Im Gefängnis des Glaubens

Journalist Russell Miller lieferte mit seinem vorzüglichen Buch Bare-Faced Messiah (1987) erstmals eine detaillierte Beschreibung des Scientology-Gründers. Die Organisation verklagte Miller, scheiterte jedoch vor Gericht. Miller berichtete, dass er während der Recherchen für das Buch ausspioniert wurde. Sein Telefon wurde abgehört, und es wurde versucht, ihn in einen Mordfall zu verwickeln. 1238 Kurze Zeit später erschien Bent Corydons Biografie L. Ron Hubbard: Messiah Madman? (1987), gefolgt von Jon Atacks A Piece of Blue Sky (1990). Beide Autoren sind ehemalige Scientologen. Die Organisation versucht Corydon und Atack zu diskreditieren und erklärt, sie seien aus Scientology ausgeschlossen worden. Auffällig ist, dass nach der Kampagne von Scientology gegen diese Autoren keine weiteren Versuche unternommen wurden, eine umfassende Biografie Hubbards zu schreiben.
    Die Tatsache, dass sich kaum Forscher an die Aufgabe gewagt haben, die Scientology-Kirche und ihre führenden Köpfe zu untersuchen, ist ein Beleg dafür, wie zurückhaltend die Gelehrten mit diesem Thema umgehen, und sagt einiges über die geringe Bereitschaft der Organisation aus, Sozialwissenschaftlern Informationen über ihre Mitglieder, Glaubenslehren und inneren Abläufe zu geben. Im Jahr 1976 veröffentlichte Roy Wallis The Road to Total Freedom: A Sociological Analysis of Scientology , die erste ernsthafte akademische Studie über diese neue religiöse Bewegung. Während der Recherchen für sein Buch wurde Wallis ausspioniert, und jemand schickte gefälschte Briefe an seine Kollegen und Arbeitgeber, um ihm eine homosexuelle Beziehung zu unterstellen. 1239 Im Jahr 1987 erschien Renunciation and Reformulation: A Study of Conversion in an American Sect , ein kenntnisreiches Buch der Anthropologin Harriet Whitehead. Seitdem hat die Forschungsgemeinde wenig zum Thema Scientology zu sagen gehabt. Ich sollte auch die Arbeiten von Hugh Urban von der Ohio State University, David S. Touretzky von der Carnegie Mellon University und Stephen Kent von der University of Alberta erwähnen. Diese drei Gelehrten haben wichtige Beiträge zum Verständnis von Scientology geleistet, obwohl die Organisation Forschern Hindernisse in den Weg legt und sie bedroht.
    Wertvolle Informationen über die Geschichte und Kultur der Scientology-Kirche und ihres Gründers findet man in den Gerichtsakten, insbesondere in den Dokumenten, die im Verlauf jenes bahnbrechenden Prozesses vorgelegt wurden, den die Scientology-Kirche Kalifornien im Jahr 1991 gegen Gerald Armstrong anstrengte. David Miscavige hält sich mit Interviews sehr zurück, aber er hat in mehreren Gerichtsverfahren als Zeuge ausgesagt oder Erklärungen abgegeben, insbesondere im Verfahren Bent Corydon gegen Scientology-Kirche (1990).
    Eine Handvoll unerschrockener Journalisten hat viele wichtige Informationen über die Kultur von Scientology zusammengetragen. Die ersten derartigen Rechercheergebnisse veröffentlichte Paulette Cooper im Jahr 1971 in The Scandal of Scientology . Ich habe die Hetzjagd, die Scientology daraufhin auf Cooper eröffnete, kurz beschrieben. Joel Sappell und Robert W. Welkos veröffentlichten im Jahr 1990 eine bemerkenswerte sechsteilige Artikelserie in der Los Angeles Times . Richard Leiby schreibt seit Anfang der achtziger Jahre über Scientology; zunächst arbeitete er für die Clearwater Sun und anschließend für die Washington Post . Richard Behar berichtete in Forbes über die Organisation und sorgte im Jahr 1991 mit einer Reportage für Aufsehen, die unter dem Titel »The Thriving Cult of Greed and Power« (Der blühende Kult der Habgier und Macht) in der Zeitschrift Time erschien. Janet Reitman stützte sich in einem Artikel, den sie 2006 unter dem Titel »Inside Scientology« in Rolling Stone veröffentlichte, auf ihren Zugang zu Insiderinformationen; 2011 erschien ein Buch unter demselben Titel. Chris Owen, ein unabhängiger Forscher, hat im Internet zahlreiche Artikel über Scientology veröffentlicht und einen Großteil der verfügbaren Informationen über Hubbards Aktivitäten im Zweiten Weltkrieg zugänglich gemacht. Tom Smith hat in seiner Radiosendung The Edge , die vom Hillsborough Community College in Tampa (Florida) ausgestrahlt wird, eine Reihe von kenntnisreichen Interviews geführt. Joe Childs und Thomas C. Tobin von der Tampa Bay Times (ehemals St. Petersburg Times ) haben bahnbrechende Reportagen über Scientology veröffentlicht, insbesondere über die