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Im Land des Falkengottes. Echnaton

Im Land des Falkengottes. Echnaton

Titel: Im Land des Falkengottes. Echnaton
Autoren: Andreas Schramek
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dass nicht alle Tempel des Landes zeitgleich geschlossen werden konnten, denn dazu hätte es einer ganzen Armee bedurft.
    «Es darf nur ein Schlag sein, ein einziger gezielter Schlag, der aber so gewaltig sein muss, dass er alle, die aufzubegehren bereit sind, stumm bleiben lässt», sagte Mahu bedächtig in die kleine Runde hinein. Keiner wagte es, jetzt den Kopf zu heben, denn uns allen war klar, wen Mahu gemeint hatte. Nur wollte keiner den Namen als Erster aussprechen.
    «Du meinst gewiss Amun in Waset», sagte Echnaton, nachdem ihm offenbar unser Schweigen unerträglich geworden war.
    Mahu nickte stumm.
    «Das war es auch, was ich mit der Großen königlichen Gemahlin bereits besprochen habe», fuhr Pharao fort. «Nofretete ist begierig darauf, meinem Vater Aton und mir ihre Liebe zu beweisen und ihre Fähigkeiten als Herrscherin unter Beweis zu stellen.»
    Der Plan Mahus zur Schließung des Tempels von Ipet-sut und des südlichen Tempels wurde wieder und immer wieder besprochen. Auch wenn die Schließung der Tempel im Vordergrund stand, so sollten ihre Domänen, die Landgüter und Wirtschaftsbetriebe freilich erhalten und unter Führung von Beamten Seiner Majestät fortgeführt werden, denn auf derenErträge konnte unter keinen Umständen verzichtet werden. Dies war aber die eigentliche Schwierigkeit des Vorhabens. Die Übernahme der Verwaltung musste so schnell, so überraschend erfolgen, dass die Betroffenen nichts mehr unternehmen konnten, um sich an den Tempelschätzen und an wichtigen Schriftstücken zu vergreifen oder Vieh und Getreide zu vernichten.
     
    Echnaton sah mir lange und sehr eindringlich in die Augen, ohne auch nur ein Wort zu sagen. Wir saßen allein im Schatten mächtiger Dumpalmen, um die Kühle des Abends zu genießen. Ich ahnte, was dies zu bedeuten hatte, wagte aber nicht, meine Ahnung selbst auszusprechen.
    «Hast du meinen Siegelring gut verwahrt?», fragte er mich schließlich, und seine Gesichtszüge hellten sich jetzt auf. Er schien sich sicher gewesen zu sein, dass ich seine Gedanken schon kannte.
    «Du willst also tatsächlich mich nach Waset schicken, damit ich die Tempel schließen lasse?»
    Echnaton nickte erst stumm, dann sah er hinüber zu der Stelle, an welcher das junge Leben Maketatons geendet hatte. «Weißt du mir einen Besseren? Du selbst musst nicht den Priestern die Botschaft der Schließung überbringen. Das sollen andere machen. Ich möchte aber, dass du dich in Waset aufhältst und mit allen Befugnissen meiner königlichen Macht versehen bist, wenn es soweit ist. Nofretete soll jederzeit auf dich zurückgreifen können, wenn sie es für nötig erachtet.»
    «Diese Männer haben mich von jeher gehasst, Echnaton. Ob nun ich den Tempel schließe oder nicht. Wenn sie erfahren, dass ich mich in Waset aufhalte, haben sie den Verantwortlichen ohnehin schon ausgemacht. Mahu und Aper-el haben noch ein langes Leben vor sich. Wenn ein Unglück geschieht, dann soll es wenigstens einen Alten treffen.»
    Echnaton jedoch blieb dabei, dass Aper-el und Mahu nachaußen die Verantwortung für die Schließung des Tempels tragen sollten. Ich hatte mich dem zu beugen.
     
    Mahu war der Erste, der ohne Aufsehen zu erregen und im Geheimen mit einer gewöhnlichen Barke der Pilger nach Waset fuhr. Dort hatte er Nofretete in alle Einzelheiten einzuweihen, und er sollte mit Turi das gemeinsame Vorgehen abstimmen. Wenige Tage später folgte ich selbst auf einem der königlichen Schiffe. Mein Erscheinen in Waset fiel nicht weiter auf, denn allzu oft hat man mich hier schon ohne besonderen Grund gesehen, wenn ich Nofretete, meinen Palast und meine Güter besuchte. Zuletzt sollte Aper-el mit drei Hundertschaften Soldaten nach Süden kommen. Schon drei Tage vor dem geplanten Eintreffen der Soldaten mischten sich in allen Teilen der Stadt mehr und mehr Polizisten unerkannt unter die Bevölkerung, damit sie sofort Aufrührer festnehmen und verhaften konnten, wo es nötig werden würde. Sowohl im Stadtpalast als auch im Palast der leuchtenden Sonne wurden die Wachen um ein Mehrfaches verstärkt, und auch die Getreidespeicher wurden mit Polizisten und Soldaten besetzt. Ich selbst wich meiner Tochter im Palast der leuchtenden Sonne, der jetzt einer Festung glich, nicht von der Seite.
     
    Es war im Morgengrauen, im fünfzehnten Jahr der Herrschaft Echnatons, am vierten Tag des ersten Monats der Erntezeit, als sechs Kriegsschiffe Pharaos im Hafen von Waset anlegten. Hundert Soldaten liefen sofort zum
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