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Im Kerker der schönen Justine

Im Kerker der schönen Justine

Titel: Im Kerker der schönen Justine
Autoren: Jason Dark
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wissen, und mit einer wütenden Bewegung ballte sie die Hände zu Fäusten. Was sie hier erlebt und gesehen hatte, wollte sie nicht so ohne weiteres auf sich sitzen lassen. Das musste noch genauer geklärt werden, und sie beschäftigte sich gedanklich immer stärker mit den illegalen Bluttransfers.
    Damit ließ sich Geld verdienen. Aber diejenigen, die dann kassierten, waren keine harmlosen Menschen wie jedermann, nein, sie wussten genau Bescheid. Sie kannten die Verkaufswege. Sie waren entsprechend informiert, und sie mussten zu denen gehören, die auch an die wertvolle Ware herankamen.
    Lillian war plötzlich eines ganz klar.
    Es handelte sich um Fachleute! Menschen, die jeden Tag damit zu tun hatten und leicht an das Blut herankamen. Ärzte und Krankenschwestern. Aber auch Pfleger waren dazu in der Lage. Immer stärker beschäftigte sie dieser Gedanke, und sie merkte, dass ihr das Blut in den Kopf stieg.
    Sie flüsterte etwas vor sich hin, ohne es richtig zu verstehen. Aber es war schon klar, wen sie damit meinte. Das Personal hier im Krankenhaus.
    Ärzte waren nicht mehr Halbgötter in Weiß. Sie waren auch nur Menschen, von denen einige gerne etwas dazuverdienten, auch wenn es auf illegale Art und Weise passierte. Darüber las man immer wieder etwas in den Zeitungen oder sah Berichte im Fernsehen.
    Hing auch Dr. Bonham in diesem Netz?
    Sie dachte daran, dass sie noch vor kurzem mit ihm hier im Zimmer gestanden hatte. Er hatte sie nicht ernst genommen und sogar ausgelacht. Nun sah sie die Szene mit ganz anderen Augen, und sie merkte auch, dass ihr Herz schneller schlug.
    Wahrheit oder Täuschung?
    Die Frage musste sie sich einfach stellen, und sie gab auch zu, sich hier nicht mehr sicher zu fühlen. Vielleicht war das Krankenhaus sogar zu einer Falle geworden?
    Fragen, doch keine Antworten.
    Lilian Smith wusste auch nicht, wem sie sich anvertrauen konnte oder sollte. Wenn sie zur Polizei ging, würde man sie bestimmt auslachen. Aber an wen sollte sie sich wenden?
    An den Chef der Klinik?
    So sehr sie auch nachdachte, Lilian wusste sich keinen Rat mehr, und das bedrückte sie. In ihrem Innern war weiterhin der Aufruhr vorhanden. Aber sie benötigte Ruhe, um nachdenken zu können. Genau das war hier im Krankenzimmer nicht möglich.
    Auch diese Nacht würde Vorbeigehen. Am Tag würde sie sicherlich besser nachdenken können. Da war ihr Kopf wieder frei. Vielleicht fiel ihr dann die Lösung ein.
    Sie drehte sich um.
    Ihr Blick fiel automatisch auf die Tür, und sie sah, dass sich die Klinke langsam nach unten bewegte.
    Jemand wollte nach dem Patienten sehen.
    In diesen Sekunden, die so schrecklich lang für sie wurden, wusste sie nicht, was sie noch tun sollte. In ihrem Kopf sirrten die Gedanken. Ein völliges Durcheinander hielt sie umfangen, und sie hätte sich am liebsten versteckt.
    Jemand schob die Tür weiter auf.
    Zwei Sekunden danach sah Lilian Smith, dass sie sich nicht getäuscht hatte.
    Dr. Pete Bonham betrat das Krankenzimmer, und das Lächeln auf seinen Lippen gefiel Lilian gar nicht...
    ***
    Reiß dich zusammen!, schärfte sie sich ein. Verdammt noch mal, du musst dich jetzt zusammenreißen! Du darfst dir keine Blöße geben, verflucht!
    Schauspielere, als würde es um dein Leben gehen – was möglicherweise sogar den Tatsachen entsprechen konnte.
    Der Arzt schloss die Tür von innen. Das Lächeln auf seinem Gesicht blieb, als er sich aus seiner leicht zur Seite gedrehten und gebückten Haltung aufrichtete. »Ich dachte, Sie wären müde, Schwester.«
    Lilian gelang ein normales Anheben der Schultern. »Ja, das war ich auch, aber...«
    »Was, aber?«
    »Es war die Sorge, Dr. Bonham. Einfach die Sorge um den Patienten, die mich hertrieb.«
    Dr. Bonham hob die Augenbrauen. »Trotz Ihrer Müdigkeit?«
    »Ja. Man hat eben Verantwortung.« Sie lächelte schwach. »Ich weiß, dass es ungewöhnlich ist, aber ich komme noch immer nicht darüber hinweg, was ich gesehen habe.«
    »Sie halten es also für eine Tatsache?«
    »Ja, ich denke schon.«
    »Aber ich habe Ihnen doch gesagt, dass es nicht zutrifft. Dieser Patient ist nicht entführt worden. Er hat nach wie vor in seinem Bett gelegen, Schwester Lilian.«
    »So sehen Sie das.«
    »Ach, und Sie nicht?«
    »Ich habe wirklich Probleme, mich damit anzufreunden. Da bin ich ehrlich.«
    »Können Sie das einem Laien genauer erklären?«
    Nach dieser Frage wusste Lilian, dass sie jetzt Farbe bekennen musste. Es wäre leicht gewesen, ihre Entdeckungen und
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