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Im Kerker der schönen Justine

Im Kerker der schönen Justine

Titel: Im Kerker der schönen Justine
Autoren: Jason Dark
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hätte ihm der Satan diese Reaktion beigebracht. »Wie ich Sie einschätze, haben Sie unseren Patienten sicherlich schon untersucht oder?«
    »Ja, das habe ich getan.«
    »Sehen Sie?« Er nickte lässig. »Und was haben Sie bei der Untersuchung festgestellt?«
    Lilian Smith hatte das Gefühl, von einem glühenden Pfeil getroffen zu werden. Erneut rötete sich ihr Gesicht, und sie spürte, dass es jetzt einzig und allein auf die nächste Antwort ankam, was mit ihr geschehen würde.
    Die Luft im Krankenzimmer schien sich verdickt zu haben. Jedenfalls fiel es ihr schwer, richtig durchatmen zu können, und das bereitete ihr ebenfalls Probleme. Wenn sie die Wahrheit nicht sagte, würde der Arzt an ihrem Verhalten erkennen, dass sie ihn anlügen würde. Dafür hatte sie schon viel zu viel von sich Preis gegeben.
    »Nun... ? Ich höre...«
    »Ja«, sagte sie, »ja...«
    »Was ist?«
    »Ich habe etwas entdeckt.«
    »Und was, bitte?«, fragte der Arzt mit kühler Stimme. »Haben Sie das noch behalten?«
    Lilian Smith senkte den Kopf. »Es sind die Einstiche gewesen«, gab sie mit leiser Stimme zu. »Die Einstiche in den beiden Innenseiten der Ellenbogen, wenn Sie verstehen.«
    »Aber sicher verstehe ich das.« Erneut lächelte er breit. »Welchem Fachmann können sie schon verborgen bleiben? Und was sagen Ihnen die Einstiche, Schwester?«
    »Nun ja...« Sie hob die Schultern und versuchte, die Antwort hinauszuzögern.
    »Kommen Sie zur Sache, bitte.«
    Lilian straffte sich. »Also gut, Dr. Bonham. Diesem Patienten ist Blut abgenommen worden.« Sie nickte in seine Richtung. »Sind Sie jetzt zufrieden?«
    »Ja, das bin ich. Ich hätte auch nichts anderes von Ihnen erwartet. Sie sind schließlich ein Profi.«
    »Ich weiß.« Lilian sagte nichts mehr. Sie wartete jetzt darauf, dass etwas passierte, und war ehrlich genug zu sich selbst, dass sie Angst verspürte.
    Der Arzt trat einen Schritt zurück. »Was denken Sie jetzt, Schwester Lilian?«
    Sie hob die Schultern. »Ich weiß nicht, was ich denken soll.«
    »Oh, bitte! Tun Sie nicht noch unschuldig. Sie sind keine Lernschwester mehr. Sie haben doch sicherlich darüber gelesen, dass mit menschlichem Blut gute Geschäfte zu machen sind.«
    Lilian senkte den Blick.
    »Aha. Sie wissen also Bescheid, meine Liebe. Oder glauben, Bescheid zu wissen. In diesem Fall jedoch haben Sie sich geirrt. Das müssen Sie mir glauben.«
    »Kann sein.«
    »Sie haben sich nicht geirrt, wir haben diesem Menschen das Blut abgezapft. Aber das hat andere Gründe gehabt. Ich will es nicht verkaufen und dabei Geschäfte machen. Nein, nein, das hat einen völlig anderen Grund, und ich denke, dass Sie ihn kennen lernen wollen.«
    Nein, will ich nicht, schoss es ihr durch den Kopf. Aber sie wusste zugleich, dass Dr. Bonham die besseren Argumente auf seiner Seite hatte, denn nach wie vor war die Mündung der Waffe auf sie gerichtet.
    »Gut, wir beide werden jetzt das Zimmer hier verlassen und gehen.«
    Noch dachte die Frau an Cecil Frazer und fragte: »Aber was ist denn mit ihm?«
    »Hin lasse ich gesunden. Man soll es mit der Blutabnahme nicht übertreiben. Wir beide werden jetzt gehen.«
    »Wohin?«
    »Ganz einfach. In den Leichenkeller...«
    ***
    Suko und ich saßen noch im Wagen, als wir den Geruch bereits wahrnahmen. Da konnte man sagen, was man wollte, und noch so positiv über die modernen Müllverbrennungsanlagen schreiben, aber ein gewisser Gestank war noch immer vorhanden, und der lag auch hier in der Luft und war sogar in unseren Rover eingedrungen.
    Die Anlage war von der Größe her gewaltig. Es gab mehrere kastenähnliche Bauten, die sogar durch Übergänge miteinander verbunden waren. Geschlossene Tore hatten wir auf unserer Fahrt zu den Parkplätzen vor dem Bürogebäude nicht gesehen. Bei jeder Halle stand das Tor offen, und beim Vorbeifahren konnten wir den einen oder anderen Blick hineinwerfen, sodass wir eine Ahnung von den Bergen von Tonnen von Müll bekamen, die hier verbrannt und recycelt wurden.
    Wir sahen Laufbänder, die den Müll transportierten, wie Rolltreppen in einem großen Kinocenter. Er geriet in die Öfen oder wurde anders verwertet. Arbeiter, die dicke Handschuhe übergestreift hatten, liefen herum, denn vieles wurde tatsächlich noch mit den Händen aussortiert, und die Männer mussten auch dann eingreifen, wenn es zu einer Verstopfung kam.
    Die Kollegen der Mordkommission waren bereits da. Die von der Spurensicherung noch nicht. Wahrscheinlich hatte Chief Inspector Tanner
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