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Im Koma

Titel: Im Koma
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überhaupt eine Männerstimme? Und warum klang sie schwerfällig, wie von einer dicken Sirupschicht belegt? Waren sie unter Wasser? »Hey«, rief sie. »Können Sie das vielleicht später besprechen? Ich würde hier wirklich gern rauskommen.«
    »Die CT hat zum Glück ergeben, dass es keine Wirbel-, Hals-, oder Rückenfrakturen gab, die zu einer Lähmung der unteren Gliedmaßen hätten führen können...«
    »Glück scheint mir in diesem Fall eine etwas sonderbare Wortwahl, Dr. Peabody, finden Sie nicht?«, unterbrach die erste Stimme. »Wenn man bedenkt, dass die Patientin womöglich für den Rest ihres Lebens im Koma bleibt.«
    Welche Patientin, fragte Casey sich. Wer waren diese Leute? Befand sie sich im Kellertunnel eines Krankenhauses? Und warum hörte sie niemand? Waren die Leute doch weiter weg, als sie zunächst angenommen hatte?
    »Stimmt, Sir. Ich wollte keinesfalls andeuten...«
    »Möchten Sie vielleicht fortfahren, Dr. Benson?« Dr. Benson? Wer war Dr. Benson?
    »Bei der Patientin wurden Subduralhämatome lokalisiert«, fuhr jemand anders fort, obwohl es zunehmend schwierig wurde, die einzelnen Stimmen auseinanderzuhalten, »worauf Dr. Jarvis die Schädelplatte durchbohrt hat, damit das unter der harten Hirnhaut angestaute Blut abfließen konnte.«
    »Und die Prognose?«
    »In den meisten Fällen allgemein gut, vor allem wenn der Patient so jung und in so guter körperlicher Verfassung ist wie Mrs. Marshall...«
    Mrs. Marshall? Mrs. MarshalR »Verzeihung, aber so heiße ich.« Über wen redeten sie? Gab es noch eine andere Mrs. Marshall? Oder war das Ganze ein Streich, den Janine sich ausgedacht hatte? »Okay, Leute, ihr hattet euren Spaß. Genug ist genug. Würde mir jetzt bitte jemand sagen, was los ist?«
    »Aber die Patientin hat ein schweres Schädel-Hirn-Trauma erlitten, das zu dem Koma geführt hat. Wir haben in den letzten drei Wochen mehrere CTs durchgeführt, die zeigen, dass die Subduralhämatome abschwellen, aber der Schockzustand des Gehirns dauert an. Es ist noch zu früh, um zu sagen, ob Schäden bleiben oder nicht.«
    »Und wie, Dr. Rekai«, sagte der Oberarzt, »lautet die endgültige Prognose?«
    »Die lässt sich zurzeit unmöglich stellen«, kam die Antwort. »Das Gehirn der Patientin ist ordentlich durchgerüttelt worden, wie man so sagt.«
    »Wer sagt das?«, wollte Casey wissen, empört über die beiläufige Brutalität der Diagnose. Irgendeine arme Frau lag im Koma, und diese Leute machten unsensible Scherze über ihren Zustand.
    »Wie lange wird sie Ihrer Einschätzung nach an die lebenserhaltenden Apparate angeschlossen bleiben?«
    »Ihre Familie wird im Moment wohl kaum darüber nachdenken, die lebenserhaltenden Maßnahmen einzustellen. Genauso wenig wie das Krankenhaus irgendwelchen diesbezüglichen Absichten zustimmen würde. Die Patientin hat ein kräftiges Herz, ihr Körper funktioniert, und wir wissen, dass auch ihr Gehirn funktioniert, obgleich sehr eingeschränkt. Casey Marshall könnte noch jahrelang künstlich beatmet werden. Sie könnte aber auch ebenso gut morgen aufwachen.«
    »Casey Marshall?«, wiederholte Casey ungläubig. Wovon redete er? Die Wahrscheinlichkeit, dass es mehr als eine Casey Marshall gab ...
    »Ist die Tatsache, dass sie gestern die Augen geöffnet hat, von irgendeiner Bedeutung?«, fragte irgendjemand.
    »Leider nicht«, kam unverzüglich die Antwort. »Es ist nicht ungewöhnlich, dass Komapatienten die Augen öffnen. Wie Sie wissen, ist es genau wie das Blinzeln ein unwillkürlicher Reflex. Sie sieht nichts, obwohl ihre Pupillen auf Licht reagieren.«
    Wieder spürte Casey um sich herum Bewegung, obwohl sie sich keinen Reim darauf machen konnte, was das zu bedeuten hatte. Und welches Licht meinten sie?
    »Und der Endotrachealtubus?«
    »Wir führen morgen Nachmittag eine Tracheotomie durch.«
    »Eine Tracheotomie?«, fragte Casey. »Was zum Teufel ist das?«
    »Dr. Benson, möchten Sie uns vielleicht erklären, was bei einer Tracheotomie passiert?«
    »Sie haben mich gehört?« Eine Woge der Erleichterung rollte über Casey hinweg. »Sie haben meine Frage tatsächlich gehört! Gott sei Dank. O Gott sei Dank. Ich bin nicht die Frau, von der Sie sprechen, die arme Frau im Koma. Ich hatte mir schon solche Sorgen gemacht.«
    »Eine Tracheotomie wird in der Regel bei einem Patienten durchgeführt, der seit mehreren Wochen durch einen Endotrachealtubus beatmet wird«, antwortete Dr. Benson. »Wenn der Patient nicht unter akuter Lungeninsuffizienz
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