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Im Kille-Kille-Keller

Im Kille-Kille-Keller

Titel: Im Kille-Kille-Keller
Autoren: Carter Brown
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ein Lächeln ins Gesicht. »Immer zu einem
Scherzchen aufgelegt.«
    »Natürlich«, sprach Fabian
höflich. »Es freut mich, daß nach einem Jahr Ehe noch Feuer in ihren Adern
brennt. Ich wünsche euch einen zauberhaften Abend.«
    »Vielen Dank«, sagte Don kurz
angebunden. »Gute Nacht.«
    »Gute Nacht, Fabian.« Ich
schenkte ihm ein Lächeln. »Ich will nur hoffen, daß die alten Ketten, von denen
Sie sprachen, nachts nicht rasseln und mich am Einschlafen hindern.«
    »Wenn Sie am Einschlafen
gehindert werden, meine Liebe«, sagte er, »dann gewiß nicht von den Ketten. Ihr
beide seid ein reizendes Paar: die ergebene Gemahlin und der erwartungsvolle
Erbe. Ich beneide euch.«
    Don hatte mich fest am Ellbogen
gepackt und schob mich in Richtung Tür. Als wir hinausgingen, warf ich einen
letzten Blick ins Speisezimmer. Mr. Limbo lag leblos auf seinem Stuhl und
starrte mit dem ewigen Grinsen zur Decke empor. Ich sagte mir, wenn ich die
Wahl zwischen diesen beiden zu treffen hätte, würde ich mich für Fabian Dark
entscheiden — Ketten oder nicht!
    Als wir ins Wohnzimmer unserer
Suite kamen, schloß Don sorgfältig hinter uns ab. Ich stand mitten im Zimmer
und wartete auf ihn. Dann marschierte er schnurstracks zu seinem Schlafzimmer
hinüber und öffnete dessen Tür. Ich dachte gerade, was er doch für ein
Neandertaler sei, und daß das Dumme an meinem Judotraining ist, daß es ganz
sinnlos ist, um meine Ehre zu kämpfen, weil ich ja doch immer gewinne — da
sagte Don »Gute Nacht«, ging in sein Zimmer und machte die Tür hinter sich zu.
    Da blieb mir kaum eine andere
Wahl — ich ging in meins und setzte mich aufs Bett, das ein bißchen knarrte,
und dann spürte ich, wie es mir recht jammervoll zumute wurde. Ich meine, es
war erst abends halb zehn und meine erste Nacht als Mrs. Ebhart, und da geht er
in sein Zimmer und macht die Tür hinter sich zu. Es wundert mich ja schon
längst nicht mehr, daß so viele Frauen sich wegen seelischer Grausamkeit von
ihren Männern scheiden lassen.
    Ich duschte und schlüpfte in
mein Shorty, das recht raffiniert ist — mit den vielen Spitzen und der Kürze,
in der die Würze liegen soll. Ein spitzenbesetztes Höschen gehört ja auch dazu,
aber als ich mich im Spiegel besah, entschloß ich mich, darauf zu verzichten.
Warum soll man vor sich selber schüchtern sein?
    Ich nahm vor der
Frisiertoilette Platz und fing an, meinem Haar die üblichen hundert
Bürstenstriche angedeihen zu lassen. Ich war bei 96, da klopfte es an der Tür,
und im nächsten Moment schritt Don ins Zimmer.
    Etwa fünf Minuten lang
herrschte absolute Stille — jedenfalls kam es mir wie fünf Minuten vor —, und
derweil betrachtete er mich.
    »Oh«, sagte er endlich.
»Entschuldigung.«
    »Na, wenn schon«, meinte ich.
»Wenn ich gar nichts anhätte, könntest du auch nicht mehr sehen.«
    »Ich wollte mich bei dir
bedanken, Mavis«, sagte er und kam ein bißchen näher. »Wo hast du nur gelernt,
so zu kämpfen?«
    »Wie — so?«
    »Wie du unten mit Carl
umgesprungen bist.« Er grinste und sah irgendwie sehr jungenhaft aus — freilich
nicht zu sehr. »Mit dir möchte ich wirklich keinen Streit bekommen.«
    Ich erzählte ihm also von dem
Marinesergeant, und bis ich damit fertig war, saßen wir beide auf dem Bett, und
Don hatte seinen Arm um mich gelegt.
    »Du bist eine faszinierende
Frau, Mavis«, sagte er ernst. Sein Arm umklammerte mich plötzlich fester, und
ich überlegte schon, wie ich da wohl atmen sollte, aber dann dachte ich, wem
liegt schon was am Atmen? »Du bist so schön«, fuhr Don langsam fort, »und eine
Expertin in Judo, du hast die ideale Figur...«
    Und ehe ich’s mich versah,
küßte er mich.
    Ich hätte nie geglaubt, daß Geküßtwerden auch unters Kapitel »Dazulernen« gehören
könne, aber man lernt doch tatsächlich nie aus, wie auch der Mann schon sagte,
als er einmal früher nach Hause ging, um nachzusehen, was seine Frau wohl
trieb, wenn er Spätschicht hatte.
    Von Don geküßt zu werden, das
war etwa so, wie auf den elektrischen Stuhl geschickt zu werden. Wenn einen der
erste Stoß trifft, spannen sich sämtliche Muskeln, dann erschlaffen sie mit
einem Male allesamt, und es ist einem völlig gleichgültig, was dann passiert.
    Nach ungefähr fünf Jahren löste
er seine Lippen von meinen und blickte mit leuchtenden Augen auf mich nieder.
»Du bist die schönste Frau, die ich je kennengelernt habe, Mavis«, sagte er
heiser. Ich glaube, ich hätte ihm darauf etwas antworten sollen,
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