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Im Kettenhemd (German Edition)

Im Kettenhemd (German Edition)

Titel: Im Kettenhemd (German Edition)
Autoren: Dieter Reitze
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schnell nach hinten in die Kaminecke gebracht, und alle waren lüstern auf das bevorstehende Schauspiel.
Dietrich wollte keine Verletzung riskieren und sann auf eine List. Er besaß seit vielen Jahren einen Springklingendolch, der ihm schon gute Dienste geleistet hatte. Er stammte, wie auch noch andere seiner Dinge, aus der Manufaktur von Meister Heribert und war ein Einzelstück.
Der Kampf mit dem gallischen Berserker sollte dem Sieger zwanzig Livres einbringen. Die Herbergsmeute wollte sehen, wie sich ein Deutscher Ritter im Dolchkampf mit einem der erfahrensten französischen Hauptleute hielt, und wettete ein für diesen fortgeschrittenen Abend hübsches Sümmchen. Gekämpft wurde ohne Platten, nur im Kettenhemd. Dieses wog aber auch noch gute dreißig Pfund und verlangte Kondition. Dietrichs Kettenhemd stellte mit seinen einzigartigen Eigenschaften eine Besonderheit dar, hatte es doch bis auf den heutigen Tag kein Pfeil oder Dolch durchdringen können.
Am Gesichtsausdruck und der Art, wie sich der Français aufbaute, konnte Dietrich die überhebliche Haltung eines sieggewohnten Kämpfers erkennen, der lange keine Niederlage erfahren hatte.
Nun, dem konnte abgeholfen werden, aber er durfte keinesfalls zu früh seine Absichten erkennen lassen. Dietrich war wild entschlossen, den Wetteinsatz für sich zu gewinnen, bedeutete der doch angenehme Tage, bis sich etwas Lukrativeres würde finden lassen.
Als sie sich kampfbereit gegenüberstanden und sich einige Augenblicke musterten, konnte Dietrich im fahlen Schein der Fackeln zwei breite Narben am Hals und eine im Bart seines Gegners erkennen. Der wird schon so einiges erlebt haben, schoss es ihm durch den Sinn.
Aufrecht stehend, den Dolch fest in der Hand, zeigte Dietrich keine Regung. Die Blicke der beiden Männer kreuzten sich einige Male, aber der Deutsche schien die Ruhe selbst zu sein.
Der Français schlich langsam, mit kleinen, lauernden Schritten, kreisförmig um ihn herum und blickte fest aus seinen dunklen Augen. Er führte seinen Dolch in der Rechten, wobei die Klinge nach hinten zeigte. Dietrich hielt dem Blick des Galliers regungslos stand. Seine stahlblauen Augen leicht zusammengekniffen, wartete er auf den Angriff.
Dem anderen gingen die Nerven durch und er stürmte nach vorn. Dietrich wich im allerletzten Augenblick geschickt aus und versetzte dem Kerl einen harten Schlag mit dem Ellenbogen in die Rippen. Der französische Koloss schien jedoch unbeeindruckt, stieß einen Tisch um und wollte Dietrich damit zu Boden reißen. Ein kurzes Zurückweichen jedoch und dann ein schneller Vorstoß trafen den Français mit der ganzen Wucht seines Dolchknaufs am Kinn. Der trug sogleich einen heftig blutenden Schmiss davon und taumelte nach hinten, als sein Stiefelabsatz an einer Kante im Holzboden hängenblieb. Der Berserker wollte noch im Fallen einen Dolchstoß gegen Dietrich führen, aber dessen Doppelklingen sprangen blitzschnell auf und zerbrachen den gefährlichen Nierendolch seines Kontrahenten. Verfehlt und zu schnell für den bereits am Boden liegenden Français war Dietrich über diesem und traf ihn erneut an der Stirn. Ein Stoß mit dem Knie in den Magen des Français brachte diesen dann schließlich an den Rand der Bewusstlosigkeit. Den Dolch an der Kehle und in der Ehre verletzt, verlangten die geneigten Zuschauer seine Aufgabe.
    Die Junisonne war in diesem Jahr schon sehr heiß und weckte Dietrich aus seinem Tiefschlaf.
Draußen hörte man das Treiben in den engen Gassen dieser recht wohlhabenden Stadt. Ein angenehmer Duft von Gebratenem zog durch die Luft, der Dietrichs Appetit auf ein deftiges Frühstück weckte.
Geld hatte er fürs Erste. Nun konnte er auch sein Pferd beschlagen und den Plattner notwendige Arbeiten an seiner Rüstung ausführen lassen. Die neuen englischen Armbrustbolzen, die schon viel Eisen durchschlagen hatten, benötigten einige Verstärkungen. Dietrich hatte dies bei Burghart von Bingen gesehen, dem so ein Ding durch zwei Platten bis in die Rippen gedrungen war. In Lüttich sah er sehr gute Entwürfe von Brustpanzerungen, denen er noch eigene Ideen hinzufügte. Er ließ Innenhaken an der Bauchspitze anbringen, um kleine Sandsäcke daran hängen zu können. Dazu musste auch die Auswölbung vergrößert werden. Dietrich war überzeugt, so auch einem direkten Stoß mit einer Lanze widerstehen zu können.
Meister Heribert hatte ihm die enorme Schutzwirkung gezeigt und angeboten, alles einzuarbeiten. Er gehörte dazumal zum Gefolge
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