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Im Glanz der roten Sonne Roman

Titel: Im Glanz der roten Sonne Roman
Autoren: Elizabeth Haran
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damit, was sie zu ihm sagen würde.
    Ryan fand, dass Eve ein wenig seltsam wirkte. »Kommen Sie, steigen Sie auf!« Er streckte die Hand aus, um ihr auf den Bock zu helfen. »Wir haben Sie vermisst«, meinte er, als sie es sich bequem gemacht hatte. Dann nahm er die Zügel auf, und der Wagen fuhr an.
    Auch Eve hatte die Bewohner Edens vermisst – schmerzlicher, als sie es je für möglich gehalten hätte. Sie waren ihr so lieb geworden wie eine Familie, auch Ting yan und ihre Brüder.
    »Geht es allen gut?«, erkundigte sie sich.
    »Eigentlich nicht. Jordan geht es nicht besonders.«
    Eve blickte ihn ängstlich an. »Hat er sich verletzt?«
    »Nein, aber er ist nicht mehr derselbe, seit Sie fort sind.«
    Eve verzichtete auf einen Kommentar. Sie durfte es Jordannicht verübeln, wenn er ihr nicht verzeihen konnte, dass sie so schlecht über ihn gedacht hatte. Das wäre zu viel verlangt, und das wusste sie. Andererseits fragte sie sich noch immer, wie ein Mensch damit drohen konnte, aus Rache alle Frauen einer Familie zu verführen. Allein der Vorsatz war schändlich und unmoralisch. Eve wusste längst, dass sie ihr Herz an Jordan verloren hatte, doch derselbe Instinkt, der sie bisher hatte überleben lassen, ließ sie jetzt an seinen guten Absichten zweifeln.
    »Ich weiß nicht, warum Sie fortgegangen sind, Eve«, meinte Ryan, »aber ich kenne Jordan inzwischen ziemlich gut. Er gehört zu der Hand voll ehrenhafter Männer, denen ich in meinem Leben begegnet bin.«
    Eve schaute ihn an, und Ryan sah die Zweifel in ihren Augen.
    »Ich weiß, dass er freundlich und großzügig ist, Ryan. Aber er ist auch nur ein Mensch, genau wie ...« Eve konnte nicht weitersprechen, ohne Max zu erwähnen – und das war nicht möglich, ohne dessen Andenken zu beschmutzen. Trotz der vielen Fehler, die Max gehabt hatte, erschien es Eve nicht fair.
    Ryan jedoch kannte solche Bedenken nicht. »Man soll nicht schlecht über Tote reden, Eve, aber nach allem, was ich gehört und gesehen habe, hat Max Courtland viel Geld für seine üblen Machenschaften ausgegeben. Der Himmel weiß, dass ich kein Heiliger bin, und ob ich nun Geld habe oder nicht, macht mich nicht zu einem anderen Menschen. Aber nur ein sehr aufrechter Mensch widersteht der Versuchung, sein Geld zu missbrauchen. Jordan ist ein solcher Mann. Gewiss wird er öfter in Versuchung geraten sein. Doch am Ende trifft er immer die richtige Entscheidung, und das allein zählt.«
    Eve bedachte Ryan mit einem Blick, als hätte er soeben für sie ein geheimnisvolles Rätsel gelöst. »Wissen Sie, Ryan, ich glaube, Sie haben Recht. In Versuchung zu geraten, machtjemanden nicht gleich zu einem schlechten Menschen. Es hängt allein von der Entscheidung ab, die man trifft.« Mit glücklichem Lächeln hakte sie sich bei ihm unter.
    Ryan verstand zwar nicht recht, was Eve so glücklich machte, doch er war froh, sie wieder lächeln zu sehen.

    »Gaby, wo ist Jordan?«, fragte Eve. Gaby richtete sich vom Waschtrog auf, in dem sie bis zu den Ellbogen in Seifenschaum gesteckt hatte.
    »Eve!« Gaby war fassungslos, als wäre ihr soeben ein Geist erschienen. Sie blickte kurz auf die Wäsche; dann wandte sie sich ganz um und blieb vor dem Trog stehen. »Es ist schön, dich wiederzusehen!«
    Eve fragte sich, warum sie so schuldbewusst wirkte und was sie zu verbergen suchte.
    »Ich hoffe, du bist zurückgekommen, um zu bleiben«, fuhr Gaby fort. »Ohne dich ist es hier nicht mehr wie früher.«
    Eve fühlte sich sehr seltsam. Sie wusste nicht, wie Jordan darüber dachte. Schließlich hatte sie ihm nicht allzu viel Vertrauen entgegengebracht, und das musste ihn sehr verletzt haben. »Ich muss mit Jordan reden. Weißt du, wo er ist?«
    »Ja. Er ging am Fluss spazieren, als ich ihn das letzte Mal sah«, erwiderte Gaby.
    Eve drückte Gabys Arm und hatte vor Rührung einen Kloß in der Kehle. Gleich darauf ging sie zum Fluss hinunter. Weiter vorn, in der Nähe ihres Lieblingsplatzes, sah sie Jordan, doch es war noch jemand bei ihm. Die beiden Männer wandten ihr den Rücken zu und standen am Ufer, in ein Gespräch vertieft. Eve sah, wie sie einen Händedruck tauschten, als wären sie in irgendeiner Sache zu einer Einigung gelangt. Einen Augenblick fürchtete Eve, Jordan könnte Eden verkauft haben, und ihr Herz wurde schwer.
    Sie ging auf die beiden Männer zu und stellte fest, dass sowohl Jordan als auch sein Begleiter weiße Hemden, dunkleHosen und Stiefel trugen. Sie waren ungefähr gleich groß und hatten
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