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Im Kettenhemd (German Edition)

Im Kettenhemd (German Edition)

Titel: Im Kettenhemd (German Edition)
Autoren: Dieter Reitze
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Dietrich die Anerkennung des Königs verdient. Es waren für einen Ritter dort schwere Zeiten, denn die spanische Sonne setzte ihnen im Eisen sehr zu.
»Merk dir dieses Zelt«, sagte er zu Cedric, »ich werde dich bald mit einer Nachricht hierher schicken.«
Auf der Suche zum Zelt des Befehlshabers fragte Cedric auf Dietrichs Geheiß einen abseits auf einem Stein sitzenden, vermeintlich alten Mann nach dem Weg.
»He du, wie weit ist es noch bis zum Zelt des Befehlshabers?«, rief Cedric in forschem Ton.
»Wenn ihr es gefunden habt, werdet ihr es wissen«, entgegnete dieser.
»Freches Maul zahlt sich nicht aus!«, rief Cedric.
Der Mann stand auf, drehte sich um und schaute die beiden mit seinen stahlblauen Augen fest an. Sein kantiges Gesicht zeigte zwar keine Regung, aber es zogen Gewitterwolken auf. Das Pilgergewand dieses Ritters hatte den Knappen wohl zu kecker Rede verleitet. Oben am Kragen schauten aber einige Platten seiner Rüstung hervor, und der Junge erschrak.
»Wer seid Ihr, dass Ihr mir solche Frechheiten mitten ins Gesicht sagt?«, fragte der Mann mit scharfer Stimme.
Dietrich entgegnete ihm: »Ich bin Dietrich Baron von Seidenpfad, freier Ritter und einst Schwertführer des Königs Alfons von Spanien. Und wer seid Ihr?«
Der Fremde zögerte ein wenig und sagte dann: »Ich bin Ulrich Freiherr von Lechtenberg, Sieger in zwölf Turnieren und Hundertschaftsführer der leichten französischen Reiterei.«
Sein Gesicht verdunkelte sich bei dieser Ansprache und der Zorn ließ seine Halsadern anschwellen.
»Ich werde die Dreistheit eures Knappen nicht hinnehmen, Baron von Seidenpfad. Ich fordere Gerechtigkeit.«
Sie schauten sich eine Weile wortlos an. Dietrich hatte natürlich schon von diesem Wüterich gehört. Er wollte die frechen Worte seines Knappen nicht persönlich ausbaden, sodass er entgegnete:
»Nun Herr Ritter, dann wäre es wohl nur recht und billig, meinen Knappen gegen den Euren kämpfen zu lassen und unserem Herrn die Gerechtigkeit zu überlassen.«
Spöttelnd rief von Lechtenberg: »Ob es für Euch billig wird, wage ich zu bezweifeln, denn ich denke, hundert Livres für den Sieger sollten der Gerechtigkeit Genüge tun.«
Dietrich hatte dieses Geld nicht und musste nun dem Kampfgeschick eines jungen Mannes von neunzehn Jahren vertrauen, den er noch nicht gut genug kannte, geschweige denn ausgebildet hatte. Immerhin fiel die Wahl der Waffen an Cedric, und so wurde der morgige Tag an gleichem Ort und gleicher Stunde gewählt.
»Du hast uns da mit deiner vorlauten Rede in eine missliche Lage versetzt«, knurrte Dietrich seinen Knappen an. »Ich hoffe nur, dass du diesen Kampf bestehst, andernfalls ist meine Ehre befleckt, und ich werde dich fortschicken müssen.«
Cedric war offensichtlich nicht sonderlich beunruhigt und sagte nur: »Macht Euch keine zu großen Sorgen, Herr. Ich werde mich mit dem Bidenhänder schlagen und seinen Knappen in den Staub treten.«
Als sie endlich das Zelt des Befehlshabers erreichten, sprengte Dietrich, aufrecht im Sattel sitzend, heran. Seine glänzende Rüstung, reich mit spanischen Eisenschnittarbeiten verziert, die wehenden Bänder am Kopf seines Pferdes und die leuchtenden Farben seines Wappens an Schild und Rock riefen einige Bewunderung beim Heervolk hervor. Seinen Helm hatte er gemeinsam mit Meister Heribert entworfen und angefertigt. Er nannte ihn Schaller und wirkte darin sehr elegant.
Am Zelteingang forderten die Wachen eine Legitimation. Nur gut, dass ihm Jörg dieses Schreiben mitgegeben hatte. Man brachte ihn zu Rainier de Dijon, der sinnend an einem kleinen Tisch in der Mitte seines Zeltes saß. Sein halblanges, braunes, leicht gewelltes Haar und die feine Nase verliehen ihm ein vornehmes Aussehen. Als er den Neuankömmling erblickte, lehnte er sich in seinem Armsessel zurück und musterte diesen mit stechenden Augen von Kopf bis Fuß. Dietrich macht eine blitzsaubere Meldung und überreichte sein Schreiben.
De Dijon las es und sagte mit verbindlicher Stimme: »Also der gute Jörg protegiert Euch. Ich schätze ihn sehr und verdanke ihm hier bereits einen Tagessieg. Ist leider durch einen Katapultschuss verwundet worden.«
»Er ist in meiner Obhut und sicher bald wieder kampfbereit«, versicherte Dietrich dem Heerführer. Er berichtete nun von seinen Kommandos in Granada und davon, wie er die Dankbarkeit des spanischen Königs Alfons XI von Kastilien erlangte. Als sich der Abend neigte, hielt Dietrich einen Kontrakt vom Befehlshaber und Vetter des Königs
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