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Im Glanz der roten Sonne Roman

Titel: Im Glanz der roten Sonne Roman
Autoren: Elizabeth Haran
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schmerzhaften Stich, wenn sie an die Zeit dachte, die sie beide verloren hatten.
    Schüchtern bahnte Eve sich einen Weg bis zur vorderen Reihe der Trauernden und fand einen Platz am Grab direkt gegenüber ihrer Mutter und ihren Schwestern. Den Blick fest auf den Sarg gerichtet, lauschte sie der Rede des Geistlichen, der über Max’ Leben und seine Verdienste sprach. Sein großspuriges, bestimmendes Wesen wurde taktvoll als »Stärke« bezeichnet; andere charakterliche Mängel wurde schweigend übergangen. Doch niemand konnte leugnen, dass er eine starke Persönlichkeit und ein außergewöhnlicher Mensch gewesen war.
    Als die Menge sich zerstreute, blieb Eve am Grab stehen, um ein letztes Mal Lebewohl zu sagen. Es war schwierig für sie, sich Max nicht als ihren richtigen Vater vorzustellen,besonders, da sie keine Aussicht hatte, Luther Amos jemals kennen zu lernen.
    »Eve!«
    Sie wischte sich die Tränen ab und wandte sich um. Ihre Mutter stand neben ihr.
    »Eve, Gott sei Dank, dass dir nichts geschehen ist! Jordan sagte mir, dass du bei Max warst, als er starb.«
    Eve nickte, und ihre Augen schimmerten verdächtig. »Er hat mir das Leben gerettet, aber ihm fehlte die Kraft, sich selbst in Sicherheit zu bringen. Es tut mir Leid, Mutter.«
    Letitia legte Eve einen Arm um die schmalen Schultern. »Es tut mir auch Leid, Eve – wegen vieler Dinge. Leider hat noch niemand herausgefunden, wie man die Uhr zurückdrehen kann, also gibt es keine andere Möglichkeit, als immer weiter zu gehen. Aber eine Sache hat mich verwirrt. Was wollte Max in Eden? Jordan wusste es nicht.«
    Eve blickte auf den Sarg hinunter. »Sagen wir, er ist für kurze Zeit vom Weg abgekommen.«
    Letitia starrte ebenfalls auf die offene Grube, und Eve wusste, dass sie verstanden hatte.
    »Bevor er starb, Mutter, hat Max mir gesagt, dass er mich liebt. Nach all der dummen Feindschaft zwischen uns hat mir das sehr viel bedeutet.«
    »Oh, Eve!« Letitia hatte immer daran geglaubt, dass Max einen guten Kern besaß.
    »Was wirst du jetzt tun, Mutter?«
    »Ich weiß es noch nicht.« Letitia bemühte sich, gefasst zu wirken, doch innerlich fühlte sie sich sehr einsam und verletzlich. »Ich muss darüber nachdenken, was für jeden von uns das Beste ist.«
    »Es wird eher Zeit, dass du daran denkst, was für dich das Beste ist, Mutter.« Eve blickte zu Celia und Lexie, die noch immer auf der anderen Seite des Grabes standen. Celia wirkte traurig und verwirrt, doch Lexie starrte Eve auf ihre übliche,vorwurfsvolle Art an, als wäre es deren Schuld, dass sie ihren Vater verloren hatte. Als sie sich umwandte, rief Letitia sie streng zurück.
    »Alexandra, ich glaube, du wolltest deiner Schwester noch etwas sagen.«
    »Sie ist nicht meine ...«
    »Alexandra!«
    Lexie kaute verlegen auf ihrer Unterlippe. »Ich glaube nicht, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist!«, gab sie trotzig zurück.
    »Ich finde, jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt«, meinte Letitia. »Eve hat ein Recht darauf, die Wahrheit zu erfahren.«
    Dann wandte sie sich zu Eve um. »Ich schäme mich, dir sagen zu müssen, dass Alexandra die Wahrheit oft zu ihrem Vorteil verdreht.«
    Eve starrte Lexie an und spürte, wie ihr das Herz plötzlich heftig in der Brust schlug. Sie ahnte, dass Letitias Worte sich auf Jordan bezogen. »Wovon spricht Mutter, Lexie?«
    Letitia warf Lexie einen scharfen Blick zu, der dieser keine Wahl ließ, als ihre Lüge zu gestehen.
    Sie hob das Kinn und erwiderte Eves Blick voller Feindseligkeit. »Ich habe dich glauben gemacht, Jordan und ich hätten uns geliebt, aber das ist nicht wahr.« Sie presste die Lippen fest zusammen, entschlossen, sich weder zu entschuldigen noch zuzugeben, dass Jordan sie abgewiesen hatte.
    »Alexandra wollte, dass du Jordan für einen Verführer hältst. Aber das stimmt nicht. Uns gegenüber hat er sich stets wie ein Gentleman verhalten – auch gegenüber Alexandra, obwohl sie ihm Gelegenheit genug gegeben hat, sich anders zu verhalten ...« Letitia warf ihrer ältesten Tochter einen bedeutungsvollen Blick zu, und diese zuckte wie unter einem Hieb zusammen.
    »Warum hast du mir dann gesagt, dass ihr ein Liebespaar seid, du und Jordan?«, wollte Eve von Lexie wissen.
    Lexie antwortete nicht; sie starrte stumm auf den mit Blumen bestreuten Sarg ihres Vaters. Lieber wäre sie gestorben als zuzugeben, dass sie auf Eve eifersüchtig war.
    Letitia antwortete an Lexies Stelle. »Weil sie sich manchmal vor Neid nicht beherrschen kann und dann
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