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Im Herzen der Feuersonne

Im Herzen der Feuersonne

Titel: Im Herzen der Feuersonne
Autoren: Elfie Ligensa
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kam es aus Deutschland, ein Minister des
preußischen Königs Friedrich Wilhelm III .
gratulierte, fragte gleichzeitig an, wie denn der südafrikanische Wein sei.
    Â»Wir sollten ihm eine Kiste schicken«, meinte
Sophie. »Seit die neuen Dampfschiffe die Route von hier bis England in weniger
als sechzig Tagen zurücklegen, ist es gar kein Problem mehr, eine solche
Gefälligkeit zu organisieren. Und wer weiß – vielleicht kommen wir noch mit dem
Königshof ins Geschäft.«
    Â»Du bist wundervoll, Liebes.« Mit zärtlichem
Lächeln sah Karl seine schöne Braut an. Sophie trug ein apartes hellblaues
Chiffonkleid, das mit Silberfäden durchwebt war. Ein silbernes Band war durch
die dunklen Locken geschlungen, und silbern waren die zierlichen Schuhe, die hin
und wieder unter dem Rocksaum hervorblitzten. Als Schmuck trug sie nur einen
einzelnen großen Aquamarinanhänger, der rundum mit Brillanten eingefasst war.
»Komm, wir wollen zurück zu den Gästen gehen, ehe man uns vermisst.«
    Â»Sofort.« Sie hielt ihn zurück. »Nur noch einen
Augenblick.« Sophie legte die Arme um seinen Nacken. »Erst bekomme ich einen
Kuss.«
    Â»Auch zwei.« Karl ließ sich nicht zweimal bitten,
und es dauerte eine Weile, ehe sie Hand in Hand zurück zum Gutshof gingen, wo
noch ausgelassen gefeiert wurde.
    Auch die schwarzen Gutsarbeiter genossen das
außergewöhnliche Fest, doch sie zogen sich nach und nach in ihren Bereich
zurück. Ben wies Will an, noch zwei Fässer Wein für die Leute zu holen. »Feiert,
so lange ihr mögt. Morgen soll niemand arbeiten müssen.«
    Â»Danke, Master Ben. Ich werde es den Leuten
sagen.«
    Â»Kommst du zu uns zurück, Will?« Ben legte dem
jungen Mann, der für ihn fast wie ein Sohn war, den Arm um die Schulter.
    Doch Will schüttelte den Kopf. »Ich bleibe drüben
bei meinen Leuten.«
    Â»Aber du weißt …«
    Â»Ja, ich weiß, Master Ben.« Will nickte ihm zu,
dann ging er zum Weinkeller, um noch zwei Fässer auszusuchen.
    Kaum hatte er die hohe, mit schmiedeeisernen
Ornamenten verzierte Tür erreicht, kam Madeleine ihm entgegen. Hochmütig sah sie
ihn an. »Na, hast du niemanden zum Tanzen gefunden?« Sie lachte hämisch. »Ja,
ja, wer sich für was Besonderes hält, muss aufpassen, dass er nicht ganz einsam
wird.«
    Will gab keine Antwort. Ohne auf das junge
Mädchen zu achten, öffnete er das schwere Schloss und ging in den kühlen
Kellerraum. Seit Jahren machte Madeleine sich einen bösen Spaß daraus, ihn zu
ärgern. Warum es so war, konnte er nur ahnen: Sie war eifersüchtig auf die
Zuneigung, die Ben ihm, dem Schwarzen, entgegenbrachte!
    Er suchte zwei kleine Fässer aus und rollte sie
bis zur Tür. Eins nahm er gleich mit, das zweite wollte er erst später
holen.
    Madeleine blickte Will aus zusammengekniffenen
Augen nach. Sie hasste ihn, weil er stets so auftrat, als habe er die gleichen
Rechte wie die Weißen, die auf Hopeland lebten. Was
immer sie auch versuchte – er ließ sich nicht provozieren. Meist beachtete er
sie gar nicht, so wie jetzt. Dann hätte sie ihm zu gern die Peitsche
übergezogen, so wie Johannes es ihr geraten hatte. »Sklaven sollen nicht denken,
sie sollen tun, was man ihnen befiehlt. Und wenn sie aufbegehren, müssen sie die
Peitsche spüren«, hatte er ihr schon mehr als einmal gesagt. »Dein Vater ist
dumm, dass er seine Leute nicht richtig einsetzt. Sie sollen arbeiten und
gehorchen, mehr nicht.«
    Madeleine seufzte auf. Wie langweilig war es doch
ohne Johannes! Zwar gab es genügend junge Herren, die ihr den Hof machten, die
sie zum Tanz aufforderten oder die gern mit ihr einen Spaziergang im Mondschein
gemacht hätten, doch sie wollte nur mit einem zusammen sein – mit Johannes
Lammersburg!
    An diesem Abend trug Madeleine ein
schmalfallendes Kleid aus hellrotem dünnen Seidenstoff. Sie hatte viele
Komplimente erhalten – und doch hatte sie immer wieder voller Neid auf die junge
Braut geschaut. Sophie war kaum älter als sie selbst, aber sie wirkte viel
selbstbewusster, viel erfahrener – erwachsener eben! Kein Wunder, dass sie von
allen anwesenden Herren unter vierzig umschwärmt wurde! Karl musste aufpassen,
dass niemand ihm seine reiche Braut wegnahm! Der Gedanke, dass der Bruder, der
sie ausgesprochen kühl behandelte, seit er von ihrer Liaison mit
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