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Im Namen Caesars

Im Namen Caesars

Titel: Im Namen Caesars
Autoren: John Maddox Roberts
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gemeint, die darauf hinweisen, ob etwas passiert ist oder nicht. All jene Dinge also, die einzeln vielleicht nicht besonders aussagekräftig sind, aber in ihrer Gesamtheit sehr wohl auf die Wahrheit hindeuten.«
    »Der Vorgang als solcher ist mir nicht unbekannt«, entgegnete er in dem Versuch, seine Würde wieder herzustellen.
    Immerhin folgte er jetzt meinen Spielregeln. »Was für Beweise hast du denn vorzubringen?«
    Ich ließ meinen Blick über die versammelte Menge schweifen, die jetzt respektvoll schwieg. Mit dieser Wendung hatten die Leute nicht gerechnet. Die Mitglieder meiner Familie sahen mich besorgt und misstrauisch an. Offenbar befürchteten sie, dass ich jetzt meine Geschichte von den geheimen Codes und den verschiedenen Verschwörungen auftischte und mich bis auf die Knochen blamierte. Ich sah ein paar bekannte Gesichter, die mich teils interessiert, teils in gespannter Erwartung anstarrten. Pompeius machte einen empörten Eindruck, während Curio so tat, als ob ihn das Ganze amüsierte, aber unter der Oberfläche seiner demonstrativen Gelassenheit glaubte ich auch etwas anderes durch schimmern zu sehen. Hatte er Angst? Ein paar Frauen aus vornehmem Hause beobachteten das Spektakel von den Stufen des Castorund-Pollux-Tempels, umgeben von ihren Sklaven, um sich den Pöbel vom Leib zu halten. Unter ihnen erblickte ich Octavia, die das Geschehen mit fatalistischer Ergebenheit verfolgte. Fulvia war ebenfalls da und schien sich im Gegensatz zu Octavia zu amüsieren. Julia lächelte mir aufmunternd zu. Ich lächelte kurz zurück.
    »Beweise«, begann ich, »können mit unter achtlos dahingesprochene Worte sein. Worte, die die verdeckte Schuld einer Person verraten. Allerdings müssen solche Worte vor mehr als einem Zeugen gesagt werden, damit sie als Beweismittel gelten, am besten natürlich vor einer breiten Öffentlichkeit. «
    »Komm endlich zur Sache!«, forderte Manilius mich auf.
    »Welche Worte sollen gefallen sein, und wer will sie gehört haben?
    Lass deine Zeugen vortreten! Aber vergesst nicht«, wandte er sich an das Volk und gestikulierte wild mit den Händen, »dass die Wohlhabenden und Mächtigen sich ihre Zeugen jederzeit kaufen können, weshalb man ihren Aussagen natürlich nicht allzu viel Glauben schenken darf.«
    »Meine Zeugen sind die hier und jetzt auf dem Forum versammelten Mitbürger!«, rief ich und bezog sie mit einer weit ausholenden Handbewegung in meine Rede ein. »All diese ehrwürdigen Bürger Roms werden bezeugen, dass sie eben gerade aus deinem Mund gehört haben, Marcus Fulvius sei von hinten festgehalten und brutal abgeschlachtet worden.«
    »Ja und?«
    »Dass mehrmals auf den Mann eingestochen wurde, steht ohne jeden Zweifel fest. Aber woher weißt du, dass er von hinten festgehalten wurde?«
    »Wieso?«, fragte er verunsichert. »Das war doch offensichtlich.« Auf ein solches Verhör war er nicht vorbereitet.
    »Oh nein!«, widersprach ich. »An jenem Morgen, an dem die Leiche von Fulvius auf der Treppe der Basilika gefunden wurde, waren jede Menge ehrwürdige Männer zugegen - und zwar nicht nur Mitglieder meiner Familie, sondern auch der Praetor Juventius sowie der ehemalige Konsul Appius Claudius Pulcher und viele weitere ehrliche Bürger sämtlicher Klassen. Jeder von ihnen sah, dass die Leiche grässliche Wunden aufwies, aber dass Fulvius von hinten festgehalten wurde, war auf keinen Fall erkennbar. «
    »Das ist ja wohl die logische Schlussfolgerung!«, brüllte Manilius.

    »Ohne eine gründliche Untersuchung der Leiche unter keinen Umständen! «, widersprach ich ihm erneut. »Und die konnte im trüben Morgenlicht auf den Stufen der Basilika gewiss niemand vornehmen. Allerdings habe ich die Leiche später zum Tempel der Venus Libitina bringen und sie dort von dem berühmten Gelehrten Asklepiodes untersuchen lassen. Wie er festgestellt hat, war Fulvius ausschließlich im Bauch und Brustbereich verletzt. Ferner hat seine Untersuchung ergeben, dass das Opfer bewegungsunfähig und nicht imstande gewesen war, sich mit Armen und Beinen zur Wehr zu setzen. Fulvius ist also in der Tat von hinten festgehalten worden.«
    Ich ließ meine Worte ein paar Sekunden wirken und fuhr dann fort:
    »Als ich Asklepiodes gefragt habe, ob das Opfer nicht auch gefesselt worden sein könnte, hat er mir erklärt, dass man in diesem Fall deutliche Spuren von Schnüren oder Ketten hätte sehen müssen. Da dies nicht der Fall war, muss Fulvius also von hinten festgehalten worden sein, und
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