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Im Namen Caesars

Im Namen Caesars

Titel: Im Namen Caesars
Autoren: John Maddox Roberts
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über dich selbst und dein sakrosanktes Amt bringst!«
    Der Schlag hatte gesessen. Mit einer solchen Attacke hatte Manilius nicht gerechnet.
    »Metellus!«, fuhr er mich an. »Mit welchem Recht ergreifst du hier das Wort? Cato ist dein Anwalt!«
    Trotz der feindseligen Stimmung sprachen zwei Dinge für mich: Zum einen hatte er den Zorn des Volkes durch seine Rede zumindest teilweise von mir abgelenkt und gegen Cato gerichtet, und zum anderen erfreute ich mich trotz allem noch immer einer großen Beliebtheit.
    »Ich nehme mir das Recht heraus, hier zu reden, weil ich ein ergebener Diener des Senats und des römischen Volkes bin!
    Und zwar ein besserer als du, Manilius!« Das Volk verstummte schlagartig. Die Leute erwarteten, dass ich sie noch besser unterhielt als meine Vorredner, und ich hatte nicht vor, sie zu enttäuschen. Ich wandte mich dem Publikum zu und blickte hinab auf das Meer erwartungsvoller Gesichter. »Mitbürger Roms! Habe ich, Decius Caecilius Metellus der Jüngere, dem Gemeinwohl und der Republik nicht unermüdlich gedient, seitdem ich mich zum ersten Mal rasiert habe?«
    Meine Anhänger brachen sofort in Jubel aus, in den einige der Versammelten, wenn auch nur zögernd, mit einstimmten. »Hatte Cato nicht Recht, als er darauf hingewiesen hat, dass ich unzähligen Betrügern das Handwerk gelegt und die Unschuldigen beschützt habe?« Der Jubel wurde lauter. »Und als ich Aedil war, liebe Mitbürger, zweimal wohlgemerkt, habe ich euch da nicht unvergessliche Spiele geboten?«
    Auf einmal erinnerte sich die Masse, was sie mir zu verdanken hatte. Der Jubel wurde noch lauter und kam jetzt wirklich von Herzen. Es gab niemanden, der diese Spiele nicht in bester Erinnerung hatte.
    »Wer außer mir«, setzte ich erneut an, »hat je so viele berühmte Gladiatoren dazu gebracht, ihren wohlverdienten Ruhestand zu unterbrechen und zu eurer Unterhaltung noch einmal in die Arena zu treten? Wer sonst hätte euch einen derart erstklassigen Endkampf bieten können wie den bei den Munera zu Ehren des Metellus Celer, als der große Draco gegen den mindestens ebenso berühmten Petraites angetreten ist und diese beiden großartigen Gladiatoren eine ganze Stunde lang gekämpft und so viel Mut und Geschick bewiesen haben wie homerische Helden? Nach diesem Kampf musste Petraites sich sechs Monate lang von seinen schweren Verletzungen erholen.«
    Jetzt brach das Volk in wahrhaft ekstatischen Jubel aus.
    Einige bekamen bei der Erinnerung an besagte Munera feuchte Augen und mussten sich die Tränen abwischen. Den Leuten hatten diese Spiele wirklich gefallen, und in diesem Augenblick bereute ich nicht einen einzigen Denar, den ich für das sündhaft teure Spektakel ausgegeben hatte.
    »Was quatschst du da für ein dummes Zeug, du Schwachköpf!«, brüllte Manilius. Er merkte, dass ihm die Kontrolle über die Situation zu entgleiten drohte.
    Ich trat zwei Schritte auf ihn zu, blieb etwa einen Fuß vor ihm stehen und musterte sein Gesicht.
    »Was hast du vor?«, fragte er beunruhigt.
    »Apropos Verletzungen«, fuhr ich im Plauderton, aber für jedermann hörbar fort. »Wo sind eigentlich deine? Ich sehe nicht eine einzige Schramme auf deinem Gesicht. Siehst du diese Narbe hier?« Ich fuhr mir mit dem Finger über das gezackte Wundmal auf meiner Wange. »Die stammt von einem iberischen Speer und wurde mir zugefügt, als ich mit meiner Legion dazu beigetragen habe, den Aufstand des Sertorius nieder zuschlagen. Nach der Verletzung konnte ich mich an dieser Stelle nie wieder ordentlich rasieren.«
    Ich ließ meine Worte einen Augenblick wirken und wandte mich wieder der versammelten Menge zu. Wenn die Leute glaubten, dass sich nur Fulvia in aller Öffentlichkeit die Kleider vom Leibe riss, hatten sie sich getäuscht. In einer dramatischen Geste entledigte ich mich schwungvoll meiner Toga und schleuderte sie zur Seite. Hermes war so geistesgegenwärtig, das flatternde Gewand aufzufangen. Dann riss ich mir die Tunika vom Leib und ließ die Fetzen über meine Hüften fallen.
    »Mitbürger Roms! Diese Verletzung hier«, rief ich und zeigte auf ein hässliches Loch in meiner linken Schulter, »stammt von einem germanischen Speer! Und diese hier«, brüllte ich und stellte eine mindestens einen Fuß lange Narbe zur Schau, die meinen Brustkorb zierte, »habe ich einem gallischen Langschwert zu verdanken! Diese beiden Vertiefungen hier rechts rühren von Pfeilen, die vor der Küste Zyperns von einem Piratenschiff auf mich abgeschossen
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