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Im Glanz Der Sonne Zaurak

Im Glanz Der Sonne Zaurak

Titel: Im Glanz Der Sonne Zaurak
Autoren: Michael Szameit
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Wahrscheinlichkeitsgrad, die alle darauf hinausliefen, daß bestimmte Gesetze und Axiome die Unbekannten daran hinderten, die primitive Vernunft, die diese Wesen herausgebildet hatten – auch wenn es eine künstlich induzierte war –, einfach zu eliminieren.
    Dann legte er einige Speicherkristalle in das Wiedergabeg e rät ein und führte ihr das Resultat seiner visuellen Dechiffri e rung vor. Es waren keine bewegten Bilder, sondern vorwiegend schematische Darstellungen und einige – Fotografien!
    Astranda stieß einen leisen Schrei der Überraschung aus. Die kannte sie doch schon! Diese kleinen Federbällchen, die in riesigen Kolonien die Oberfläche des Dritten im System Zaurak bevölkerten!
    Unbewegt und leidenschaftslos erläuterte David die Zusa m menhänge, erklärte den Lebenszyklus des mikroskopischen Wesens und machte sie darauf aufmerksam, daß dieser Regelkreis am leichtesten durch die Eliminierung der Flugw e sen unterbrochen werden könnte…
    Astranda hörte gespannt zu. Aber ihre Gedanken gerieten in ganz andere Bahnen. Diese Unbekannten, Herren über eine unfaßbare Technik, Schöpfer dieser gigantischen Basis und eines künstlichen Lebewesens, die sollten nicht in der Lage sein, ein mißlungenes Experiment abzubrechen, nur weil irgen d welche Gesetze und Axiome sie daran hinderten? Das war unglaubhaft. David hatte Astranda zwar streng zur Achtung der Verbote erzogen, doch was sind das für unsinnige Axiome, gelten sie auch für sie, Astranda? In ihr wuchs der brennende Wunsch, sich ihre Überlegenheit zu beweisen.
    Sie brannte vor Ehrgeiz. Schon lange hatte sie sich mit diesen wilden, unkontrollierbaren Schwingungen in ihrem Logikblock abgefunden, für die David nur widerstrebend und tadelnd die Namen nannte, die die Menschen ihnen gaben: Freude, Trauer, Ehrgeiz, Glück, Neugier, Zorn, Ärger… Jetzt hatte sie endlich ein Ziel. Etwas war in ihr erwacht, das sie sich nicht erklären konnte und auch gar nicht wollte. Sie fühlte den unbezähmbaren Drang in sich, zu verändern, zu schaffen und – zu zerstören…
    Es war ein eigenartiges Verlangen, das sich in ihrem so unerfahrenen Herz regte und sich in einer Art äußerte, für die Astranda keine Wertmaßstäbe besaß. Sie kannte nur die Sterne, deren scheinbares Verharren in ewiger Harmonie, und wollte David nie recht glauben, wenn der vom Werden und Vergehen sprach.
    Es drängte sie mit aller Macht, dieses Gleichmaß der Dinge zu sprengen, zu vernichten, sich zum Herrn der Dinge zu machen. Ohne daß sie es bewußt erfaßte, war es ihr doch stille Genu g tuung, daß auch die mächtigen Unbekannten zur Kapitulation gezwungen worden waren. Von winzigen, unscheinbaren Lebewesen. David nannte sie die „Boten“. Und er hatte gesagt, der Entwicklungszyklus dieser Boten, die sich dem Willen ihrer Schöpfer widersetzten, sei am leichtesten zu unterbrechen, wenn man die kleinen Flugwesen vernichtet.
    Sie würde das Werk der Unbekannten vollenden, den Fehler, den Irrtum vernichten, auslöschen. Ganz im Sinn der Axiome, die David ihr anerzogen hatte!
     
    In regelmäßigen Abständen zog Astranda um den Planeten jenseits des Tunnels und vernichtete die Flugwesen. David ließ sie zurück. Immer häufiger gab es offene Meinungsverschi e denheiten zwischen ihnen. Nur einmal noch riet er ihr. Er machte sie darauf aufmerksam, daß es zweckmäßiger sei, vor allem die Jungtiere zu eliminieren. Dann zog er sich brabbelnd zurück, und sie hörte nur noch: „Schlecht…, schlecht…, schlecht…“
    Mit der Zeit allerdings merkte sie, daß die Aufgabe nicht so einfach zu lösen war, wie sie es gedacht hatte. Sie besaß nur den kleinen Handwerfer und kannte keine anderen Waffen. Nun begann sie dunkel den Sinn dieses Experimentes zu erahnen, machte die Erfahrung, daß Leben widerstandsfähiger ist als Fels, als ein ganzer Planet, als tote Materie überhaupt. Aber sie tötete verbissen weiter, kämpfte mehr gegen den sinkenden Mut, gegen Unentschlossenheit und Zweifel als gegen die infizierten Tiere. Sie zog um den Planeten und mordete…
     
    Später entdeckte sie das abgestürzte Raumschiff, und ihre Angst fand neue Nahrung. Tagelang umrundete sie den Planeten und wagte nicht zu landen. Aber es war doch ihr Planet, ihr eigener! Ihre Welt, in der kein Platz für Menschen war, geriet völlig aus den Fugen. Weit, weit weg störten sie nicht, so weit entfernt, daß man keine Informationen von ihnen empfing, sie nicht sah und hörte… Nun aber waren sie bedrohlich
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