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Im Jenseits ist die Hölle los

Titel: Im Jenseits ist die Hölle los
Autoren: Arto Paasilinna
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dauerte die Veranstaltung vermutlich – an der Sprossenwand hängen und Flugzeugmodelle beobachten müsste.
    Von der Messehalle aus begaben wir uns in die Uspenski-Kathedrale, die den Papst gewaltig beein­ druckte. Er bewunderte die Architektur der Kirche, die Sarkophage und besonders die farbenprächtigen Ikonen.
    »Gerade diese Pracht ist es, die die griechisch­ katholische Kirche uns römischen Katholiken voraus­ hat. Diese Kathedrale ist tatsächlich eine der schönsten, die ich je besucht habe, obwohl sie recht klein ist. Scha­ de nur, dass ihr Finnen vor diese wunderbare Kirche ein so großes und ödes Steinhaus gesetzt habt«, meinte er und zeigte auf das Verwaltungsgebäude der Firma Enso, das am Meeresufer stand und fast die ganze Kirche verdeckte. Ich dachte bei mir, dass die großen Unter­ nehmen eben immer machten, was sie wollten, und oft genug war es verdammter Mist. Aber ich hielt den Mund, denn ich wollte in Gegenwart der beiden Kir­ chenmänner nicht fluchen.
    Der kurze Dezembertag neigte sich dem Ende zu, und Dunkelheit setzte ein. Wir gingen zu viert über den verschneiten Marktplatz und überlegten gerade, was wir noch Nettes anstellen konnten, als im Schneegestöber zwei Gestalten auftauchten.
    Meine alten Bekannten Sakari Pälsi und Huretta ka-men uns entgegen!
    Nach der gegenseitigen Vorstellung schlossen sich die beiden uns an. Der Papst fragte Huretta, welches Pro­ gramm er empfehlen könne, und ehe Pälsi eingreifen konnte, schlug Huretta vor, dass wir uns alle gemein­ sam einen dänischen Sexfilm ansehen sollten, der zur­ zeit nonstop im Kino in der Iso Roobertinkatu lief. Pälsi räusperte sich und wollte das Gespräch auf andere Themen lenken, ja, er schlug sogar vor, das National-museum zu besuchen, aber der Papst fand Hurettas Vorschlag interessant. Und so verbrachten wir den Rest des Abends damit, uns einen Pornofilm anzusehen. Der Papst, Huretta und der Selbstmörder verfolgten das Geschehen mit glänzenden Augen, wir anderen saßen ein wenig verlegen auf unseren Plätzen. Doch wenn wir zu Beginn noch den Eindruck hatten, etwas Verbotenes zu tun, wich unsere Verlegenheit bald, und als der Streifen schließlich endete, sahen wir ihn uns ohne die geringste Scheu ein zweites Mal an.
    Erst in der Nacht begab sich der Papst wieder nach Rom, nachdem wir ihn herzlich verabschiedet hatten. Wir anderen gingen ebenfalls auseinander. Ich stellte fest, dass unser Tagesprogramm den Selbstmörder deutlich aufgemuntert hatte. Zu dem steinzeitlichen Huretta hatte er freundschaftliche Bande geknüpft, und ich hörte, wie dieser ihm von all den hervorragenden Filmen erzählte, die er bereits gesehen hatte und die er seinem neuen Freund sehr empfahl.
    Am Ende des interessanten und abwechslungsreichen Tages begleitete ich Propst Hinnermäki zum Friedhof von Malmi, den er allein im Schneesturm und in der nächtlichen Dunkelheit nicht gefunden hätte.
    »Das ist ja eine richtige Hexenküche!«, schimpfte der Propst, während wir uns durch den Sturm kämpften.
    »Es heißt, in solchen Nächten sind die Geister unter­ wegs«, ergänzte ich.
    30
    Unter den Toten kursierte bereits seit dem ersten Ad­ ventssonntag das Gerücht, in diesem Jahr zu Weihnach­ ten solle Jesus auf die Erde kommen, der sich meinen Informationen nach für gewöhnlich irgendwo auf dem Jupiter aufhielt.
    Da auch in der Geisterwelt viel Unsinn geschwatzt wird, nahm ich diese Reden zunächst nicht für voll, doch kurz vor Weihnachten verdichteten sich die Hin­ weise auf den hohen Besuch. Eines Tages, als ich mit dem steinzeitlichen Huretta und dem Selbstmörder auf der Esplanade spazieren ging, wo auch wieder Minister­ präsident Cajander anzutreffen war, ritt mich der Teufel, und ich fragte Cajander, ob er etwas von einem Besuch Jesu gehört habe. Cajander sah mich überrascht an, denn für gewöhnlich wurde er auf der Straße nicht angesprochen; er nahm es mir jedoch nicht übel und antwortete:
    »Junger Mann, sollten Sie an diesem Ereignis zwei­ feln, kann ich Ihnen sagen, dass Jesus seinen Ge­ burtstag jedes fünfte Jahr persönlich hier vor Ort zu verkünden pflegt, und nach meinen Berechnungen ist der Zeitpunkt wieder gekommen.«
    Ich fragte ihn, ob es für diese Reise wohl eine konkre­ te Programmplanung gebe und ob es möglich sei, diese berühmte Persönlichkeit irgendwo zu sehen. Cajander erzählte, dass Jesus bei seinem letzten Besuch auf der Erde eine richtige Rede-Tournee absolviert habe, die ihn in die
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