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Im Kettenhemd (German Edition)

Im Kettenhemd (German Edition)

Titel: Im Kettenhemd (German Edition)
Autoren: Dieter Reitze
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in den Händen, der ihn zu einem Hundertschaftsführer der schweren Reiterei und, welch ein Zufall, auch zum Vorgesetzten des Burghart von Bingen machte.
Der Kontrakt verhieß aber nicht nur ein gutes Kommando, sondern auch gutes Einkommen und seinem neuen Rang angemessene Beteiligung an der Kriegsbeute. Dietrich sah sich seinem Ziel, mit neu gewonnenem Vermögen auf das Gut seiner Familie zurückkehren zu können, ein Stück näher. Die Verbindlichkeiten, mit denen er seinen Besitz hatte belasten müssen, könnte er nun bald begleichen.
Man hatte ihm ein Zelt in der Nähe der großen Feuerstelle überlassen, an dem Cedric dann auch gleich sein Feldzeichen anbringen musste. Von seinem Packpferd holte er sein prächtiges Langschwert und schlug ein paar wuchtige Hiebe in die Luft. Der mit Fischhaut bezogene Griff lag besonders gut in der Hand und die Klinge war leicht und fest. Wenn Cedric nun noch einige Lektionen von ihm bekäme, sollte es morgen nicht zum Schlechtesten stehen.
Als am nächsten Tag die Sonne hoch am Himmel stand, machten sie sich zum verabredeten Platz des Geschehens auf. Ein leises Lüftchen sorgte für Erfrischung, und Cedric pfiff leise durch die Lippen. Dietrich konnte die Anspannung des jungen Mannes spüren, denn es ging um einen schönen Batzen Geld. Die gestrigen Schwertübungen stimmten Dietrich doch recht zuversichtlich, denn die Hiebe, die dieser blutjunge Mann auszuteilen vermochte, waren sehr beachtlich.
Ulrich von Lechtenberg saß in ganzer Pracht auf seinem Schlachtross und schaute versonnen in die Ferne. Seine Wappenfarben leuchteten im hellen Tageslicht von Schild und Rock. Diesem erfahrenen Fuchs waren Momente dieser Art gut vertraut. Sicher führte er bezüglich der Kampfstrategie seines Knappen etwas im Schilde.
Als sie eintrafen, war sein Knappe, ein gerade gewachsener junger Mann mit breiten Schultern und rötlichem Haar, bereits mit leichten Schwertübungen beschäftigt. Er war etwas kleiner als Cedric, aber auch sehr wendig. Das Terrain bot ideale Bedingungen für einen Kampf dieser Art. Ein kleiner Birkenhain hielt den Wind von dem Plateau fern und der Sandboden hier war fest und eben. Die Sonne hatte sich an diesem Tag hinter einem dichten Wolkenvorhang versteckt, und so konnte keiner der beiden Knappen geblendet werden. Einige Männer Ulrichs waren mit dem Markieren der Fechtfläche befasst. Als Ritter und Knappe der gegnerischen Partei eintrafen, hoben sie ihre Köpfe.
Dietrich erbot seinen Gruß, indem er sein Visier öffnete und an von Lechtenberg gewandt sagte: »Wie vereinbart, erscheine ich heute mit meinem Knappen, um die Ehre meines Hauses zu verteidigen.«
Die Partei des Lechtenbergers hatte einen Herold mitgebracht, der sogleich seines Amtes waltete und lauthals verkündete: »Die Regeln eines Kampfes unter Knappen verbieten den Todesstoß, und zur Vermeidung von größeren Verletzungen darf ein Kettenhemd getragen werden. Den Kopf sollte jeder mit einer Sturmhaube schützen.«
Als der Herold mit seinem Stab auf Dietrich zeigte, sprach dieser: »Als Waffe wählen wir das Langschwert. Sieger wird derjenige, der seinen Gegner kampfunfähig am Boden hat oder ihn mit dem Tode bedroht.«
Ulrich schlug vor, die Kampfbörse auf den kleinen Felsen zu legen, der gleich hinter ihm war, und sie von seinen Leuten bewachen zu lassen.
»Verzeiht, Herr Ritter, aber mein Wort als Hundertschaftsführer der schweren Reiterei sollte hier genügen, denn wir sind allein und Ihr mit vier Leuten hier«, entgegnete Dietrich.
»Da habt Ihr ja ein gut bezahltes Kommando erobert, Herr Ritter. Ihr seid mir gut im Wort«, rief Ulrich mit kaltem Blick.
Die Knappen standen zum Kampf bereit und der Herold nahm seine Position ein. Als das Signal kam, griff Cedric sogleich mit hocherhobenem Schwert an und brach mit einer Finte nach links aus. Sein folgender Hieb war wuchtig und sauste seitwärts auf den Rotschopf nieder. Dieser hatte ihn trotzdem gut gesehen und mit einer sauberen Parade abgewehrt. Die Klingen prallten mit hellem Klirren aneinander und trennten sich sirrend wieder. Hoch wirbelte nun Cedrics Schwert über den Köpfen der beiden, bis ihn plötzlich ein unvermittelter Vorstoß seines Kontrahenten an der Brust traf. Die flache Seite der Klinge hatte ihn kurz unter dem Hals erwischt. Der Hieb nahm ihm die Luft und rief ihn zur Vorsicht. Dietrichs Blick hing sofort an Ulrichs Augen, die ihm Hohn und Spott verrieten. Sicher hatte sein Knappe schon viel von dem Lechtenberger gelernt und
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