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Im Land der tausend Sonnen

Titel: Im Land der tausend Sonnen
Autoren: Patricia Shaw
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Hubert zum Leichenbestatter, damit er für den folgenden Tag das Begräbnis auf dem kleinen Friedhof der Stadt vorbereiten konnte, bestand jedoch darauf, dass es eine ganz private Zeremonie sein sollte. Datum und Uhrzeit sollten nicht bekannt gegeben werden, keine Anzeige würde in der Zeitung erscheinen, und Pastor Beitz selbst wollte den Gottesdienst halten.

19. Kapitel
     
            Rosie Kleinschmidt quälte sich mit eigenen Sorgen. Ihr Baby im Arm, hatte sie vorn gesessen, als der merkwürdige Rettungswagen ihren Mann ins Krankenhaus brachte. Stundenlang hatte sie im Flur gewartet, war nicht von der Stelle gewichen, bis Dr. Strauss ihr Kaffee brachte sowie die gute Nachricht, dass Rolfs Operation vorüber und gut verlaufen war.
            »Darf ich ihn sehen?«
            »Ja, sie bringen ihn gleich auf die Station.«
            Als sie ihn sah, fühlte Rosie sich, wenngleich er noch nicht wieder bei Bewusstsein war, so erleichtert, dass sie sich an ihn klammerte und weinte, bis die Oberschwester sie sanft von ihm löste.
            »Sie sollten mit Ihrem Kind nach Hause gehen, meine Liebe. Hier können Sie sowieso nichts tun. Er muss sich jetzt gesund schlafen. Ein paar Tage wird er noch hier bleiben müssen, bis die Operationswunde verheilt ist. Kommen Sie doch morgen wieder.«
            Sie ging nach Hause, fütterte das Kind und fing an, den Küchenboden und dann den Herd zu schrubben. Das Putzen tröstete sie, gab ihr etwas zu tun, um ihre Sorgen vergessen zu können. Sie war gerade mit der Arbeit fertig, als ihr auffiel, dass der Wind auffrischte, und sie beeilte sich, alle Türen und Fenster zu verschließen.
            Doch irgendwie ahnte sie, dass dieser Sturm schlimm werden könnte, und sie wickelte das Baby in eine dicke Decke und kroch mit ihm unters Bett. Während der Sturm um ihr Haus herum tobte und wütete, hielt Rosie Kleinschmidt ihr Töchterchen im Arm, sang Kirchenlieder und vertraute auf den Schutz des Herrn.
            Am Morgen stellte sie fest, dass ihr Garten mit dem selbst gebauten Zaun zerstört war, aber das solide kleine Häuschen hatte keinerlei Schaden genommen.
            Beschämt darüber, dass sie am Vorabend in ihrer Werktagskleidung im Krankenhaus gewesen war, zog Rosie dieses Mal ihr bestes Sonntagskleid an und setzte die neue Haube auf, die Rolf ihr im Sunshine Store gekauft hatte.
            Durch die noch verwüsteten Straßen ging sie zum Krankenhaus, erstaunt, dass der Sturm so viel Unheil angerichtet hatte, stellte den Kinderwagen ab, nahm ihr Töchterchen auf den Arm und betrat das Gebäude. Bei Tageslicht sah alles ganz anders aus, und auf den Fluren traf sie kaum einen Menschen. Während sie umherirrte, glaubte sie einmal, die Stimme ihres Mannes gehört zu haben, und öffnete eine Tür, nur um sie peinlich berührt gleich wieder zu schließen, denn in dem Zimmer lag ein fremder Mann.
            »Gehen Sie nicht da rein«, rief eine Krankenschwester mit rauer Stimme. »Halten Sie sich fern von diesem Zimmer. Wen suchen Sie denn?«
            »Mr Kleinschmidt«, antwortete sie schüchtern.
            »Männerstation. Weiter hinten. Aber strengen Sie ihn nicht zu sehr an.«
             
            Auf dem Rückweg vom Krankenhaus ließ ihr irgendetwas Unbestimmtes keine Ruhe. Etwas, das sie hätte tun sollen. Doch sie kam nicht darauf, was es war. Rolf ging es gut. Er hatte Schmerzen am Bauch, aber sonst fehlte ihm nichts. Er sagte, jetzt müsse er die gewohnte fade Kost nicht mehr essen. Er hätte keinen schwachen Magen. Er war allerdings immer noch ziemlich benommen und schien von dem Sturm nichts mitbekommen zu haben, und deshalb hatte sie ihn nicht mit diesem Thema beunruhigt, doch der Mann im Bett neben ihm, der mit dem gebrochenen Bein, wollte gar nicht mehr aufhören zu reden.
            Er wusste alles, was in der vergangenen Nacht geschehen war, schreckliche Dinge, die nichts mit dem Sturm zu schaffen hatten.
            »Auf eure deutschen Pastoren wurde geschossen, auf beide! So wahr ich hier sitze.«
            »Nein«, hauchte sie. »Nein, das kann nicht sein.«
            »Ist aber wahr. Der jüngere ist tot. Der alte, der liegt auch hier im Krankenhaus.«
            »Das kann nicht sein.«
            »Stimmt aber. Der alte Pastor, sie mussten ihn über Nacht im Operationssaal unterbringen, aber heute Morgen konnte jemand entlassen
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