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Im Land der tausend Sonnen

Titel: Im Land der tausend Sonnen
Autoren: Patricia Shaw
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schon gar nicht.
            »Augenblick noch«, sagte Walther. »Vikar Ritter ist tot. Jemand hat ihn erschossen. Wissen Sie davon?«
            »Ritter? Lassen Sie mich bloß in Ruhe mit diesem Schweinehund.«
            »Wer sind Sie, dass Sie einen Vikar als Schweinehund bezeichnen?«
            »Hör mal, Kumpel, wenn der Kerl ein Geistlicher war, dann bin ich der Papst. Er war ein dreckiger Erpresser. Ich weiß nicht, woher ihr Deutschen eure Pastoren nehmt, aber ihr solltet euch was Besseres suchen als das, was ihr hier vorzuweisen habt.«
            Jetzt fühlte er sich sicher, blickte auf Walther herab, der immer noch unter Schock stand, Teil dieser Szene und auch wieder nicht. Walthers Stimme war nur noch ein Krächzen.
            »Sir. Reden Sie mit mir? Sie dürfen diesen guten Mann nicht schlecht machen.«
            Keith lachte. »Wer macht denn jemanden schlecht? Hier geht's um einen Unfall, sonst nichts.«
            »Um einen Unfall?«, brüllte Walther. »Einen Unfall!« Er packte Keith und hob ihn hoch. »Dann kannst du das hier auch als Unfall bezeichnen!«
            Er stapfte zum Ufer und schleuderte Keith ins Wasser.
            Doch da rief der Vater: »Nein! Nein! Er kann nicht schwimmen. Er hatte schon immer Angst vorm Wasser. Bitte, lassen Sie ihn nicht ertrinken. Bitte!«
            Walther war so in Rage, dass er den Mörder von Herzen gern hätte ertrinken lassen, doch Pastor Beitz richtete sich halb auf und rief ihm zu: »Rette ihn, Walther. Denke daran: Du sollst nicht töten!«
            Ein Matrose vom Schiff sprang ebenfalls ins Wasser, als er Keiths Hilferufe hörte, und gemeinsam brachten er und Walther ihn ans Ufer.
            Pastor Beitz kam ins Krankenhaus. Die Polizei holte Keith Dixon ab. Walther war es zu peinlich, sich tropfnass im Krankenhaus blicken zu lassen; er ging zu Eva Zimmermanns Häuschen und bat sie um Hilfe.
            Dort war Lukas und turtelte verliebt mit seiner Frau, doch Walther hatte keine Zeit für Fragen. Er brachte schlechte Nachrichten über Pastor Beitz. Die übrigen schlechten Nachrichten, die Zerstörung ihrer Hütten betreffend, konnten noch warten. Jetzt benötigte er lediglich Handtücher, um sich abzutrocknen, damit er zum Krankenhaus gehen konnte. Er betrat das Krankenhaus in dem Augenblick, als die Oberschwester sagte, Pastor Beitz würde im Operationssaal schlafen müssen. Mittlerweile war Walther sehr erschöpft und niedergeschlagen. Sein Heim war zerstört, und sein bester Freund auf der ganzen Welt lag verwundet, angeschossen, hier im Krankenhaus.
            »Warum auch nicht«, sagte er bekümmert. »Er hat ja kein Zuhause mehr. Dafür hat der Sturm gesorgt.«
            »Oberschwester«, sagte J. B. Dixon. »Ob Sie wohl eine Tasse Tee für diesen Herrn hätten? Er hat auch eine schwierige Nacht hinter sich.«
             
            Sie stellten fest, dass Friedrich, wenn das denn sein Name war, nichts besaß, was ihn eindeutig als Vikar Ritter oder sonst jemanden ausweisen konnte. Keine Fotos. Pastor Beitz beschloss, an den Dekan des St.-Johannis-Seminars zu schreiben und ihn um ein Foto zu bitten, damit der Fall aufgeklärt würde.
            »Ich werde den armen Kerl begraben müssen«, sagte er zu Hubert Hoepper, »deshalb kann ich nicht hier bleiben. Würden Sie bitte mit der Oberschwester reden? Mir geht es wirklich wieder gut.«
            Sie konnte dem nicht zustimmen. »Er ist ein alter Mann. Er hat sehr viel Blut verloren. Sehen Sie nicht, wie blass er ist, Mr Hoepper? Die Kugel hat eine ungewöhnlich große Fleischwunde gerissen, weil sie aus der Nähe abgefeuert wurde.«
            »Keine Knochenbrüche?«
            »Das Schlüsselbein ist angebrochen und die Schulter ausgerenkt, was äußerst schmerzhaft ist. Ich denke nicht, dass ich ihn schon entlassen kann. Außerdem, wo will er wohnen? Der andere Herr sagte, der Sturm hätte sein Haus zerstört.«
            »Das stimmt. Ich dachte, ich könnte ihn mitnehmen in das Hotel, in dem ich wohne. Dort wird er es sehr komfortabel haben.«
            Sie lächelte. »Sicherlich, aber ich möchte ihn trotzdem noch einen Tag länger hier behalten.«
            Hubert erklärte sich einverstanden mit dem Kompromiss, und Pastor Beitz ergab sich seinem Schicksal. Er war offenbar zu erschöpft, um Widerspruch einzulegen. Allerdings schickte er
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