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Im Land des weiten Himmels

Im Land des weiten Himmels

Titel: Im Land des weiten Himmels
Autoren: J Wolfe
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»Ein Ginger Ale on the rocks für Lieberman, mit viel Eis und Zitrone.« Sie wartete, bis ihr Chef eingeschenkt hatte, und ließ eine Zitronenscheibe in das Glas fallen. Sie arbeiteten zu dritt im Restaurant und in der Küche, außer ihr und Smith kam noch eine ältere Russin zum Spülen und Putzen. Sie verstand kein Wort Englisch, arbeitete stumm vor sich hin und war mit den paar Dollar zufrieden, die Henry Smith ihr zahlte. Seinen Barkeeper, einen jungen Deutschen, hatte der Wirt ein Jahr nachdem das Alkoholverbot in Kraft getreten war entlassen müssen.
    »Sobald ich etwas Luft habe, ziehe ich mich um und begrüße ihn persönlich«, gab ihr Henry Smith mit auf den Weg. »Sag ihm, dass ich mich sehr über seinen Besuch freue. Und das Ginger Ale geht natürlich aufs Haus.«
    Hannah brachte dem Dicken das Ginger Ale. Er trank einen Schluck und schnaufte angewidert. »Furchtbares Zeug! Bring mir einen Kaffee zum Essen, mit viel Milch und Zucker. Ein großes Steak, medium, mit Kartoffeln, ja?«
    »Sehr gern, Mr Lieberman.«
    Der Brauereibesitzer hielt sie am Unterarm fest und grinste süffisant. »Du darfst mich ruhig ansehen, wenn du mit mir sprichst, Schätzchen, und ein Lächeln würde auch nicht schaden. Du kommst aus Germany, nicht wahr?«
    »Das ist lange her, Sir.«
    »Aus Württemberg, nicht wahr? Das höre ich an deinem Akzent. Ich habe auch deutsche Eltern, wusstest du das? Das sollten wir feiern, Schätzchen.«
    »Ein Steak mit Kartoffeln«, wiederholte sie mechanisch.
    Sie löste sich mit sanfter Gewalt von dem Bauereibesitzer und kassierte an zwei Tischen, bevor sie in die Küche ging. Obwohl sie sich hütete, den unangenehmen Gast anzublicken, spürte sie seinen Blick bis zur Pendeltür. »Ein furchtbarer Mensch, dieser Lieberman«, beklagte sie sich, nachdem sie die Bestellung aufgegeben hatte. »Warum meinen diese Männer immer, sie könnten sich alles erlauben, nur weil sie ein bisschen Geld haben.«
    »Ein bisschen? Ein paar Millionen!«
    »Ich denke nicht daran, deswegen zu Kreuze zu kriechen.«
    »Du wirst das tun, was gut für unser Restaurant ist, oder du kannst dir einen anderen Arbeitgeber suchen!«, erwiderte Henry Smith scharf. »Eine wie dich finde ich jeden Tag, wahrscheinlich sogar für weniger Lohn. Und jetzt bring Lieberman seinen Kaffee. Worauf wartest du noch?«
    »Geht der auch aufs Haus?«, fragte sie gereizt.
    »Was denkst du denn? Das Ginger Ale, der Kaffee, das Essen, alles, was er bestellt. Lieberman ist ein wichtiger Mann, den muss ich mir warmhalten.«
    Auf dem Weg zu Liebermans Fenstertisch vertröstete Hannah einige andere Gäste, die ungeduldig nach ihrer Bestellung oder der Rechnung fragten. Die Miene des Brauereibesitzers hatte sich nicht verändert. Er grinste immer noch und leckte sich genießerisch die Lippen, als er sie kommen sah. Normalerweise machte sie einen großen Bogen um solche Männer. »Ich soll Sie von Mr Smith grüßen«, sagte sie stattdessen. »Ich darf Ihnen mitteilen, dass Sie auch zum Essen herzlich eingeladen sind. Mr Smith wird Sie persönlich willkommen heißen, sobald es ihm die Arbeit in der Küche erlaubt.«
    »Ach, was!« Sein Grinsen wurde breiter. »Was brauchen wir beide Mr Smith. Mir reicht es, wenn du nett zu mir bist. Wie heißt du eigentlich, Schätzchen?«
    »Hannah«, erwiderte sie. »Und ich bin nicht Ihr Schätzchen!«
    »Nun sei doch nicht so widerborstig!« Er berührte ihre Kniekehlen und ließ seine Hand bis zu ihren Schenkeln hochwandern. »Wie wäre es, wenn ich dich nach der Arbeit auf einen Cocktail einlade? Nicht dieses widerwärtige Zeug, dieses Ginger Ale.« Er verzog den Mund. »Einen Martini oder Manhattan.«
    »Ich habe leider keine Zeit, Sir.«
    »Und wenn ich dich ganz höflich bitte?«
    Sie spürte, wie seine Hand weiter nach oben wanderte, unter ihrem Rock, für die anderen Gäste nicht sichtbar, und verlor die Beherrschung. »Fassen Sie mich nicht an!«, fuhr sie den Brauereibesitzer an und schüttete ihm den heißen Kaffee auf die Brust. »Ich bin kein Mädchen, das man mit einem Martini kaufen kann!«
    Ron Lieberman schrie auf vor Schmerz und schlug ihr die leere Tasse aus der Hand. »Was fällt dir ein, du Flittchen?«, rief er so laut, dass selbst die Gäste am anderen Ende erschreckt aufblickten. »Das wirst du mir büßen, du Luder!«
    »Kein Mann hat das Recht, mich auf diese Weise zu berühren!«
    Aus der Küche kam Henry Smith gerannt, mit hochrotem Kopf und das Gesicht vor Entsetzen verzerrt. »Mr
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