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Im Namen des Kreuzes

Im Namen des Kreuzes

Titel: Im Namen des Kreuzes
Autoren: Peter Probst
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unten.«
    Als Schwarz in die Wohnung zurückkehrte, brachte er Evas Rollstuhl mit.
    »Danke. Bist du mir böse wegen der Amtsanmaßung?«
    »Im Gegenteil. Ich habe immer schon von einer Assistentin wie dir geträumt.«
    Er warf ihr einen tiefen Blick zu, aber Eva bemerkte ihn nicht mal. Schwarz hatte es befürchtet: Der Auftritt von Frau Sass hatte in ihr jedes erotische Interesse neutralisiert. Aber es kam noch schlimmer.
    »Ich weiß jetzt, was dein Problem ist, Anton.«
    »Mein Problem? Habe ich ein Problem?«
    »Du hast den Fall doch nur übernommen, um mich nicht zu enttäuschen.«
    »Was? Wie kommst du denn darauf?
    »Jetzt sei doch mal ehrlich, Anton.«
    »Bin ich ja. Ich war mir halt nicht sicher, ob ich der Richtige für Ermittlungen im kirchlichen Milieu bin.«
    »Das ist es nicht.«
    Er sah sie fragend an. »Und was ist es dann?«
    Sie lachte. »Ich fürchte, mein süßer knuddeliger Anton ist bis unter die Haarspitzen homophob.«
    Schwarz starrte sie an. »Ho-mo-phob?«
    »Du hast schon richtig gehört.«
    »Ich weiß ja nicht mal, was das genau bedeutet.« Schon wieder eine Lüge.
    »Allein wie du das Wort homosexuell aussprichst – als würdest du dir am liebsten ein Zungenkondom überziehen, um dich nicht dran zu infizieren.«
    »Blödsinn. Für mich sind Schwule Menschen wie alle anderen auch.«
    »Dass du das so betonen musst, spricht auch Bände.«
    »Eva, bitte, ich habe da echt kein Problem.« Er hätte sich gewünscht, dass seine Stimme in diesem Moment ein klein wenig natürlicher und selbstsicherer geklungen hätte.
    Eva schüttelte den Kopf. »Es ist einfach verräterisch, wenn ein leidenschaftlicher Ermittler wie du sich so gegen einen Fall sperrt.«
    »Leidenschaftlich? Ich? Ich bin ein frustrierter Expolizist, der sich mit Detektiv-Jobs über Wasser zu halten versucht.«
    »Das ist doch nicht wahr. Dann könntest du auch nur als Wachmann arbeiten.«
    Schwarz holte sich das nächste Bier aus dem Kühlschrank.
    »Findest du nicht, dass du ein bisschen viel trinkst, Anton?«
    Er erstarrte. »Jetzt pass mal auf, Schätzchen. Es gibt ein paar wenige Dinge, bei denen der knuddelige Schwarz keinen Spaß versteht. Erstens mag er nicht analysiert und interpretiert werden, egal wie gut es gemeint ist. Er möchte nämlich selbst drüber entscheiden, wie viel von seinem Inneren er preisgibt.«
    »Wieso redest du in der dritten Person über dich?«
    Schwarz ignorierte Evas Einwurf. »Zweitens hasst er jede Form der Kontrolle. Er findet, dass es allein seine Sache ist, ob er drei, vier oder sogar fünf Bier trinkt.«
    »Ich mag es halt nicht, wenn du so undeutlich wirst.«
    »Undeutlich? Und ich mag es nicht, wenn du dich so in mein Leben einmischst.« Warum sage ich das?, dachte Schwarz.
    »Es tut mir leid, wenn ich dir zu nahe gekommen bin, Anton.«
    Genau das habe ich mir doch gewünscht, dachte Schwarz. Ich bin ein Idiot.
    Aber statt das zu sagen, schwieg er.
    Die Stimmung war auf dem Tiefpunkt angelangt.
    »Willst du mich wieder runtertragen oder kann ich hier schlafen?«, sagte Eva.
    »Du kannst gern bleiben. Ich habe ja noch das Bett meiner Mutter.«
    »Wer geht zuerst ins Bad?«
    »Du«, sagte Schwarz, »ich trinke noch mein Bier.«
    Nachdem sie sich betont förmlich eine gute Nacht gewünscht und das Licht gelöscht hatten, warteten beide auf ein versöhnliches Wort des anderen. Beide warteten vergeblich und schliefen wütend und traurig ein.

10.
     
    Am nächsten Morgen brachte Schwarz Eva den Cappuccino ans Bett. Er hatte eine frische Dose Espressopulver geöffnet, die Milch mit Hingabe geschäumt und mit einer Prise Kakao verziert. Eva probierte mit geschlossenen Augen. »Hm, herrlich.« Sie blinzelte. »Bist du noch sauer, Anton?«
    »Nein.«
    »Konntest du schlafen?«
    Er nickte. »Fluchtschlaf.«
    Sie lachte und wuschelte ihm durchs Haar.
    »Ich begreife nicht, was da gerade mit uns passiert«, sagte er.
    »Wir müssen uns einfach besser kennenlernen«, sagte sie.
    »Ja, und uns ausprobieren.«
    Eva schaute ihn fragend an.
    »Willst du mir bei dieser Geschichte helfen?«
    »Wie? Wie soll das gehen?«
    »Du könntest mich kontrollieren.«
    Sie sah ihn verwirrt an.
    Er verzog keine Miene. »Falls Homophobie oder Bierkonsum meinen Blick trüben.«
    Eva lachte auf und boxte ihn in die Seite. Dann fielen sie beide in die Kissen.
    Ja, dachte Schwarz hinterher, man kann mit ihr schlafen wie mit jeder anderen Frau. Aber ich möchte mit keiner anderen schlafen.
    Anton Schwarz war mit dem Fahrrad
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