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Im Kerker der schönen Justine

Im Kerker der schönen Justine

Titel: Im Kerker der schönen Justine
Autoren: Jason Dark
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ausgelacht.«
    »Davon könnte man ausgehen.«
    »Und Sie haben Ihre Runde ziemlich spät gedreht, finde ich.«
    Lilian Smith hob die Schultern. »Ich wurde leider aufgehalten.« Den genauen Grund beschrieb sie nicht, denn sie war eingeschlafen. Das zuzugeben war etwas prekär. Sie war auch froh, dass der Arzt nicht mehr weiterfragte, aber sie spürte ihr Zittern schon, als sie vor der Tür des Krankenzimmers stoppte.
    Der Arzt bemerkte es, er lächelte und drückte die Tür mit einer forschen Bewegung auf. Den Überblick hatte er sofort, da das Licht nicht ausgeschaltet worden war.
    Er sah zwei Dinge: ein geschlossenes Fenster und ein Bett, in dem Cecil Frazer lag...
    ***
    Das gleiche Bild sah auch Lilian Smith, und sie war nicht in der Lage, einen Kommentar abzugeben. Sie spürte nur die heiße Welle in sich hochsteigen und wusste auch, dass sich ihr Gesicht blutrot färbte. Es war die perfekte Blamage.
    Dr. Bonham ließ ihr Zeit, einen Kommentar abzugeben. Das schaffte sie nicht, und so hörte sie seine etwas spöttisch gestellte Frage. »Was sagen Sie nun?«
    »Nichts...«
    »Aber Sie sehen das Bett und den Patienten?«
    »Ja.«
    »Und weiter?«
    Sie schluckte mehrmals, und ebenso oft setzte sie zum Sprechen an. »Ich kann es nicht begreifen. Ich kann es einfach nicht fassen. Das ist unmöglich.«
    »Aber der Patient liegt hier im Bett. Daran gibt es nichts zu rütteln. Das sehen auch Sie.«
    »Ja, verdammt.«
    »Und jetzt stellt sich natürlich die Frage, wer von uns beiden Recht hatte?«
    Ich!, wollte Lilian sagen. Nur blieb ihr das eine Wort im Hals stecken. Sie fühlte sich bis auf die Knochen blamiert.
    Es lag auch keine Leiche auf dem Bett. Beide sahen, dass der Patient schlief. Das Licht gab ihm sogar eine recht gesunde Hautfarbe. Seine Füße waren nicht mehr eingegipst, sondern nur mit Verbänden versehen, aber auch damit war es dem Mann unmöglich, allein das Zimmer zu verlassen.
    »Das ist nicht gut«, flüsterte sie. »Ich kann mir vorstellen, dass Sie mich jetzt für psychisch defekt halten...« Sie hob die Schultern. »Das ist ein Irrtum, denn ich habe das Bett leer gesehen, und das Fenster stand offen.«
    Der Arzt nickte. Er fragte allerdings zugleich: »Kann es sich hier nicht doch um eine Täuschung gehandelt haben! Ich denke da an die langen Nachtschichten, die hinter Ihnen liegen. Da kommt es leicht zu einer Überarbeitung.«
    »Ja, das ist alles möglich, Doktor. Aber nicht bei mir. Nein, bei mir ist es anders.«
    Dr. Bonham stieß die Luft aus. »So sehen Sie es.«
    »Und Sie glauben mir nicht.«
    »Es fällt mir schwer.«
    Lilian Smith nickte. »Sie werden lachen, ich hätte an Ihrer Stelle eben so reagiert.«
    »Danke, dass Sie Verständnis haben.« Der Arzt ging auf das Krankenbett zu. Er schaute in das Gesicht und besah sich auch den Körper, sofern er nicht von der Decke verborgen war.
    Er fühlte den Puls, ließ seine Finger auch über die Schlagader am Hals gleiten und hob danach die Schultern, als er sich wieder zu Lilian Smith hindrehte.
    »Es ist alles in Ordnung, soweit ich das beurteilen kann. Er liegt hier und schläft sich gesund, sage ich mal.« Auf seinen Lippen erschien ein Lächeln.
    »Wenn Sie das sagen, Doktor.«
    »Ja, und ich denke, dass wir den Patienten schlafen lassen sollten. Am besten ist es, wenn Sie über sich nachdenken, Schwester. Vielleicht ändern Sie den Dienst.«
    »Ja, Sir, das kann auch sein. Ich muss mal sehen.«
    »Außerdem schlage ich Ihnen vor, dass Sie für heute Nacht Schluss machen. Ruhen Sie sich aus. Wenn etwas sein sollte, bin ich noch da und auch die Kolleginnen.«
    »Danke.« Lilian wusste, dass es das abschließende Wort gewesen war. Sie drehte sich um und verließ mit schleppenden Schritten das Krankenzimmer. In ihrem Kopf wirbelten die Gedanken, die sie nicht in eine Reihenfolge bringen konnte. Wahrscheinlich störte sie die Anwesenheit des Arztes.
    Ausruhen!, hatte er gesagt. Das wollte sie auch. Aber nicht dort, wo sich die anderen befanden. Sie hatte einen neuen Plan, den sie dem Arzt nicht mitteilte.
    Er nickte ihr noch zu, als er in seinem Zimmer verschwand, und ließ sie dann allein.
    Der Flur war leer. Die Kranken verhielten sich in dieser Nacht sehr ruhig. Kein Rufsignal wurde von den Krankenbetten gedrückt. So konnte sie sich frei bewegen.
    Ihr Ziel war eine kleine Kammer, die in einem Seitengang lag. Andere hätten es zwar als lächerlich empfunden, aber nur in diesem Raum würde sie ihre Ruhe finden.
    Den Schlüssel dazu besaß
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