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Im Kille-Kille-Keller

Im Kille-Kille-Keller

Titel: Im Kille-Kille-Keller
Autoren: Carter Brown
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Willst du mit der
Vorstellung anfangen — oder soll ich?«
    Don starrte sie einen Moment
an, dann sah er mich an. »Mavis, das ist meine Schwester Wanda«, sagte er. »Ich
denke, der Herr an ihrer Seite ist ihr Mann.«
    »Mein Name ist Gregory Payton«,
sagte Wandas Gatte. Er hatte solche Zähne, die jedesmal blitzen, wenn ihr
Besitzer lächelt. Ich hatte den Eindruck, wenn ich nicht aufpaßte, würden sie
unvermittelt heraushüpfen und mich an sehr unpassenden Stellen anknabbern.
    »Tag«, sagte ich zu beiden Paytons . In diesem Augenblick war ich mir schon darüber
klar, daß Gregory ganz und gar nicht mein Typ war. Er hatte schütteres Haar und
eine randlose Brille mit wässerigen Blauaugen dahinter. Sein Mund wirkte weich
und weiblich. Was Wanda an ihm fand, war jedenfalls nicht zu sehen.
    Ich nahm Wanda gegenüber Platz,
flankiert von Fabian Dark und Carl. Neben Carl hatte Mr. Limbo einen Stuhl für
sich allein bekommen. Ich schloß einen Moment die Augen und dachte: Wenn die
Puppe auch noch zu essen anfängt, sobald die Suppe serviert wird, dann schreie
ich laut!
    Edwina klingelte mit einem
Glöckchen, das vor ihr auf dem Tisch stand, darauf erschien eine Frau und
begann aufzutragen. Ich hatte ehrlich Hunger und deshalb keine Lust zum Reden,
und den anderen schien es ebenso zu gehen. Infolgedessen speisten wir in
gruftähnlicher Stille, zu welcher Atmosphäre die flackernden Kerzen reichlich
beitrugen. Zum Kaffee reichte Edwina eine Zigarettenschachtel herum, und ich
sagte, danke nein, ich rauche nicht.
    »Was für eine Dame!« sagte Mr.
Limbo in seinem hohen Gackerton . »Keine Laster. Dabei
stehe ich doch auf Puppen mit Phantasie, wenn es um Sünde geht.«
    »Kannst du diese kindischen
Albernheiten nicht endlich lassen?« fragte Don seinen Stiefbruder.
    Carl zuckte die Schultern und
grinste ihn an. »Ich kann Mr. Limbo nicht daran hindern, seine Meinung zu
äußern«, sagte er. »Schließlich leben wir ja in einer Demokratie. Er hat ein
Recht, zu sagen, was er denkt, nicht wahr?«
    »Nicht, soweit es meine Frau
betrifft.«
    Gregory Payton hob befehlend
eine Hand. »Bitte«, sagte er. »Ich finde das alles äußerst interessant. Ich
würde gern noch mehr von Mr. Limbo hören.«
    »Habt ihr das gehört?« Mr.
Limbo gackerte. »Ein Onkel Seelendoktor hat mir gerade noch gefehlt, der schrumpft
doch sozusagen die Köpfe ein, nicht? Aber der hier ist der erste, den ich
kenne, der den eigenen Kopf zuerst geschrumpft hat. Wie sonst sollten ihm die
Haare ausgefallen sein?«
    Gregory bekam etwas Farbe und
befaßte sich während der nächsten Sekunden mit seinem Kaffee.
    Neben mir kicherte Fabian Dark.
»Sie haben das herausgefordert, mein teurer Freund«, sagte er leichthin. »Das
war vorauszusehen. Hat Wanda Sie denn nicht vor Carl gewarnt? Er ist
unverbesserlich.«
    Danach läutete Edwina wieder
mit dem Glöckchen, und die Bedienerin räumte die Tafel ab.
    »Begehre nicht zu wissen, wem
diese Glocke die Stunde schlägt; sie schlägt dir selber«, sagte Mr. Limbo mit
plötzlich tiefer Stimme.
    »Was sind wir doch für eine
glückliche kleine Familie«, meinte Wanda. »Es braucht nicht mehr als
erbärmliche zehn Millionen, um uns allesamt wieder zusammenzuführen.«
    »Wie die Geier zum
Festschmaus«, sagte Edwina verbittert. »Und während ich an diesem Tisch sitze,
höre ich tatsächlich ihren Flügelschlag.«
    »Aber vielleicht gehören die
Flügel gar keinen Geiern?« meinte Fabian Dark. »Sie wissen ja, es gibt dunklere
Schwingen. Schwingen, die langsamer schlagen — und leiser... Aber sie sind
weitaus tödlicher.«
    Gregory Payton lebte auf.
»Äußerst interessant«, sagte er. »Künftig werde ich mir einen Notizblock zum
Essen mitbringen müssen. Mein Aufenthalt hier wird mir sehr viel Freude
bereiten — soviel sehe ich jetzt schon.«
    »Carl?« sprach Mr. Limbo
versonnen. »Glaubst du, Wanda würde mich heiraten?«
    »Du mußt den Tatsachen ins Auge
sehen, Mr. Limbo«, erklärte Carl behutsam. »Du bist doch nur eine Puppe.«
    »Aber den Seelendoktor hat sie
doch auch geheiratet?« beschwerte sich Mr. Limbo. »Wo ist denn da ein
Unterschied?«
    Wanda schoß in die Höhe. »Wenn
wir so etwas drei Tage lang ertragen sollen«, sagte sie mit belegter Stimme,
»dann dürfte diese Erbschaft nur ein ungenügender Ausgleich sein. Ich hole mir
jetzt etwas zu trinken. Kommst du mit, Greg?«
    »Selbstverständlich, meine
Liebe«, sagte Payton. Er erhob sich und folgte ihr ins Wohnzimmer.
    Don starrte seinen
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