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Im Koma

Titel: Im Koma
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leidet und wie diese Patientin einen relativ stabilen Eindruck macht, sollte man eine Tracheotomie durchführen, weil der Schlauch sonst die Trachea beschädigt.«
    »Und was genau passiert bei diesem Eingriff, Dr. Zarb?«
    Dr. Zarb? Dr. Rekai? Dr. Benson? Dr. Peabody? Wie viele Ärzte gab es hier? Warum konnte sie keinen von ihnen sehen? Und warum ignorierten sie sie so beharrlich? Sie war nicht die arme Frau, über die sie sprachen, die Frau, die im Koma lag. Möglicherweise für Jahre. Nein, das konnte nicht sein. Vielleicht für den Rest ihres Lebens. Lieber Gott, bitte, nein! Das kann nicht sein. Der Gedanke war einfach zu schrecklich. Ich muss hier raus. Ich muss sofort hier raus.
    »Wir machen ein Ostium, eine Inzision in den Hals, um den Tubus nicht mehr durch den Mund, sondern direkt in die Luftröhre einzuführen«, erläuterte Dr. Zarb ohne weitere Aufforderung. »Wenn die Patientin später wieder ohne die Hilfe des Beatmungsgeräts atmen kann, entfernen wir den Schlauch und lassen die Trachea wieder zuwachsen.«
    »Besteht in diesem Fall eine große Chance, dass das geschieht, Dr. Ein?«
    »Das lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt unmöglich sagen. Es gibt Faktoren, die für die Patientin sprechen: Casey Marshall ist jung. Sie ist sehr fit. Ihr Herz arbeitet tadellos...«
    Nein. Das höre ich mir nicht an. Das kann nicht wahr sein. Es kann einfach nicht wahr sein. Ich bin nicht die Frau, über die sie sprechen. Ich bin nicht im Koma. Nein. Bin ich nicht. Bitte, lieber Gott. Hol mich hier raus.
    »Nicht zu vergessen: Sie ist Ronald Lerners Tochter.«
    Ich kann euch hören! Wie kann ich im Koma sein, wenn ich euch hören kann?
    »Für diejenigen unter Ihnen, die zu jung sind, um sich zu erinnern: Ronald Lerner war ein Geschäftsmann mit zweifelhafter Moral, der immens erfolgreich an der Börse spekuliert hat und dann vor einigen Jahren bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen ist. Er hat den Großteil seines überaus ansehnlichen Vermögens der jungen Frau hinterlassen, die Sie im Koma vor sich liegen sehen, was wieder einmal nur beweist, dass man sich mit Geld sein Glück nicht kaufen kann. Niemand ist letztlich gegen die Launen des Schicksals gefeit. Obwohl Casey Marshall sich zumindest die beste Pflege leisten kann, wenn sie aus dem Krankenhaus entlassen wird.«
    Das ist nicht wahr. Das passiert nicht wirklich.
    »Wann kann die PEG-Sonde entfernt werden?«, hörte sie irgendjemanden - Dr. Peabody? Dr. Zarb? - fragen. Was zum Teufel war eine PEG-Sonde?
    »Erst wenn die Patientin wieder selbst essen kann«, kam die Antwort, sodass Casey vermutete, dass es irgendein mit ihrem Bauch verbundener Ernährungsschlauch sein musste.
    Ich will nach Hause. Bitte, lassen Sie mich einfach nach Hause gehen.
    »Und die antibiotische Infusion?«
    »Frühestens in einer Woche. Die Patientin ist nach den zahlreichen Eingriffen sehr entzündungsgefährdet. Hoffentlich können wir mit der Physiotherapie beginnen, sobald der Gips entfernt ist. Okay? Noch irgendwelche Fragen, bevor wir weitergehen?«
    Ja! Sie müssen noch mal ganz von vorn anfangen. Erklären Sie mir alles, was passiert ist, den Unfall, wie ich hierhergekommen bin und was jetzt weiter mit mir geschieht. Sie können mich nicht einfach im Dunkeln allein lassen. Sie können nicht weggehen und so tun, als würde ich gar nicht existieren. Sie müssen zurückkommen. Ich kann Sie hören! Zählt das vielleicht gar nichts?
    »Dr. Ein«, sagte irgendjemand. »Ja, Dr. Benson.«
    »Die Patientin scheint ein Unwohlsein zu empfinden. Sie verzieht das Gesicht, und ihre Herzfrequenz ist erhöht.«
    Was passiert hier?
    »Möglicherweise hat sie Schmerzen. Wir erhöhen die Dosis Dilaudid, Demerol und Ativan, die sie bekommt.«
    Nein, ich brauche keine Medikamente. Ich habe keine Schmerzen. Sie müssen mir nur zuhören. Bitte, irgendjemand, hören Sie mich!
    »Damit sollten Sie sich wohler fühlen, Casey«, sagte der Arzt. Nein, ich fühle mich nicht wohl. Ich fühle mich überhaupt nicht wohl. »Gut, dann jetzt weiter.«
    Nein. Warten Sie - gehen Sie nicht. Bitte gehen Sie nicht. Das Ganze ist ein Riesenmissverständnis. Ich bin nicht die Frau, von der Sie sprechen. Das kann nicht sein. Nichts von alldem passiert wirklich. Sie müssen zurückkommen. Ich muss Ihnen begreiflich machen, dass ich nicht im Koma bin. Bitte, lieber Gott. Du musst diesen Leuten klarmachen, dass ich sie hören kann. Wenn du das tust, werde ich ein besserer Mensch. Ich werde eine bessere Ehefrau,
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