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Im finsteren Wald

Im finsteren Wald

Titel: Im finsteren Wald
Autoren: Heiko Grießbach
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gebucht.
    Mit einem Seufzer der Erleichterung ließ er den Wagen vor dem Haus ausrollen, Platz zum Parken gab es mehr als genug. Das Gebäude war ein beeindruckender Fachwerkbau auf zwei Etagen und einem ausgebauten Boden, wie ein großes Fenster zeigte. Nach mehrmaligem Läuten kamen schlurfende Schritte zum riesigen Holztor, in dem sich eine Tür befand, die quietschend aufschwang. Beim Anblick von Peter, Karin und Tina im Hintergrund erhellte sich das Gesicht der grauhaarigen Frau mit verhärmten Zügen. Ein Dutt saß wie ein Hut auf ihrem Kopf.
    „Ah, die Gäste sind angekommen“, sagte sie etwas übertrieben fröhlich, dabei strich sie die abgewetzte Schürze glatt und lächelte. „Willkommen in Craula, im bezaubernden Nationalpark Hainich. Ich hoffe, Sie hatten eine gute Anfahrt, die Straße ist ja nicht mehr die beste, ge? Ich zeige Ihnen die Zimmer und dann können Sie sich in aller Ruhe einrichten und frisch machen. Die Gaststube öffnet um sechs, ge, dann gibt es auch etwas zu essen. Aber wenn Sie Wünsche haben, können Sie sich jederzeit melden, ge?“
    Tina grinste und stieß ihre Mutter unauffällig an. Als sie die Sachen in den ersten Stock brachten, imitierte sie: „Die Straße ist ja nicht die beste, ge? Aber wir brauchen auch keine bessere, ge, denn wir fliegen meist mit dem Besen , ge.“
    „Das ist nicht komisch, so reden sie eben hier in Thüringen“, sagte Peter. „Das ist Dialekt.“
    „Naja, ein bisschen komisch ist es schon, ge?“, konnte Karin sich nicht verkneifen.
    Tina lachte, aber ihr Vater zuckte nur mit den Schultern. „Auf meiner Arbeit ist einer aus Dresden, der sagt dauernd nu und newahr, das ist komisch.“
    Oben bekam Tina das Einzelzimmer. Sie stürzte sich auf die nächste Steckdose und rammte das Netzteil für ihren Kindle hinein. Dann schaute sie sich um. Das Zimmer war klein, sauber und wie sie fand, voll spießig. Auf dem Bett wölbte sich eine riesige Daunendecke und darüber hing an der Wand ein gesticktes Blumenbild, das sicher die Ururoma der Wirtin im Licht einer rußenden Öllampe angefertigt hatte. Die Zimmerdecke verlief schräg nach unten zulaufend auf das Fenster zu, das einen Spalt offen stand und frische Luft herein ließ. Tina schloss es, genug gelüftet. Sie konnte über das Dach des Hauses gegenüber ein Stück Wald sehen, unten auf der Straße ihr Auto, aber keinen Menschen.
    Peter wuchtete den Koffer auf das Bett ihres Zimmers, während Karin schnell im Bad verschwand.
    „Ist doch ganz nett hier“, sagte sie, als sie wieder herauskam und betrachtete den Raum. Sie deutete auf ein Bild an der Wand über dem Bett. Auf einer Blumenwiese saß eine barbusige Jungfrau, deren blonde Locken zwei himbeerfarbene Brustwarzen umspielten. Margeriten schmiegten sich an den hellen Flaum zwischen ihren zarten Schenkeln. Ein muskulöser Faun kniete vor dem engelsgleichen Wesen und streckte seine Hand nach den weißgelben Blüten aus.
    „Peter, ist das nicht total romantisch?“, hauchte sie und ging ins Bad zurück.
    Abwesend murmelte er: „Naja, wenn du meinst“.
    Er legte sich probeweise auf die freie Bettseite und schaute zum Bad, wo das Wasserrauschen verklang und Karin, in ein Badetuch gehüllt, heraustrat. Mit einem Handtuch rubbelte sie ihr Haar trocken und schaffte es dabei, abzuwinken.
    „Grübel nicht schon wieder und genieße die Zeit mit uns. Solange wir als Familie zusammen sind, ist alles in Ordnung. Außerdem weiß ich, dass du dich nach ein wenig Ruhe sehnst. Stimmt’s? Ich hoffe, hier im Wald findest du sie.“ Sie trat zu ihm. „Küss mich lieber.“
    Verlangend zog Peter Karin an sich. Das Badelaken rutschte wie von allein von ihrem Körper und fiel zu Boden. Hände nestelten an Knöpfen, befreiten ihn vom Hemd und ihre duftende Haut schmiegte sich feucht und warm an seine. Lippen berührten Hals und Brust, während nasses Haar sein Gesicht streichelte. Er schloss die Augen und erschauerte, streichelte nun auch und spürte harte Brustwarzen. Ja, so stellte er sich Urlaub vor.
    Tinas Magen knurrte. Endlich klopfte es und riss sie weg von Edward. Vor Hunger hatte sie sich kaum noch aufs Lesen konzentrieren können. Sie stürzte hinaus und stutzte über das dümmliche Grinsen ihrer Eltern. Hatten die etwa einen Quicky eingeschoben?
    ‚Oh, eingeschoben ist gut‘, sie grinste ebenfalls und lief rot an. ‚Machten Mam und Paps so etwas?‘
    Als ihr Vater die mit Eisenbändern verzierte Holztür zum Gastraum öffnete, wehte ihnen eine Wolke aus
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