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Im Dienste Der Koenigin

Titel: Im Dienste Der Koenigin
Autoren: Karla Weigand
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durchzustehen.«
    Céleste sprach aber ihre Gedanken nicht aus, sondern versuchte weiterhin, die ebenso unglückliche wie empörte Schwester zu trösten.
    »Vielleicht überlegt es sich Monsieur le Père ja doch noch«, meinte sie beschwichtigend - glaubte aber selbst nicht recht daran. Zu endgültig hatten sich die Worte Monsieur de Rohans angehört. Außerdem: Der König, dem Maries Vater so eilfertig zu willfahren bestrebt war, verlangte es so.
    »Oh nein!«, rief Marie auch sogleich aus. »Mein Vater revidiert niemals seine Meinung - außerdem hat er keine Chance gegen den Willen Seiner Majestät. Wir Töchter der Reichen
und Mächtigen sind nur Spielbälle unserer Väter, um Allianzen zu schmieden, möglichst großen Einfluss für unsere Familien zu erlangen und deren Macht zu festigen. Zu sagen oder gar selbst zu entscheiden haben wir jedoch nichts«, fügte sie verbittert - und von Céleste unwidersprochen - hinzu. Voll Verzweiflung vergoss Marie noch weitere bittere Tränen. Und einmal mehr war Céleste verwundert, wie es Marie gelang, auch mit verweinten Augen so wunderschön auszusehen.

KAPITEL 3
    HILFLOS MUSSTE MARIE mit ansehen, wie ihre Stiefmutter Gabrielle, obgleich zum sechsten Male schwanger, in den nächsten Wochen und Monaten eifrig damit beschäftigt war, ihre Aussteuer zu vervollständigen.
    Marie selbst erhielt Unterricht von einem eigens aus Paris engagierten Tanzlehrer, der ihr die am Hofe Ludwigs XIII. üblichen, durch zahllose Figuren komplizierten Reigen beibringen sollte, sowie das tadellose Benehmen gegenüber dem König, der Königin Anna und der Königinmutter, Maria de Medici.
    Madame Gabrielle bemühte sich redlich, ihre Stieftochter abzulenken, indem sie ihr Klatschgeschichten vom Pariser Hof erzählte. Marie war indes nicht dumm; sie wusste genau, dass man ihr Lust auf das Leben in der Hauptstadt, in der Nähe des Königs, machen wollte. Ihre Neugier sollte geweckt werden. Doch sie durchschaute diesen Versuch und sperrte sich innerlich dagegen.

    »Die Königinmutter hat mittlerweile ihren Verbannungsort Blois wieder verlassen, da ihr vom König gestattet wurde, in den Louvre zurückzukehren«, hörte Marie ihre Stiefmutter berichten. Dem jungen Mädchen war dies herzlich gleichgültig.
    Stoffe wurden geprüft und ausgewählt, eine Unmenge neuer, prächtiger Kleider mussten zugeschnitten und genäht werden. Um die Stieftochter nicht zu blamieren und als »Mädchen aus der Provinz« verspotten zu lassen, hatte Madame Gabrielle die Schnittmusterbögen der allerneuesten Mode und außerdem Frisurenkataloge aus der Hauptstadt Frankreichs bestellt.
    Die Schneiderinnen und Zofen der Herzogin wetteiferten miteinander, die Braut noch schöner, noch strahlender, noch begehrenswerter erscheinen zu lassen.
    So oft Marie an einem Spiegel vorüber ging, betrachtete sie sich darin, schnitt missmutig eine Grimasse, streckte die Zunge heraus und klagte laut: »Wozu der ganze Aufwand? Es ist doch vollkommen egal , wie ich aussehe. Mein Gemahl wird mich sowieso keines Blickes würdigen.«
    Als Madame de Rohan-Montbazon davon erfuhr, ließ sie ihre aufmüpfige Stieftochter, die sich noch immer nicht mit ihrem Schicksal abgefunden hatte, zu sich rufen. Marie hatte zu ihrer Stiefmutter stets ein gutes Verhältnis gehabt. Die Herzogin war redlich darum bemüht, der großen angeheirateten Kinderschar, der sie jedes Jahr ein eigenes bébé hinzufügte, eine echte Mutter zu sein.
    Die beiden führten ein langes Gespräch »unter Frauen«, wobei die Ältere die Blutjunge diesmal durchaus als vollwertige Partnerin behandelte.
    Dezent, aber dennoch unmissverständlich machte Gabrielle der zukünftigen Ehefrau klar, dass Herren, die ihr eigenes Geschlecht
bevorzugten, dennoch häufig im Stande waren, ihre Frauen im Bett zu beglücken - falls sich diese nicht allzu ungeschickt anstellten.
    »Ich weiß nicht, ob ich mich darüber freuen soll, chère Maman«, antwortete Marie ihr nach einigem Überlegen. »Der Gedanke, einen Mann im Bett empfangen zu müssen, von dem ich weiß, dass er gerade noch das Lager mit einem Geschlechtsgenossen geteilt hat, macht mich nicht wirklich froh. Im Gegenteil, Madame! Diese Vorstellung sowie die Tatsache, mich mit den bescheidenen Brosamen seiner Liebesfähigkeit begnügen zu müssen, empfinde ich als ekelhafte Zumutung.«
    »Diese Haltung nehmen nicht wenige Frauen auch gegenüber dem ganz normalen Liebesspiel zwischen Mann und Frau ein, Marie. Viele halten auch das für eine
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