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Im Namen Caesars

Im Namen Caesars

Titel: Im Namen Caesars
Autoren: John Maddox Roberts
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wurden! Und diese Verletzung hier«, schrie ich und riss den Rock meiner Tunika hoch, um meinem Publikum eine wahrhaft Furcht erregende Narbe zu präsentieren, die sich von meinem linken Hüftknochen bis hinunter zum Knie erstreckte, »stammt von einem britannischen Kriegsstreitwagen, der mich im Gefecht überrollt hat!« Meine Zuhörer waren begeistert. So eine Darbietung bekamen sie nicht alle Tage zu sehen. Um die Wirkung meiner Narben voll zur Geltung bringen zu können, hatte Julia sie mit den entsprechenden Kosmetika präpariert. Schließlich stellte ich mich breitbeinig und mit ausgestreckten Armen hin und zeigte der Menge auch noch meine kleineren Narben, von denen ich mir einige bei Straßenschlachten, einige jedoch auch im Krieg zugezogen hatte. »Keine einzige Stelle an meinem Körper ist unversehrt, und all diese Verletzungen habe ich für euch erlitten, für das römische Volk, das großartigste Volk der Welt!« Die Versammelten brachen erneut in begeisterten Jubel aus. Als sie sich ein wenig beruhigt hatten, hob ich meinen Arm und zeigte auf Manilius, wobei ich darauf achtete, dass jeder die lange Narbe auf der Innenseite meines rechten Oberarms sehen konnte - ein bleibendes Andenken an Clodius' Dolch.
    »Und nun frage ich euch - welche Verletzungen, welche schweren Zeiten hat dieser Mann im Dienste des römischen Volkes ertragen? Wie ich gehört habe, hat er kurz unter meinem Freund Aulus Gabinius in Syrien gedient. Allerdings konnte er diesen hervorragenden Feldherrn nicht darüber hinweg täuschen, was für eine Niete er ist. Gabinius hat ihm keine einzige verantwortungsvolle Aufgabe übertragen, und er wird schon gewusst haben, warum. Denn er hat seine Qualitäten mit Sicherheit einer gründlichen Prüfung unterzogen, darauf könnt ihr Gift nehmen! Und mit welchem Resultat? Er hat ihn ohne jede Empfehlung nach Hause geschickt, von Auszeichnungen ganz zu schweigen. Soll ich euch sagen, was euer Tribun Manilius in Wirklichkeit ist? Einer von diesen feigen Versagern, die nur deshalb ein paar Monate bei den Adlern dienen, damit sie überhaupt für ein politisches Amt kandidieren dürfen!«
    Mein Konzept schien zu funktionieren. Im Grunde wusste ich ja kaum etwas über den Mann, aber wie sein rot anlaufendes Gesicht verriet, hatte ich mit meinen Vorwürfen offenbar seinen wunden Punkt getroffen.
    »Dass man dich mit Auszeichnungen überhäuft, liegt doch nur daran, dass die großen Feldherren allesamt deine Verwandten sind!«, brüllte er. »Was für eine Unverschämtheit, sich hier damit zu brüsten, in Spanien gegen Sertorius gekämpft zu haben! Möchtest du uns vielleicht auch erzählen, wie du an den Oberbefehl über die einheimischen Truppen gekommen bist?
    Und das, obwohl du damals noch grün hinter den Ohren warst!
    Ich erzähle es euch! Dein Großonkel Metellus Pius hat dir das Kommando zugeschanzt! Es weiß doch jeder, dass er die Niederschlagung des Aufstands geleitet hat, bevor Pompeius die Sache zu Ende brachte! Und dass du in Gallien und Britannien dienen konntest, hast du einzig und allein deiner Heirat mit Caesars Nichte zu verdanken!«
    »Du wagst es, Julia zu diffamieren?«, schrie ich zurück. Das einsetzende Gejohle des Volkes klang zwar bedrohlich, aber es galt nicht mir.
    Sallustius hatte Recht gehabt: Die Leute beteten die Julierinnen regelrecht an.
    »Nichts liegt mir ferner als das!«, entrüstete er sich, doch er kämpfte bereits auf verlorenem Terrain. »Du versuchst doch nur, die Leute von deiner Schuld ab zulenken! Oder was willst du sonst mit dieser absurden Narbenschau und deinen wüsten Beschimpfungen bewirken? Glaub nur nicht, dass die Protzerei mit deiner Herkunft und deinem Ruhm dich vor dem Schuldspruch dieses Gerichtes bewahrt!«
    Ich hob die Hand, um das Volk zum Schweigen zu bringen.
    Nach und nach verebbte das Gejohle. Es war an der Zeit, eine härtere Gangart einzuschlagen.
    »Also gut. Reden wir nicht länger über Familien und Kriegsverletzungen oder über geleistete beziehungsweise nicht geleistete Dienste zum Wohl der Republik. Vergessen wir für den Augenblick die Spiele, so faszinierend wir sie auch in Erinnerung haben mögen. Reden wir also über …«, und an dieser Stelle machte ich eine Pause, die ich dramatisch in die Länge zog, »… Beweise.«
    »Beweise?«, wiederholte er, als ob er das Wort noch nie zuvor gehört hatte, aber vielleicht war es ja auch so.
    »Jawohl, Beweise«, fuhr ich fort. »Damit sind all jene handfesten und wahrnehmbaren Zeichen
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