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Im Feuer der Smaragde

Titel: Im Feuer der Smaragde
Autoren: Shaw Patricia
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Schwarzen hielten ihre Muskeln warm, während sie Nahrung suchten, denn bald mussten sie wieder aufbrechen. Im Vorbeifahren beobachtete Moorabi den Busch längs der Ufer. Das Land wirkte verlassen; alles war so still, so normal, doch das täuschte. Es lebten noch Stämme hier, die sich weigerten zu gehen, die Fremden und Weißen feindselig begegneten, und die Gegend wurde von berittenen Polizisten kontrolliert, die nach entflohenen Gefangenen und Schwarzen suchten, die einfach erschossen wurden. Ein gefährliches Land. Obwohl Ilkepala ihnen keine diesbezüglichen Anweisungen gegeben hatte, beschlossen sie, die Nacht hindurch zu fahren, da der Mond hell schien und der Fluss nach den schweren Regenfällen rasch dahinfloss. Nach ihrer Schätzung brauchten sie noch einige Tage, um den Rand der weißen Siedlung zu erreichen. Je schneller sie von dort wieder weg waren, desto besser. Sie würden das Kanu zurücklassen und rasch in nördlicher Richtung über Land wandern. Moorabi verstand nicht, weshalb die weißen Männer ihre Häuser so weit im Landesinneren bauten, in derart einsamen Gegenden, wenn es hier so viel zu essen gab. Da er kein persönliches Eigentum kannte, wusste er auch nicht, dass diese Männer reich waren und riesige Ländereien für sich und ihr Vieh beanspruchten. Doch hatte Ilkepala sie nicht angewiesen, so viel wie möglich zu lernen? Sie glitten durch die Dunkelheit, beinahe lautlos, und das Wasser schien nun, da die Sterne über ihnen standen, die Welt zur Ruhe gekommen war und der weiße Mann wieder im Schlaf vor sich hin murmelte, viel glatter und friedlicher als zuvor. Eines Nachmittags entdeckten sie hinter einer Flußbiegung ein Haus, das hoch oben auf einem Hügel lag. Moorabis Bruder hob sein Ruder und blickte nach hinten. »Wo sind wir? Ich dachte, es würde noch einen Tag dauern, bis wir ihnen so nahe kommen.« »Ich auch.« Moorabi war verwirrt. Wie hatte er sich so irren können? Er schaute sich um. Er wusste genau, wo er war… in dieser Biegung wuchsen zwei Bunya-Bäume, sie standen auch noch an Ort und Stelle, und gegenüber lag unter dem Felsvorsprung ein Sandstrand. Dahinter gab es, wie er wusste, eine uralte Höhle, einen Ort aus der Traumzeit, der sehr heilig war. Ein Heiligtum für das Gute gegen das Böse, wie Ilkepala ihm erklärt hatte. Doch was war das? Ein Weißenhaus stand oben auf der Anhöhe, und ein Teil des Hügels wirkte kahl. »Sie sind hier«, sagte er niedergeschlagen. »So weit flussaufwärts hätte ich sie nie erwartet.« »Sollen wir ihn hier lassen?« »Ja. Das muss der richtige Ort sein.« Wieder hoben sie den Weißen aus dem Kanu und trugen ihn das steile Ufer hinauf. Moorabi tippte Jack an die Stirn und hoffte, dass seine Worte zu ihm durchdringen würden. »Wir müssen dich jetzt verlassen, Jack Drew. Du bist gut zu uns gewesen. Das wird unser Volk nicht  vergessen.«
     
    2. KAPITEL
     
    »Kommt mal her«, rief Bart, der die Löcher für die Pfosten grub, den fünf Männern aus seinem Arbeitstrupp zu. »Hier liegt ein toter Nigger am Ufer. Splitternackt. Seht euch das an.«
    Sie rannten hinüber, und Albert, der Vorarbeiter, trat näher, wollte die Leiche umdrehen und wich entsetzt zurück. »Allmächtiger, das kann doch nicht wahr sein. Jemand hat das arme Schwein verprügelt und verbrannt. Bestimmt hat ihn einer der Bosse zu fassen gekriegt. Die mögen keine Schwarzen.«
    Dann brüllte Bart: »Seht nur! Er ist nicht tot. Er hat gerade gezwinkert.« »Ach, hör auf«, sagte ein anderer. »Du könntest nicht mal erkennen, ob ein Pferd zwinkert.« »Ich hab’s gesehen, so wahr ich hier stehe. Los, Albert, hör mal, ob er atmet. Ich glaube, er ist noch bei uns.« Zögernd kniete Albert sich hin, fühlte den Puls, tastete auf der verletzten Brust nach einem Herzschlag, doch in diesem Moment stöhnte der Mann. »Scheiße, Bart hat Recht«, sagte Albert. »Der arme Kerl lebt noch. Wir bringen ihn besser in die Scheune. Holt den Karren, Jungs.« »Und dann?«, fragte Bart. »Er sieht gar nicht gut aus, und wir haben keinen Arzt.« »Die Ärzte behandeln sowieso keine Schwarzen«, gab Albert zurück. »Helft mir, ihn auf den Karren zu legen, wir können ihn nicht hier lassen.« »Wartet, bis ich die Fesseln losgemacht habe. Sieht aus, als wäre er gefesselt worden und hätte sich irgendwie befreit. Könnte ein Sträfling sein, wir wollen doch keine Schwierigkeiten bekommen, Albert. Sie werden ihn suchen.« »Was sollen wir denn machen? Ihn hier verfaulen lassen?
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