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Im Land der tausend Sonnen

Titel: Im Land der tausend Sonnen
Autoren: Patricia Shaw
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Erschöpft und müde machte sich der Kutscher des Krankenhauses erneut auf den Weg, beschwerte sich bitterlich über die unbeleuchteten Straßen und drohte damit, seinen Nachtdienst einzustellen, wenn nicht bald Straßenlaternen angeschafft würden. Trotzdem war er längst zu einer ausgezeichneten Informationsquelle für den Reporter vom Bundaberg Guardian geworden, der jetzt, durch das Bimmeln der Glocke aufmerksam geworden, auf die Straße stürzte und ihn quer durch die Stadt verfolgte.
            »Was nun schon wieder?«, rief er, als der Patient der Oberschwester übergeben wurde, die die gleiche Frage stellte.
            »Ein Pastor. Keith Dixon hat schon wieder auf einen Pastor geschossen!«
            »Gott steh uns bei! Lebt er noch?«, fragte der Reporter.
            »Ja. Fass mal mit an.«
            Mit vereinten Kräften trugen sie das Opfer zu Dr. Strauss herein.
            »Vermutlich hat Keith Dixon irgendeinen religiösen Tick«, sagte der Kutscher. »Warum sonst rennt er herum und schießt auf Geistliche?«
            Der Zeitungsmann nickte. »Kann sein. Heute Nachmittag auf der Veranstaltung war er auch schon so komisch. Die Politik ist vielleicht doch zu viel für ihn. Übermäßig klug war er ja nie.«
            »Warum unterstützt deine Zeitung dann seine Kandidatur?«
            »Das war einmal, mein Freund. Ich muss jetzt Clem Colley suchen. Wenn er Dixon früher verhaftet hätte, wäre es nicht zu diesem zweiten Mordanschlag gekommen.«
            Der Kutscher spähte über seine Brille hinweg. »Colley hat das gleiche Spielchen gespielt wie du, Kumpel. Er hat die Dixons unterstützt. Der Macht den Rücken gestärkt. Charlie Mayhew hat ihn aufgefordert, die Verhaftung vorzunehmen, aber nein, Colley hielt sich zurück und behauptete, es gäbe ja keinen Augenzeugen. Ihr könnt euch beide die Hand reichen.«
            Eine Tür wurde aufgestoßen, und J. B. Dixon stürmte in den Raum. »Hast du Pastor Beitz heil hierher geschafft?«, fragte er den Kutscher.
            »Ja. Er wird operiert. Dr. Strauss war zum Glück noch hier.«
            »Wir brauchen einen vernünftigen Rettungswagen«, sagte J. B. »Du kannst kranke Menschen doch nicht in diesem Leichenwagen befördern …«
            Der Reporter mischte sich ein. »Mr Dixon, darf ich Sie fragen, ob Ihr Sohn eine Art Groll gegen die Kirche hegt? Ich meine, angesichts der Ereignisse …«
            »Raus hier!«, donnerte J. B., und beide Männer suchten das Weite, als die Oberschwester kam.
            »Wer macht hier solchen Lärm? Mr Dixon! Sie sollten es eigentlich besser wissen.«
            »Tut mir Leid. Ich bin in Sorge um Pastor Beitz. Wie geht es ihm?«
            »Er wird's überleben. Nur ein Schuss in die Schulter. Dr. Strauss behandelt ihn gerade. Das wird dauern.«
            »Gut. Hören Sie, Oberschwester, ich will, dass er die allerbeste Betreuung bekommt. Geld spielt keine Rolle. Werden Sie dafür sorgen?«
            Sie hob die Schultern. »Geld hilft uns auch nicht weiter, wenn wir nicht genügend Betten haben. Er wird heute Nacht im Operationssaal schlafen müssen.«
             
            Er würde mit Pastor Beitz und den anderen reden müssen, überlegte Walther. Dieses Mal mussten sie massivere Unterkünfte bauen, aber woraus? Er hatte all seine Mittel in eine Brauerei investiert, die, wie er hoffte, auf lange Sicht Pastor Beitz und die lutherische Gemeinde zuverlässig unterhalten würde, und das hieß, dass er keinen Penny erübrigen konnte. Max und Hans ebenso wenig, und ganz gewiss nicht der arme Lukas, der jetzt wieder ohne Arbeit war.
            Darauf kann man stolz sein, seufzte er.
            Er nickte und beobachtete ein halbes Dutzend Wallabys, die über die Lichtung auf die Bäume zuhoppelten, und dann sah er einen Reiter die Straße entlangkommen, lässig über den Zaun springen und zum Hafen hinunterreiten, wo ein Schiff vor Anker lag.
            In der Ferne hörte er laute Stimmen, wütende Stimmen, die in keinem Zusammenhang mit Pastor Beitz stehen konnten; wahrscheinlich Matrosen, die eine Meinungsverschiedenheit austrugen.
            Walther sah Charlie Mayhew nicht, der hinter ihm die Straße überquerte und auf die Einwandererbaracken zuging, doch selbst wenn er ihn gesehen hätte, wäre er nicht auf den Gedanken gekommen, dass irgendetwas nicht
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