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Im Namen der Gerechtigkeit - Roman

Im Namen der Gerechtigkeit - Roman

Titel: Im Namen der Gerechtigkeit - Roman
Autoren: Nagel & Kimche AG
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packen Antonio von hinten und schlagen auf ihn ein. Elisabetta stößt einen Schrei aus, einer der drei ohrfeigt und bedroht sie. Sie verstummt. Anscheinend beobachtet niemand die Szene, niemand ist auf der Straße, und auch vom Fenster aus hat niemand etwas gesehen.
    Als Antonio am Boden liegt, zieht einer der drei eine Pistole. Er hält sie ihm an die Schläfe und sagt: «Das nächste Mal bist du tot, okay? Also rück das Geld raus. Bis dahin nehmen wir das hier.» Er nimmt ihm Brieftasche und Handy ab. Die anderen tun dasselbe mit Elisabetta, die keinen Widerstand leistet.
    Da rappelt sich Antonio auf und will den Helden spielen – ein Plot, den Doni schon zu oft gesehen und gehört hat. Er stürzt sich auf den bewaffneten Nordafrikaner und boxt ihn in die Rippen. Es gibt einen kurzen Kampf, die beiden rollen auf Elisabetta zu, der Nordafrikaner schreit etwas auf Arabisch, zwei Schüsse fallen.
    Der erste geht ins Leere.
    Der zweite trifft Elisabetta.
    Antonio hastet in eine Bar und ruft die Polizei, die drei Nordafrikaner flüchten. Elisabetta wird ins Krankenhaus gebracht und notoperiert. Die Kugel ist in die Wirbelsäule gedrungen. Das Mädchen kommt durch, ist jedoch künftig querschnittsgelähmt.
    Anfangs versucht Antonio, das Ganze wie einen zufälligen Raubüberfall hinzustellen, doch die Dinge sind zu kompliziert. Am Ende gesteht er, und Elisabetta bestätigt seine Version. Die Kugel, die man aus dem Körper des Mädchens entfernt hat, ist eine 7 , 65 er, und in der Via Esterle hat die Polizei eine identische gefunden.
    Während des Gesprächs bringt Antonio den Namen Khaled Ghezal ins Spiel und gibt an, er sei sich sicher, ihn als einen der Angreifer jenes Abends erkannt zu haben. Weiter behauptet er, gegen Mittag einen Anruf von ihm erhalten zu haben. Khaled habe ohne Drohungen, doch in einem verdächtigen Ton zu ihm gesagt: «Man sieht sich, und zwar schon bald.»
    Khaled ist Tunesier mit einer Aufenthaltsgenehmigung, fünfundzwanzig Jahre alt und Maurer. Er wohnt zusammen mit seiner Schwester im Viertel an der Via Padova und ist nicht vorbestraft. Er verkehrt in denselben Kreisen wie Antonio, den er kennt, weil er mit dessen Cousin auf derselben Baustelle gearbeitet hat. Manchmal hat er mit ihm was geraucht oder ihm geholfen, an Haschisch heranzukommen, doch er ist kein Dealer.
    Antonio zufolge ist Khaled ein ruhiger Typ. Er vermutet, dass er angeheuert wurde, weil er jemandem einen Gefallen schuldete, und überhaupt – traue einer diesen Nordafrikanern. Fest stehe jedenfalls, dass er zu den Angreifern gehörte.
    Die Polizei stellt eine Liste mit den Telefonaten von Antonios ehemaligem Handy zusammen und ermittelt so Khaleds Nummer. Anhand der Daten wird bestätigt, dass das Gespräch stattgefunden hat.
    Der Tunesier wird schnell ausfindig gemacht. Man steckt sein Foto in ein Standardalbum und zeigt es Elisabetta, als sie noch im Krankenhaus liegt. Auch sie erkennt ihn wieder. Nicht er habe die Pistole gezogen und die zwei Schüsse abgegeben, doch er sei zweifellos einer der drei. Derjenige, der das Handy und das Geld aus ihrer Handtasche genommen und ihr einen Stoß versetzt habe.
    Derjenige, von dem sie sich losgerissen hat, um zu Antonio zu laufen und eine Kugel in den Rücken zu bekommen.
    Nun wird Khaled an seinem Arbeitsplatz auf einer Baustelle in Cormano von der Polizei festgenommen. Der Haftrichter bestätigt die Rechtmäßigkeit der Festnahme und ordnet Untersuchungshaft an. Der junge Mann wirkt verstört und hat kein Geld für seine Verteidigung.
    Man teilt ihm einen Pflichtverteidiger zu. In der Verhandlung gibt er zu, Antonio dell’Acqua zu kennen und manchmal mit ihm Haschisch geraucht zu haben, mehr jedoch nicht. Er bestreitet, am Tatort gewesen zu sein, er bestreitet, die vermeintlichen Komplizen zu kennen, und er bestreitet absolut, das Paar überfallen zu haben. Er hat kein eindeutiges Alibi für jenen Abend, er sei mit Freunden unterwegs gewesen, erklärt er, doch keiner dieser Freunde ist bereit, das zu bestätigen. Mehr noch, keiner von ihnen ist auffindbar.
    Khaled wird im Schnellverfahren des Raubes, des versuchten Mordes und der Mittäterschaft im Falle schwerer Körperverletzung angeklagt.
    Khaleds Anwalt, Enrico Caterini, ein linker Aktivist, zieht die Sache politisch auf. Er konzentriert sich auf die Härte, mit der gegen einen anständigen Arbeiter vorgegangen werde, nur weil er Ausländer sei.
    Michele Franzulla, der Richter, ist dick, kahl und ein verlässlicher Mann.
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