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Im Namen der Heiligen

Im Namen der Heiligen

Titel: Im Namen der Heiligen
Autoren: Ellis Peters
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begleiten. Du wirst schon sehen.«
    Zweifellos sehnte sich dieser junge Mann nach der Außenwelt, nach der frischen Luft außerhalb der Klostermauern. Bruder Cadfael stellte gewisse Überlegungen an, nicht nur von Mitleid mit seinem Gehilfen erfüllt, sondern auch von ureigensten angenehmen Gefühlen. Ein so außergewöhnliches Ereignis, das das sonst so ruhige, beschauliche Mönchsleben unterbrach, durfte man nicht ungenutzt verstreichen lassen. Abgesehen von der großartigen Gelegenheit, Unsinn zu machen..
    »Das stimmt«, bestätigte er nachdenklich. »Vielleicht müßten wir da ein bißchen mitmischen. Jedenfalls sollte in Wales nicht der Eindruck entstehen, daß Jerome das beste ist, was Shrewsbury zu bieten hat.«
    »Du hast ebensowenig Chancen, mitgenommen zu werden, wie ich«, entgegnete Bruder John in seiner üblichen offenherzigen Art. »Jerome ist ganz bestimmt mit von der Partie, denn Prior Robert braucht seine rechte Hand. Und Columbanus, der arme Narr, das Instrument der Gnade, könnte noch einmal zu demselben Zweck verwendet werden. Den Unterprior müssen sie der Form halber auch mitschleppen. Meinst du, daß wir uns da irgendwie reinschmuggeln können? Sie werden erst in ein paar Tagen aufbrechen, denn die Tischler und Schnitzer brauchen noch eine Weile, um den kostbaren Reliquienschrein fertigzustellen, der die Gebeine der guten Winifred aufnehmen soll. Streng mal dein Gehirn an, Bruder! Wenn man Verstand hat, gibt es nichts, was man nicht zuwegebrächte - Prior hin, Prior her!«
    »Hm - habe ich gesagt, daß du ein Skeptiker bist?« murmelte Bruder Cadfael, entzückt und entwaffnet von Johns Eifer. »Mir selbst könnte ich vielleicht einen Platz in der Eskorte verschaffen, aber soll ich einen ungehobelten Schurken wie dich empfehlen? Welche Fähigkeiten besitzt du, die das rechtfertigen würden?«
    »Ich kann gut mit Pferden und Maultieren umgehen«, antwortete John hoffnungsvoll. »Und du glaubst doch nicht, daß Prior Robert zu Fuß gehen wird? Oder daß er selber für sein leibliches Wohl sorgen will? Sie brauchen jemanden, der sie bedient und die Tiere versorgt. Warum nicht mich?«
    Dies wäre tatsächlich ein Aspekt, an den bisher offensichtlich noch niemand gedacht hatte. Und warum sollte man einen Laienbruder mitnehmen, wenn ein Klosterbruder zur Verfügung stand, der mit einer so süßen Stimme im Kirchenchor sang und bereit war, sich die Unannehmlichkeiten dieser Reise aufzubürden? Außerdem verdiente es der Junge, den Prior und seine Begleiter zu eskortieren, da er hart dafür arbeiten wollte. Und letzten Endes könnte er sich nützlich machen - nicht in Prior Roberts, aber in Bruder Cadfaels Sinne.
    »Wir werden sehen«, sagte er, und dann hielt er seinen meuternden Protege wieder zur Arbeit an. Nach dem Abendessen, als die alten Mönche schliefen und die Novizen sich mit irgendwelchen Spielen vergnügten, suchte er Abt Heribert in dessen Arbeitszimmer auf.
    »Vater Abt, ich fürchte, daß diese Pilgerfahrt nach Gwytherin ohne sorgfältige Planung unternommen werden soll. Zuerst müßten wir den Bischof von Bangor verständigen, in dessen Bereich Gwytherin liegt, denn ohne seine Zustimmung können wir nichts tun. Es ist zwar nicht nötig, einen Sprecher mitzunehmen, der die walisische Sprache fließend beherrscht, da der Bischof des Lateinischen mächtig ist. Doch das trifft nicht auf alle walisischen Priester zu, und eine Unterredung mit dem Priester von Gwytherin wäre äußerst wichtig, sollte der Bischof unserem Vorhaben zustimmen. Aber vor allem liegt der Bischofssitz Bangor im Königreich Gwynedd, und wir brauchen das Wohlwollen und die Erlaubnis des Königs ebenso wie jene des Bischofs. Die Fürsten von Gwynedd sprechen nur Walisisch, wenn sie auch studierte Schreiber haben. Der Vater Prior verfügt natürlich über oberflächliche walisische Sprachkenntnisse, aber...«
    »Das stimmt«, sagte Abt Heribert, leicht verstört. »Sein Walisisch ist äußerst mangelhaft. Und die Zustimmung des Königs ist unabdingbar, Bruder Cadfael. Walisisch ist doch deine Muttersprache und birgt keine Geheimnisse für dich? Könntest du nicht... Ich weiß natürlich, dein Garten... Aber wenn wir auf deine Hilfe zählen dürften, gäbe es keine Schwierigkeiten.«
    »Der Garten ist in Ordnung und kann zehn Tage ohne mich auskommen. Ich würde dem Vater Prior sehr gern als Dolmetscher dienen.«
    »Dann soll es so sein!« rief der Abt sichtlich erleichtert. »Geh mit ihm, erkläre den Walisern unser
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