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Im Feuer der Smaragde

Titel: Im Feuer der Smaragde
Autoren: Shaw Patricia
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in Gefängnisse gesperrt, aus denen es kein Entkommen gab. Wirklich nicht? Er pfiff vor sich hin. Bei erster Gelegenheit wäre er weg. »Geht es ihm besser?«, fragte Moorabi. »Sieht so aus.« »Nein.« Es ging schon seit fünf Tagen so. Das Pulver wirkte, daher zog sich Ilkepala zu den kühlen Quellen über den Wasserfällen zurück. Sie konnten nicht ewig hier bleiben; Moorabi und sein Bruder mussten einen Teil ihres Clans in neue, sichere Gebiete führen, und ihm selbst stand die schwierige Reise ins Grenzgebirge bevor, wo er die Ältesten des mächtigen Kalkadoon-Volkes treffen sollte. Er hatte mit diesen schwierigen, gefährlichen Männern, die nie über das Kriegerdasein hinauswuchsen, ernsthafte Dinge zu besprechen. Die meisten hatten noch nie einen Weißen gesehen und machten sich lustig über die Bedrohung durch die Invasoren, weil sie auf ihre eigene Macht und Magie vertrauten. Ilkepala würde dafür sorgen müssen, dass sie auf seine Warnung hörten, und – bei diesem Gedanken holte er tief Luft – offiziell darum ersuchen, dass die Kamilaroi und Tingum ihr Land betreten durften, wo sie wenigstens einige Jahre lang sicher sein würden.
    Während er grübelte, wie die Kalkadoon auf einen so unerhörten Vorschlag reagieren würden, der nicht einmal Handelsvorteile versprach, da seinen Leuten nicht viel geblieben war, fertigte er kurze Nachrichtenstöcke an, die er Moorabi mitgeben würde. Die Stöcke wurden auf die Größe seines Mittelfingers zurechtgeschnitten, mit einer Markierung versehen und mit weißer Farbe bestrichen. Sie stammten unverkennbar von dem großen Mann, und kaum jemand würde es wagen, sich der Anweisung zu widersetzen, dem Reisenden Hilfe zu leisten. Als er fertig war, kehrte er in die Höhle zurück, wo Moorabi, ein guter, freundlicher Mann, mit einem Fächer aus Blättern geduldig die hartnäckigen Fliegen von dem Patienten fern hielt. »Ist er wach?«, fragte Ilkepala. Moorabi nickte. »Wir müssen bald gehen. Noch zwei Tage. Länger können wir uns nicht aufhalten.« »Ja.«
    Schließlich war die Zeit gekommen. Moorabi wartete auf seine Anweisungen. »Hole ein Kanu«, sagte Ilkepala bedächtig und schmiedete einen Plan, während er sprach. »Wir können ihn nicht tragen und auch nicht hier lassen. Der Fluss dort unten mündet in den großen Strom. Ich will, dass ihr beide ihn in das Kanu legt und so weit wie möglich von hier wegbringt. Er darf auf keinen Fall mit diesem Überfall in Verbindung gebracht werden, sonst töten sie ihn. Falls er überhaupt überlebt.«
    »Verdammt, ich werde überleben«, flüsterte der Engländer, und Ilkepala wollte dies nicht bestreiten, widerspenstig genug war er jedenfalls. Verwundet, verbrannt, kaum fähig zu atmen, geschweige denn, für sich selbst zu sorgen, besaß Jack Drew dennoch die Stirn, seinen Worten einen drohenden Klang zu geben.
    Als wäre Ilkepala schuld an seinem Dilemma.
    Der Magier nahm Moorabi beiseite. »Er braucht Ruhe unterwegs, daher werde ich ihm einen starken Schlaftrunk geben, wenn ihr aufbrecht. Ich möchte, dass ihr still den Fluss hinunter bis in die Nähe der großen Siedlung fahrt und ihn dort ans Flussufer legt, wo man ihn finden kann. Dann ist er in den Händen seiner eigenen Geister. Sie können ihm helfen, falls sie ihn nicht vergessen haben.« Er reinigte noch einmal die Wunden und bestrich sie mit einer Salbe aus den Stängeln von Mondwinden, die betäubend und schmerzstillend wirkte. Er hatte gehofft, die Maden noch länger in der Wunde lassen zu können, damit sie dort ihre reinigende Arbeit verrichten, doch blieb keine Zeit mehr dafür. Er musste die Wunden zunähen und das Beste hoffen. Er suchte in seinem Beutel nach Zwirn und feinen Bambussplittern und begann zu nähen. Zuerst verschloss er die Brustwunde, dann, nachdem Moorabi den Patienten umgedreht hatte, das Loch im Rücken. Danach bedeckte er die Wunden mit Lehm und Rinde, um die Blutung zu stillen und die Stellen vor weiteren Verletzungen zu schützen. Bald darauf war der Lehm hart geworden. Dann kümmerte er sich um die Brandwunden. Sie heilten recht gut, die Honigmischung war fest geworden und ermöglichte es der Haut, zu trocknen und nachzuwachsen. Der Patient war wieder in sein Murmeln, Streiten, Fluchen versunken, und als Moorabi ihm Wasser in den Mund träufelte, rutschte Jack Drew rastlos hin und her und griff sich an die Brust, doch Ilkepala zog seine Hände energisch weg. »Es wäre vielleicht ratsam, die Hände festzubinden, damit er die
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