sie vor dem Haus eine Autotür zuschlagen hörten. Abbys Bruder Wallace gab sich die Ehre. Er kam nicht einfach nur deshalb zu spät, weil es angesagt war, sondern weil er es cool fand. Und das war in Anbetracht seiner Vergangenheit schon bemerkenswert.
    Wallace Reed war ein spindeldürrer Mann mit Sommersprossen und beginnender Glatze. Er war der Junge in der Highschool, der die Schutzumschläge seiner Bücher bügelte. Er war auch der Junge, der in der Schulband Triangel gespielt hätte, wenn ihn nicht jemand beim Vorspielen ausgestochen hätte, und er daher nur die zweite Triangel spielte.
    Jetzt war er Präsident des Raumfahrtunternehmens WBR Aerospace mit einem Jahresgehalt in zweistelliger Millionenhöhe. Er wohnte in einer herrschaftlichen Villa in Westchester County und verbrachte den Sommer in einem dieser meergrünen luxuriösen Landhäuser in Sagaponack auf Long Island, die im Hamptons Magazine abgebildet wurden.
    Obwohl Wallace zum Klub der eingeschworenen Computerfreaks gehörte, hatte er mit einer schier unglaublichen Anzahl schöner Frauen Affären gehabt. Es war schon erstaunlich, wie sehr man mit ein paar Millionen sein Image aufpolieren konnte.
    Seine heutige Belle du jour war mit Sicherheit keinen Tag älter als vierundzwanzig. Sie trug ein Kleid mit Nackenbändchen von Roberto Cavalli und burgunderrote Ballerinas. Das sagte Abby jedenfalls. Michael hätte Ballerinas nicht von einem platten Reifen unterscheiden können.
    »Endlich mal eine Frau, die weiß, wie man sich kleidet, wenn man zu einem Kindergeburtstag geht«, sagte Abby leise.
    »Sei nett.«
    »Ich tippe auf Whitney«, flüsterte Abby.
    »Ich sage, sie heißt Madison.« Sie hatten um fünf Dollar gewettet.
    »Das ist meine Lieblingsschwester«, sagte Wallace, der diesen Spruch ständig zum Besten gab. Abby war seine einzige Schwester. Er küsste sie auf die Wange.
    Wallace
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