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Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)

Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)

Titel: Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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Er wusste Bescheid. Vielleicht nicht vor ihrem Tod, aber spätestens, als er ihre persönlichen Habseligkeiten entgegennahm, wusste er Bescheid. Aber uns gegenüber hat er gemauert.«
    Sie machte sich Notizen, hob Passagen mit einem Marker hervor und kringelte andere ein. Wie konnte sie sich dieses Wissen zunutze machen? Sollte sie es sich zunutze machen? Das musste die Zeit entscheiden.
    »Er denkt, er kennt mich, aber er kennt mich nicht. Ich kenne ihn. Und Sie kennen ihn«, sagte sie zu Vince. »Viele der Männer, die gerade ihre Waffe auf dieses Gebäude richten, kennen ihn. Er will mich manipulieren, aber wir werden ihn manipulieren. Er will keinerlei Beziehung zu den einzelnen Geiseln aufbauen. Sie müssen bedeutungslos für ihn bleiben, damit er sein Vorhaben in die Tat umsetzen kann.«
    »Was hat er denn vor?«, fragte Duncan.
    »Er will sie alle umbringen. Sich und die Geiseln.«
    »O mein Gott.«
    »Um mich zu treffen, auf einer persönlichen und einer beruflichen Ebene. Denn wie kann ich meinen Beruf je wieder ausüben, wenn es mir nicht gelingt, diese Menschen zu retten? Wie kann ich damit leben? So denkt er.«
    Während sie vor der Tafel auf und ab lief, starrte sie auf das Telefon, um es zum Klingeln zu bewegen. »Die Presse und die Öffentlichkeit werden mich in Stücke reißen, dessen ist er sich sicher. Die Beziehung zwischen ihm und mir wird ans Tageslicht kommen, und dann wird man auch den Banküberfall wieder aufs Tapet bringen. Ich werde entehrt, kann nie mehr als Verhandlerin arbeiten, und ich werde dafür bezahlen, endlich dafür bezahlen, dass ich am Tod seiner Geliebten schuld bin. Genau so denkt er. Und auch er wird sterben, auf eine spektakuläre, symbolträchtige Art. Ich werde ihn umgebracht haben, genau wie sie. Das wünscht er sich am allermeisten.«
    Sie drehte sich um und sah auf die Uhr. »Aber wir werden ihm seinen Wunsch nicht erfüllen.«
    »Biete ihm einen Handel an. Er weiß über uns Bescheid. Biete ihm an, mich gegen zwei Geiseln auszutauschen, gegen Ma und Loo. Ich bin ein besserer Tausch für ihn und …«
    »Das wird er niemals annehmen. Und weder ich noch der Commander können so etwas zulassen, Duncan.«
    Aber er würde es tun, dachte sie. Er würde sein Leben aufs Spiel setzen, aus lauter Liebe.
    »Duncan«, sagte sie leise, damit er spürte, wie nahe ihr das ging. »Ich weiß, was sie dir bedeuten. Ich weiß, was in dir vorgeht.« Und es brachte sie halb um.
     
    Im Juweliergeschäft tätschelte Ma die Hand der Frau neben ihr. »Hören Sie auf, zu weinen.«
    »Er wird uns umbringen. Er wird …«
    »Weinen hilft uns auch nicht weiter.«
    »Wir sollten beten.« Ein Mann auf der anderen Seite des Kreises wiegte sich sanft vor und zurück. »Wir sollten auf Gott, unseren Herrn, hoffen.«
    »Das kann jedenfalls nicht schaden.« Aber Ma hoffte vor allem auf die bewaffneten Männer da draußen. »Pssst«, wiederholte sie. »Sie heißen Patsy, nicht wahr? Psst, Patsy. Die Frau, mit der er da telefoniert, ist klug.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ich …«
    Loo drückte die Hand ihrer Schwiegermutter so fest sie konnte, und schüttelte schnell den Kopf. »Sie klingt klug. Sie wird herausfinden, was er will, und alles wird gut.«
     
    Es dauerte mehr als eine Stunde, bevor er sich wieder meldete. »Er zögert es hinaus. Er möchte es genießen, in die Länge ziehen. Er will mich dazu bringen, etwas zu tun, aber noch ist er nicht so weit. Da ist so ein Unterton.«
    »Er genießt es«, sagte Duncan. »Es gefällt ihm, dich auflaufen zu lassen. Kein Essen, kein Wasser, keine Medikamente. Er geht richtig darin auf.«
    »Bis jetzt, ja.«
    »Er wird keine der Geiseln freilassen.« Sykes setzte sich neben Phoebe. »Er will sich auf keinen Handel einlassen, und er weiß, dass jede Freilassung einer Geisel zu unserem Vorteil ist. Sie könnte uns Insiderinformationen liefern und uns helfen, die Geiselnahme zu beenden.«
    »Sie haben kein freies Schussfeld.« Vince ging zur Tafel und zeigte auf die Skizze, die die Innenräume des Juweliers zeigte. »Er befindet sich in dieser Ecke, in der nordöstlichen Ecke, und da kann ihn kein Schuss erreichen. Genau deshalb ist er dort.«
    »Er war auch schon auf der anderen Seite«, warf Phoebe ein. »Er ist vertraut mit den Räumlichkeiten.«
    »Unsere Leute müssen da rein. Und das geht nur durch den Hintereingang. Ein Frontalangriff gibt ihm zu viel Zeit. Sie müssen die Sprengsätze an der Hintertür entschärfen.«
    »Und wenn sie einen Fehler
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